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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
Autoren: Maggie Furey
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1
Die Letzten der Magusch
     
     
    Als es der Zauberin nicht gelang, das Flammenschwert in Besitz zu nehmen, waren die Phaerie endlich frei. Für Hellorin war es überdies ein schier unglaublicher Glücksfall, daß die flammenhaarige Magusch seinem Volk durch ihre Schwäche nicht nur die ersehnte Freiheit schenkte, sondern ihm auch die Phaerierosse zurückbrachte, die so lange auf der anderen Seite des Ozeans in Menschengestalt gelebt hatten. »Reitet, meine Kinder«, rief er voller Jubel. »Laßt die Welt zittern, denn die Phaerie reiten wieder!«
    »Nein«, rief Eilin. »Das darfst du nicht! Laß die Xandim ziehen. Sie sind intelligente Wesen wie wir!«
    Einen Augenblick lang zögerte der Waldfürst. Während er die Magisch in seinem Reich gefangengehalten hatte, waren sie einander sehr nahe gekommen, und sie hatte ihm viel bedeutet – aber jetzt, da er wieder Herr seiner selbst war, durfte seiner Freiheit nichts mehr im Wege stehen. Die Tage der Magusch waren vorbei, und die Phaerie konnten die Welt erneut in ihren Grundfesten erschüttern. Hellorin zuckte die Achseln und verbannte Eilin ebenso wie seinen weichherzigen Sohn, der die Phaerierosse gewiß auch in ihrer nutzlosen Menschengestalt belassen hätte, aus seinen Gedanken. Irgendwann in der Zukunft würde er D’arvan schon eines Besseren belehren.
    Mit einem gewaltigen Sprung stieg die weiße Stute gen Himmel. Das Herz des Waldfürsten, das so lange schwer und von eisernen Fesseln umklammert gewesen war, erhob sich gemeinsam mit seinem magischen Roß in die Lüfte. Seine Stute peitschte mit ihren Hufen den Boden auf und jagte mit immer längeren Schritten über einen unsichtbaren Weg. So sehr nahm den Phaeriefürsten sein Triumph gefangen, daß er das Tor in der Zeit, das das Flammenschwert hinter ihm geöffnet hatte, überhaupt nicht bemerkte. Daher sah er auch nicht, wie sein Sohn D’arvan hinter Aurian durch das Tor sprang, um dem Nichts entgegengeschleudert zu werden.
    Dutzende von Stimmen fielen in Hellorins Ruf ein. Sein Volk folgte ihm – nicht länger als schattenhafte Gestalten, sondern schön anzusehen und mit strahlendem Heisch versehen. Die Phaerie erhoben sich hinter ihrem Fürsten auf ihren eigenen Reittieren in den Himmel – Tieren, die nur wenige Augenblicke zuvor die Gestalt, das Bewußtsein und die Intelligenz sterblicher Menschen besessen hatten. Höher und höher stiegen die Phaerie, schwärmten den Wolken entgegen wie eine Woge schwarzen Rauchs. Während die einen ihrem Herrn und Fürsten in die Luft folgen konnten, liefen jene, die nach wie vor an die Erde gebunden waren, weil sie nicht genug Pferde hatten, in den Wald, als wollten sie der wilden Jagd zu Fuß folgen.
    Der Waldfürst sah sich voller Stolz nach seinem Gefolge um. Der einzige Kummer, der sich in seinen Triumph mischte, war die Tatsache, daß diese Schar nur ein trauriges Spiegelbild jener größeren Ritte alter Zeiten war, denn es wären kaum mehr als fünf Dutzend Phaerierosse zusammen mit den Fremden in das Tal gekommen. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als viele seiner Leute auf Erden zurückzulassen. Mit einem entschlossenen Achselzucken fegte er diesen Gedanken beiseite; er würde es nicht zulassen, daß Vergleiche mit früheren Zeiten diesen Augenblick des Triumphes schmälerten. Wenn die fehlenden Pferde auf dieser Seite des Ozeans waren, würden sie sie finden – und wenn sie sich noch jenseits des Meeres befanden, außerhalb der machtvollen Reichweite der Phaerie, dann würden sie mit jenen, die sie heute zurückbekommen hatten, mühelos weitere züchten können.
    Nachdem er solch weltliche Dinge mit festem Willen aus seinen Gedanken verbannt hatte, überließ Hellorin sich ganz seiner neuen Freiheit und atmete mit gewaltigen Zügen den eisigen Wind ein, der auf seinem Gesicht brannte und sich in seine Lungen bohrte. Er warf einen flüchtigen Blick hinunter auf die Erde und kostete dann in vollen Zügen die Kraft seines Phaerierosses aus. Die weiße Stute sprang von Wolke zu Wolke und schleuderte mit ihren silbernen Hufen Donnerschläge erdenwärts.
    Weit unten erspähten Hellorins scharfe Augen menschliche Gestalten: Eine Gruppe flüchtender Sterblicher, die wie Ameisen durch die schwelenden Bäume am Talesrand schwärmten. Obwohl diese Geschöpfe durchaus ihren Nutzen hatten, mußte man ihnen zuerst eine Lektion erteilen – sie mußten begreifen, daß jetzt die Phaerie ihre Herren waren. Mit einem triumphierenden Aufheulen rief der Waldfürst sein
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