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1180 - Der Drachenschatz

1180 - Der Drachenschatz

Titel: 1180 - Der Drachenschatz
Autoren: Jason Dark
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Für Leon waren die Wellen wichtig. Sie brachten ihm die Botschaft mit. Sie sangen und erzählten von den vergangenen Zeiten, von fernen Ländern und Gestaden, die Leon nie zu Gesicht bekommen hatte, die ihm trotzdem nicht fremd waren. In seiner Fantasie konnte er sich alles vorstellen. Die hohen Türme der Burgen, die Männer und Frauen, edle Ritter und Schurken, aber auch die Gefahren einer wilden, unberechenbaren Natur, in der sich die gefährlichen Monster versteckten, die aus dem Wasser kamen und die Schiffe mutiger Seefahrer verschlangen. Es war eine wunderbare Welt, die es leider längst nicht mehr gab oder es auch niemals gegeben hatte.
    So genau wollte Leon das nicht wissen. Er war mit sich und seinen Gedanken zufrieden.
    Den Sand in der Mulde hatte er erreicht. Seine Füße sanken bis zu den Knöcheln ein. Er trug hohe Schuhe zu der blauen Jeanshose. Gegen den Wind hatte er eine Weste über den Pullover gestreift.
    Das dunkelblonde Haar hatte einen Stich ins Bräunliche. Leon mochte es, wenn es vom Wind erfasst wurde wie jetzt, als er über das Wasser schaute.
    Der Junge blieb stehen und genoss den Anblick. Die Wellen rollten ohne Unterlass heran. Mal kräftig, mal sanft, dann wieder stürmisch und voll gefüllt mit Gischt, und im anderen Extrem bewegten sie sich wie flache Zungen, die nach allem leckten, was nicht fest genug auf dem Boden lag, um es hineinzuziehen in das feuchte Element, wo sie es für alle Zeiten verschwinden ließen.
    Leon war schon sehr oft zu seinem Lieblingsplatz gegangen, aber an diesem frühen Abend war es einfach anders. Da hatte ihn eine nicht zu erklärende Kraft hierher getrieben. Er hatte es kaum erwarten können, seinen Lieblingsplatz zu erreichen, an dem sich nichts verändert hatte, obwohl ihm das Rauschen des Wassers an diesem Tag anders vorkam als sonst.
    Es war nicht lauter, dafür geheimnisvoller.
    Der ewige Motor, der mit den Wellen spielte, brachte die Botschaft zu ihm. Er war nicht in der Lage, sie zu analysieren, er wusste nur, dass an diesem Tag etwas Besonderes geschehen würde.
    Das Meer war grau. Hin und wieder zeigte es einen türkisfarbenen Schimmer, auf dem die sprudelnden Kämme der Gischtwellen tanzten wie verlorene Geister. Alles besaß an diesem Abend ganz andere Dimensionen. Leon kam die Welt viel weiter vor, als hätten sich für ihn ansonsten verschlossene Tore geöffnet.
    Er ging ein paar Schritte zur Seite und setzte sich auf einen Stein. Es war sein Platz. Den hatte er sich ausgesucht, und er war wirklich zu seinem Lieblingsort geworden. Er war wie geschaffen für ihn. Die Kräfte der Natur hatten den Stein glatt werden lassen, und Leon empfand ihn so bequem wie einen Stuhl.
    Faszinierend war es für ihn, das Spiel der Wolken zu beobachten. Okay, sie waren bis auf wenige Ausnahmen immer vorhanden, aber in diesem Fall wirkten sie anders. Sie schienen sich ihm offenbaren zu wollen, als wollten sie ihm etwas zeigen.
    Es waren Wolken, die etwas darstellten. Man musste nicht mal viel Fantasie besitzen, um aus ihnen etwas erkennen zu können. Gestalten, die Menschen und Tieren glichen. Manchmal auch richtigen Ungeheuern, in den verschiedensten Formen und Abbildungen.
    Der Himmel war für Leon zu einem Tor geworden, das seine Pforten weit aufgerissen hatte, um das Geheimnisvolle und Rätselhafte hervorzubringen, das sich dahinter verbarg.
    Für ihn waren es wahr gewordene Träume. Schon immer hatte er gewusst, dass es nicht nur die eine sichtbare Welt gab. Er hatte die Signale empfangen. Er war dafür besonders sensibilisiert. Er freute sich darüber, aber er war auch vorsichtig, denn die anderen Welten verbargen nicht nur Freuden oder positive Dinge. Da konnte sich durchaus etwas Böses verstecken, das bestimmte seherische Menschen schon in tiefer Vergangenheit erkannt hatten. Sie waren davon so beeindruckt gewesen, dass sie ihre Erkenntnisse niedergeschrieben hatten, und so waren zahlreiche Märchen und Sagen entstanden, an die viele nicht glaubten und Leon auslachten, wenn er von seinen Gedanken berichtete.
    Er wusste es besser!
    Zu oft war er an diesem Platz gewesen. Zu viel hatte er darüber gelesen. Nicht grundlos hatte man diesem Platz hier am Wasser einen besonderen Namen gegeben.
    Es war die Drachenküste…
    Immer wenn Leon daran dachte, rann ein Kribbeln über seinen Körper hinweg.
    Irgendetwas war hier früher geschehen. Man hatte die Drachen gesehen. Sie waren als monströse Ungeheuer aus dem Wasser aufgetaucht und hatten den Schrecken
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