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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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sagte ich. Es schien nichts anderes zur Auswahl zu stehen. Entweder man trank das, oder man riskierte sein Glück mit der braunen Flüssigkeit, die sich in den verstaubten Flaschen im Regal hinter der Registrierkasse als Hochprozentiges ausgab.
    Der Barmann bewegte sich widerwillig auf mich zu. Er blickte sich zu seiner Klientel um, als ob er gegen irgendein ungeschriebenes Gesetz verstieße, wenn er mich bediente. Nicht dass er aussah wie ein Typ, der sich großartig Gedanken über die Gefühle anderer machte. Er war ein bulliger Mann in einer dieser ärmellosen Lederwesten, die den Bizeps ihrer Träger zur Schau stellen sollen. In der ungepflegten Haut unter seinem rechten Auge prangte die Tätowierung eines schwarzen Sterns, eine Narbe teilte seine Unterlippe und endete irgendwo in dem geflochtenen Bart an seinem Kinn.
    »Ich möchte hier drin keinen Ärger haben, Mister«, sagte er, als er ein Bier vor mir abstellte. »Ich schlage vor, Sie trinken aus und machen sich dann wieder auf den Weg.«
    Ich hielt seinem Blick stand und fragte: »Ist es das, was Sie hier unter Südstaaten-Gastfreundlichkeit verstehen?«
    »Nein«, höhnte er, »in dieser Gegend nennt man das einen guten Rat.«
    Nach all den Stunden, die ich seit Tampa hinterm Lenkrad gesessen hatte, stand mir wohl auch noch eine lange Nacht bevor. Ein Drink zur Entspannung hätte meine Laune verbessert. Vielleicht hätte auch eine nette Plauderei geholfen. Es sah nicht danach aus, als ob ich das eine oder das andere hier finden würde.
    »Danke für die Vorwarnung«, sagte ich.
    Ich warf ein paar Dollar auf den Tresen, stand auf und ging mit meinem Getränk in der Hand davon. Die Flüssigkeit im Glas war nicht gerade kalt. Ganz im Gegensatz zum Blick des Barmanns, der sich eisig in meinen Rücken bohrte.
    Ich ging an einer Gruppe Männer an einem Tisch vorbei und nickte ihnen zu. Wie nicht anders zu erwarten, registrierten sie mich mit den toten Augen derer, die auf der Hut sind vor dem Gesetz. Einer von ihnen ließ mich das Zucken seiner überentwickelten Brustmuskeln sehen. Alle fingen an zu kichern.
    In der hinteren Ecke der Bar saß ein Mann, der ebenso wenig in diese Umgebung passte wie ich. Ein kleiner, irgendwie vogelartig wirkender Mann, der durch seine Haare schwitzte, ohne dass der Schweiß jemals seine trockene Stirn erreichte. Seine rechte Hand war ständig in Bewegung, als ob er mit einem kleinen Gegenstand in seiner Handfläche spielte. Ich glaubte Metall aufblitzen zu sehen, aber dann verschwand die Hand in seiner Manteltasche, und ich war mir nicht mehr sicher.
    Ohne zu fragen, stellte ich mein Bier ab und setzte mich auf den Stuhl neben ihm. Das Fass unter der Tischplatte machte es schwer, sich entspannt hinzusetzen, deshalb lehnte ich mich nach vorne und stützte meine Ellenbogen auf dem Holzbrett ab. Ich wandte mich dem Mann zu und sah ihn mir genauer an, aber er beobachtete weiterhin den Barbereich, als ob er Angst davor hätte, wer als Nächstes durch die Tür spazieren könnte.
    »Ich weiß jetzt, was Sie meinten, als Sie sagten, ich würde Sie schon erkennen, wenn ich hier reinkomme«, sagte ich. »Sie kommen mir nicht wie ein Typ vor, der in Biker-Clubhäusern rumhängt.«
    »Aus diesem Grund haben wir uns auf diesen Treffpunkt geeinigt«, sagte der Mann. »Hier kommt wenigstens niemand vorbei, den ich kenne.«
    »Das war keine gute Idee«, erklärte ich ihm. »Wenn Sie anonym bleiben wollten, hätten Sie sich was aussuchen müssen, wo Sie nicht auffallen. Wo wir nicht auffallen. Sehen Sie sich doch mal um: Die beobachten uns schon alle.«
    Vielleicht war der Rat des Barmanns doch nicht so schlecht gewesen.
    »Wir sollten gehen«, sagte ich ihm.
    Die Männer am nächsten Tisch hatten ihre Aufmerksamkeit auf das Spektakel gelenkt, das wir als Fremde in ihrer Mitte abgaben. Sie schienen nicht besonders erfreut darüber – vielleicht senkten wir den Testosteronspiegel des Ladens zu sehr.
    Der Mann hörte mir nicht zu. Er ließ eine Hand unter den Tisch gleiten und kramte unter einer zusammengefalteten Zeitung. Ich sah die Ecke eines Umschlags aufblitzen.
    »Alles, was Sie brauchen, ist hier drin.« Schnell griff er nach seinem Getränk und nahm einen nervösen Schluck. »Den Rest zahle ich, wenn ich den Beweis habe, dass Jorgenson keine Bedrohung mehr für mich oder meine Familie darstellt.«
    Ich stieß einen Seufzer aus angesichts seiner amateurhaften Geheimniskrämerei und ließ meine Arme auf dem Tisch liegen. Der würde mir
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