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Nachbar mit Benefits (German Edition)

Nachbar mit Benefits (German Edition)

Titel: Nachbar mit Benefits (German Edition)
Autoren: Andrea Tiefenberg
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Kapitel 1
     
    Uwe kannte diese Art von Blicken ganz genau. Er wusste, dass die Frauen jede noch so kleine Bewegung von ihm beobachteten, während er die erste Fuhre seiner Umzugskartons den mit Kiesplatten belegten Weg vom Parkplatz zum Hauseingang hin schleppte. Das war ein Schaulauf von immerhin knapp zwanzig Metern.
    Er wurde intensiv unter die Lupe genommen und gemustert. Gardinen bewegten sich kaum merklich, dahinter verstohlene Blicke, errötende Gesichter von Frauen, die seinen durchtrainierten und im Sonnenlicht schweißglänzenden Körper mit den Augen verschlangen. Frauen, die das 08/15-Sexleben mit ihren Bürohengst-Ehemänner leid waren und sich nach einem richtigen Hengst von einem Kerl verzehrten.
    »Das kann ja heiter werden«, flüsterte Uwe vor sich hin und lächelte. Gekonnt und bestens einstudiert entblößte er dabei seine makellosen weißen Zähne. Er wusste genau, wie er auf Frauen wirkte und was er tun musste, um sie um den Finger zu wickeln. Die alten Tricks funktionierten immer noch. Es hatte sich nichts geändert, und eigentlich war das schon seit der Steinzeit der Fall. Insbesondere die Frauen machten immer gerne Witze darüber, dass sie sich weiterentwickelt hätten, während die Männer von der Evolution vergessen worden seien. Dieser Gedanke entlockte Uwe stets ein mildes Lächeln. Es brauchte nicht viel, um eine Frau dazu zu bringen, sich ihm hinzugeben. Und an diesem wenigen hatte sich nie etwas geändert. Evolution hin oder her!
    Stimmt, es konnte heiter in diesem Haus werden, und zumindest heiterte es ihn ein bisschen auf. Zuerst hatte er gedacht, in diesen Wohnblock mit dreißig Mietparteien umziehen zu müssen, sei eine Art unwürdiger Abstieg für ihn. Aber nun sah es eher danach aus, als könnte seine Zeit in diesem Betonsilo sehr unterhaltsam werden. Vor allem war hier eine gewisse Anonymität gewährleistet.
    Ganz lässig flanierte er, die Umzugskiste geschultert, am hauseigenen Spielplatz vorbei. Zwei Frauen saßen auf der Bank und unterbrachen schlagartig ihr Gespräch.
    »Schönen Tag, die Damen«, flötete Uwe und zwinkerte ihnen beiden freundlich zu. Die Masche war uralt, zog aber immer noch. Nett und unverbindlich. Den beiden Ladies klappten die Kinnladen bei seinem Anblick fast gleichzeitig herunter, und vergessen waren ihre lärmenden Bälger, die den Sandkasten umgruben.
    Die zwei Frauen nickten grüßend zurück – freundlich, höflich, und doch mit einem Blick, der Uwe unverkennbar zeigte, dass sie sich wie tuschelnde Teenager ertappt fühlten. Die eine von beiden, die mit den langen, schwarz gefärbten Haaren, wurde sogar ein bisschen rot.
    Eben diese Schwarzhaarige schaute er sich ein wenig näher an. Natürlich so, dass sie es nicht merkte. Inzwischen hatte er in dieser Hinsicht längst seine ganz eigene und unauffällige Technik entwickelt.
    Uwe schätzte sie auf Anfang vierzig, aber sie hatte sich gut genug gehalten, um mit etwas Schminke und etwas Styling noch für Mitte dreißig durchzugehen. An diesem heißen Tag saß sie in T-Shirt, Shorts und Flip-Flops da. Viel Mühe hatte sie sich mit dem Aufbrezeln nicht gegeben. Klar, sie hatte ja auch nicht wissen können, dass ihr heute noch so ein Traumtyp wie Uwe über den Weg laufen würde. Er schloss mit sich selbst eine Wette ab, dass sie sich in Zukunft sicherlich besser zurecht machen und auf ihr Äußeres achten würde.
    Jetzt, wo er im Haus war!
    So lief das immer.
    Von wegen Evolution!
    Die andere Frau war brünett und hatte einen ersten Ansatz zu kleinen Fettpölsterchen. Während die Gefärbte sich ganz offenbar im Fitness-Studio austobte und wenigstens ein kleines bisschen Wert darauf legte, sich noch ein wenig zu halten, hatte die andere sich offensichtlich aufgegeben. Sie war verheiratet, lebte ihr braves Mittelklasseleben und hatte nichts mehr weiter zu erwarten. Schicksal.
    Uwe konnte solche Dinge innerhalb von Sekundenbruchteilen feststellen. Reine Routine, alles eine Frage der Erfahrung. Und Erfahrungen mit Frauen hatte er bei weitem genug. Ein paar wenige Blicke genügten, und er konnte die Lebensgeschichten der Damen herunterbeten, als kenne er sie seit Jahren und als hätten sie sich ihm stets anvertraut.
    So auch diese zwei. Noch wussten die beiden Damen nicht, dass sich ab sofort vieles für sie ändern würde.
    Vielleicht sogar alles!
     

Kapitel 2
     
    »Schau dir nur den an!«
    Julia Sterner klebte fast mit der Nase an der Scheibe, als der neue Mieter vorbeiging. Sie konnte ihre Blicke
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