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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht
Autoren: Renate Welsch
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Lass das, Purzel!
    Frau Lizzi saß mit aufgestützten Ellbogen am Küchentisch. Vor ihr lag die Zeitung von gestern, aber kaum hatte sie eine Überschrift überflogen, setzte sich Purzel mitten auf den Artikel, den sie lesen wollte.
    Sie schimpfte. Er grinste.
    Sie schubste ihn weg. Er rutschte zurück.
    »Kann ich nicht ein einziges Mal in Ruhe lesen, was auf der Welt passiert?«
    Er schüttelte den Kopf und blies eine Spuckeblase.
    »Wenn du so weitermachst, dann …« Sie drohte ihm mit dem Finger.
    Er rieb seinen kleinen runden Kopf an ihrem Daumen.
    »Du glaubst, du kannst mit mir machen, was du willst«, brummte sie.
    Er kitzelte ihre Handfläche mit einem Flügel.

    Frau Lizzi seufzte. Was hatte sie sich da angetan mit Vamperls Sohn? Warum hatte sie nicht darauf bestanden, dass er mit Vamperl, Vamperlina und Schnurzel nach Transsilvanien fuhr? Ein ruhiges Leben hätte sie haben können, wie es sich gehörte für eine alte Frau.

    Die Wohnungstür flog auf, krachte gegen den Küchenkasten. Hannes kam hereingestürmt.
    »Unsere Englisch-Miss spinnt!«, rief er. »Die ist nicht ganz dicht, ehrlich. Morgen will sie zwei Seiten Vokabeln prüfen!«
    Er schleuderte das Vokabelheft über den Tisch. Purzel jaulte auf und steckte seinen linken Fuß in den Mund.
    »Wann hat sie euch das aufgegeben?«, fragte Frau Lizzi. »Vorgestern? Oder vorvorgestern?«
    Hannes warf ihr einen bösen Blick zu. »Sie sind herzlos«, sagte er.
    Frau Lizzi nickte. »Ich weiß. Und jetzt gib das Heft her. Ich prüfe dich ab.«
    »Sie können doch gar kein Englisch«, blaffte er.
    Sie musterte ihn streng. »Aber lesen kann ich!«, trumpfte sie auf.
    Er setzte sich auf den Hocker wie auf eine Anklagebank.
    »Also dann.
Genug?
«
    »Wieso genug? Keinen Krümel hab ich bekommen und hab einen Riesenhunger!«
    Frau Lizzi grinste. »In zehn Minuten können wir essen. Bis dahin geht sich eine Seite Vokabeln aus. Noch einmal:
genug?
«
    »
Inaff
«, brummte Hannes.
    Was war in Frau Lizzi gefahren? Sonst gab es nichts Wichtigeres auf der Welt, als ihm einen vollen Teller vor die Nase zu stellen, sobald er aus der Schule kam. Gleich nach Vamperls Abreise hatte sie zu seiner Mutter gesagt: »Ab heute isst Hannes bei mir. Dann lohnt es sich wenigstens zu kochen. Und ich kann mich ein bisschen um seine Hausaufgaben kümmern.«
    Frau Lizzi schüttelte den Kopf.
    »Das heißt aber
inaff
«, beharrte er.
    »Warum steht dann hier
e-n-o-u-g-h
, wenn es
inaff
heißt? So ein Blödsinn.«
    »Eben. Sagen Sie das der Englisch-Miss!«

    Später am Nachmittag klopfte es zart an die Wohnungstür.
    Hinter einem riesigen bunten Blumenstrauß tauchte der schüttere Schopf von Professor Obermeier auf.
    Frau Lizzi hob hastig die Füße aus der Waschschüssel,Wasser schwappte auf den Küchenboden.
    »Oh, Verzeihung, ich sehe, ich störe …«, stotterte der Professor.
    Er rammte Frau Lizzi den Blumenstrauß ins Gesicht, ihre Brille und ihre Nase wurden gelb vom Blütenstaub. Als er sah, was er angerichtet hatte, fiel er in sich zusammen und rang die Hände.
    Frau Lizzi fing an zu kichern. Sie stellte den Blumenstrauß in einen Kochtopf, für ihre Vasen war er viel zu groß. Dann putzte sie ihre Brille.
    Sogar Professor Obermeier musste lächeln, als er ihre gelbe Nase sah.
    Frau Lizzi füllte die Kaffeemaschine. Ihr Blick fiel auf ihre nackten Füße. Ihre Zehennägel gehörten geschnitten.
    »So setzen Sie sich doch endlich«, herrschte sie den Professor an. »Nicht einmal einen Kuchen kann ich Ihnen anbieten …«
    Der Professor zog eine Schachtel Bonbons ausseiner Jackentasche. »Die hätte ich glatt vergessen«, murmelte er.
    Der Kaffee zischte in die Kanne und füllte die Küche mit seinem Duft. Frau Lizzi erwischte die Milch gerade zum richtigen Zeitpunkt, um sie zu Schaum zu schlagen. Erleichtert atmete sie auf und setzte sich mit den anderen an den Tisch.
    Purzel zupfte Fäden aus dem Vorhang, leckte sie gründlich ab und drehte sie zu Kugeln, die er ordentlich auf die Gardinenstange reihte. Als Frau Lizzi zu ihm hochblickte, saß er mit gefalteten Flügeln und schief gelegtem Kopf da wie ein kleiner Engel und winkte.

    Der Professor rutschte auf seinem Sessel hin und her. »Was soll denn das?«, ermahnte er sich lautlos. »Du bist doch sonst nicht so schüchtern. Du bist der Chef.« Er atmete tief ein, öffnete den Mund – und machte ihn gleich wieder zu.
    Hannes schlürfte seinen Milchschaum mit einem Schluck Kaffee drin und wunderte sich, dass ein richtiger
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