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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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Prolog
    Caitlin Moore öffnete die Tür zu ihrem Wohnzimmer und fand sich in der Hölle wieder.
    Zumindest kam es ihr für die verbleibenden drei Minuten und siebenundzwanzig Sekunden ihres Lebens so vor.
    Die Uhr begann zu ticken, als sie die Tür mit ihrer Hüfte aufstieß und mit einer geübten Ellenbogenbewegung nach dem Lichtschalter zielte. Es war die übliche Freitagabendroutine. Wenn sie vollgepackt mit Büchern und zu benotenden Klausuren von der Highschool kam und keine Hand frei hatte, traf sie den Schalter jedes Mal mit dem Ellenbogen.
    Aber dieses Mal klickte der Schalter nicht, kein Licht strahlte auf, und sie musste auch nicht erst blinzeln und ihren Blick abwenden, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen.
    Sie ließ sich nicht verunsichern und betätigte den Lichtschalter ein zweites Mal.
    Alles blieb schwarz.
    »Verdammt nochmal«, brummelte sie in sich hinein und drehte sich zur Seite, um die Arbeiten auf der Anrichte neben der Tür abzulegen.
    Das Quietschen des Polstersessels neben dem Fernseher ließ sie innehalten.
    »Bist du wach, Nate? Wie wär’s, wenn du mir mal hilfst? Der Strom ist ausgefallen.«
    Nathaniel Moore war ebenfalls Lehrer an der Collinwood High in Miami. Aber im Gegensatz zu Caitlin war sein Fach Leichtathletik, und er musste sich freitagabends nicht den eintönigen Versammlungen des Lehrkörpers unterziehen. Er kam immer drei Stunden früher von der Schule weg, holte Cassie bei ihrer Babysitterin ab und kam nach Hause. Wenn Cassie erst mal in den Federn war und er einige Jack Daniel’s intus hatte, schlief Nate vor dem Großbildschirm ein, während der Discovery Channel sein Bestes gab, sein Schnarchen zu übertönen.
    Routine.
    »Nate?«
    Aber heute Nacht blieb kein Fitzelchen von ihrer Routine übrig.
    Es würde kein Abendessen geben. Kein gemütliches Kuscheln auf dem Sofa, während sie einen Spätfilm ansahen. Keine zärtlichen Liebkosungen auf dem Weg ins Bett, wo Nate beweisen würde, dass er immer noch ein Kerl war, der Ausdauersportarten beherrschte.
    »Hallo Caitlin.«
    Die Stimme war sanft, aber sie erschreckte Caitlin bis ins Mark. Sie zuckte zusammen und stieß sich den Rücken am Sideboard. Blätter fielen vom Stapel zu Boden. Das war nicht die Stimme ihres Ehemanns.
    Es war keine Stimme, die sie kannte.
    Der Polstersessel quietschte erneut. In der Dunkelheit um sie herum regte sich etwas. Caitlin erkannte, dass sich der Besitzer der unbekannten Stimme in Bewegung gesetzt hatte.
    Fast hätte sie sich zur Tür aufgemacht.
    Dann fiel ihr Cassie ein.
    Ihre achtjährige Tochter musste in ihrem Zimmer schlafen. Wenn sie jetzt flüchtete, was würde dann mit Cassie passieren? Was war mit Nate passiert?
    Eine Taschenlampe wurde eingeschaltet, ihr Strahl direkt in Caitlins Augen gerichtet. Sie keuchte auf und riss den Arm vor ihr Gesicht.
    Erneut eine plötzliche Bewegung, und dann klammerte sich eine Hand um ihren Hals. Die Finger waren lang und schlank, aber wo sie sich in ihr Fleisch krallten, fühlten sie sich an wie Stahl. Caitlins Lunge sprang ihr fast aus der Brust.
    Sie konnte keine Gegenwehr leisten. Sie bekam keine Luft, ihr fehlten die Kraft und der Wille zu kämpfen. Sie wurde um ihre eigene Achse gedreht und dann in die Mitte des Zimmers gezerrt. Funken stieben hinter ihren Augenlidern auf. Wenn sie keine Luft bekam, wäre sie innerhalb von Sekunden bewusstlos. Dann waren die Finger von ihrem Hals verschwunden, und sie würgte: Brechreiz hoch zehn.
    »Hallo Caitlin«, sagte die Stimme noch einmal.
    »Wer … wer sind Sie?«, keuchte Caitlin. »Was wollen Sie?«
    Das Licht schien ihr immer noch direkt in die Augen. Sie konnte die Person hinter dem Strahl nicht ausmachen. Kannte sie die Stimme vielleicht doch?
    »Ich möchte Sie vor die Wahl stellen.«
    Die Taschenlampe ging aus, und Dunkelheit senkte sich wie eine Haube über Caitlins Kopf. Um sie herum spürte sie einen Luftzug. Der Fremde bewegte sich wieder. Caitlin drehte sich mit dem Lufthauch, versuchte herauszufinden, wo sich der Fremde nun befand.
    »Lieben Sie Ihre Familie, Caitlin?« Die Stimme war kaum lauter als ein Flüstern.
    »Mehr als alles auf der Welt«, stieß Caitlin hervor. »Bitte! Tun Sie ihnen nichts an. Ich mache alles, was Sie sagen.«
    »Alles?«, fragte die Stimme und klang dabei seltsam beunruhigt. »Sie würden sich für sie erniedrigen? Sie würden sich hinlegen und sich einem Fremden darbieten?«
    »Alles«, schluchzte Caitlin. »Geld! Wollen Sie Geld? Ich kann es Ihnen
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