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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
Autoren: Sarah Maclean
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PROLOG
    Es kann nicht länger geleugnet werden, dass unter den jungen Damen Londons eine leibhaftige Plage um sich greift – eine Plage geradezu tragischen Ausmaßes, die mit dem Schlimmsten rechnen lässt.
Wir sprechen, wie soll es anders sein, natürlich von der Altjungfernschaft.
Da unsere schöne Stadt so reich an unverheirateten Damen ist, denen, im Schatten wandelnd, die wärmenden Strahlen ehelichen Glücks vorenthalten werden, grenzt es nachgerade an ein Verbrechen, diesen vielversprechenden Knospen der Gesellschaft die Gelegenheit zu verwehren, zur Blüte zu gelangen!
Und deshalb, liebe Leserin, kann es nur im Interesse der Allgemeinheit sein, eine Liste altbewährter und vielfach erprobter Maßnahmen zur Hand zu reichen, die es einer jeder erleichtern sollte, was die schwierigste aller Aufgaben sein dürfte: sich einen Ehegatten zu angeln.
In aller Bescheidenheit weihen wir Sie in die Kunst ein, auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord zu erlegen.
Perlen und Pelissen
Juni 1823
Townsend Park
Dunscroft, Yorkshire
    L ady Isabel Townsend stand in dem schäbigen Empfangszimmer des einzigen Hauses, das sie je ihr Zuhause hatte nennen können, und versuchte, das Rauschen in ihren Ohren zu bezwingen. Argwöhnisch beäugte sie den bleichen, hageren Mann, der nun vor sie trat.
    „Mein Vater hat Sie also geschickt.“
    „Ganz genau.“
    „Könnten Sie noch einmal wiederholen, was Sie da eben gesagt haben?“ Gewiss hatte sie nur falsch verstanden, was diesem höchst ungebetenen Gast gerade über die Lippen gekommen war.
    Er lächelte so überaus unattraktiv, dass es Isabel ganz flau wurde. „Aber gern.“ Genüsslich dehnte er die wenigen Worte, bis sie allen Raum zwischen ihnen einzunehmen schienen. „Wir sind verlobt.“
    „Und mit wir meinen Sie …“
    „Sie – und mich. Wir werden heiraten.“
    Isabel schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, aber wie war noch mal Ihr …“
    Dass sie ihm nicht die gehörige Aufmerksamkeit gewidmet hatte, als er sich ihr vorstellte, schien ihm zu missfallen. „Asperton“, sagte er pikiert. „Lionel Asperton.“
    Isabel nahm sich vor, sich diesen köstlichen Namen später in Ruhe auf der Zunge zergehen zu lassen. Nun galt es erst einmal, sich mit dem Mann selbst auseinanderzusetzen. Sonderlich schlau schien er nicht zu sein. Was sie nicht wundern sollte, waren die Bekannten ihres Vaters doch selten Männer von Intelligenz.
    „Und wie kommt es, dass wir verlobt sind, Mr Asperton?“
    „Ich habe Sie gewonnen.“
    Isabel schloss die Augen und versuchte, Fassung zu wahren, den Zorn und die Schmach zu verbergen, die sie bestürmten – die sie bei diesen Worten eigentlich immer bestürmten. Ruhig erwiderte sie seinen wässrigen Blick. „Sie haben mich gewonnen.“
    „Allerdings. Ihr Vater hat um Sie gewettet.“ Er besaß nicht einmal den Anstand, Verlegenheit vorzutäuschen.
    Isabel schnaubte, um ihrem Ärger Luft zu machen. „Um wie viel?“
    „Einhundert Pfund.“
    „Nun, das ist mehr als sonst.“
    Asperton tat die wunderlichen Worte mit einem Handstreich ab und trat näher. Sein Lächeln verriet, dass er sich seiner Sache sehr sicher war. „Ich habe gewonnen, und Sie gehören mir. Von Rechts wegen.“ Er streckte die Hand nach ihr aus und strich ihr über die Wange. Dann senkte er die Stimme zu einem Flüstern. „Wir werden beide unseren Spaß haben.“
    Reglos stand sie da und versuchte, den Schauder zu unterdrücken, der sie befallen wollte. „Da wäre ich mir nicht so sicher.“
    Er neigte sich vor, und Isabel starrte wie gebannt auf seine Lippen – rote, glänzende Lippen, vor denen sie unweigerlich zurückschreckte, als er weitersprach. „Dann werde ich Sie eines Besseren belehren müssen.“
    Ehe er ihr noch weiter auf den Leib rücken konnte, wich sie vor seiner aufdringlichen Nähe zurück, bis ein alter, zerschlissener Fauteuil zwischen ihnen war. Mit funkelnden Augen pirschte Asperton heran.
    Er scheint die Jagd zu lieben .
    Isabel musste diesem Treiben auf der Stelle ein Ende setzen.
    „Ich fürchte, Sie haben den langen Weg umsonst gemacht, Mr Asperton. Sie sollten wissen, dass ich seit geraumer Zeit volljährig bin, und mein Vater …“, das Wort ließ sie stocken, es hinterließ einen üblen Nachgeschmack, „… er hätte wissen müssen, dass man mich nicht einfach verwetten kann. Es hat noch nie funktioniert. Und das wird es auch jetzt nicht.“
    Wie angewurzelt blieb Asperton stehen, riss die Augen weit auf. „Was? Er hat das schon
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