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Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps

Titel: Der Mörder mit dem grünen Daumen: Ein Kriminalroman mit vielen Gartentipps
Autoren: Evelyn Düll
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1
    Einsam lag die Brücke
im Licht der letzten Sonnenstrahlen. Tom Sauer trat kräftig in
die Pedale. Gleich würde er das Brückengeländer
erreicht haben, von dem aus er auf die Landstraße hinab sehen
konnte. Seine Schwester Sabine war weit zurückgeblieben –
wie immer, wenn es auch nur leicht bergan ging.
    Tom hielt an dem
Geländer und lehnte sich dagegen. Er war etwas außer Atem
geraten, aber sein Kopf wurde langsam wieder klar. Die Wirkung der
Weinschorle, die er intus hatte, ließ spürbar nach. „Du
solltest nicht soviel trinken“, hatte Sabine ihn auf dem Fest
ein ums andere Mal ermahnt und dabei demonstrativ an ihrem
Mineralwasser genippt. Aber die hatte leicht reden, musste sie doch
keinen Kummer hinunterspülen wie er.
    Tom sog die klare Luft
ein. Es war ein herrlicher Freitagabend Ende August. Kein Wölkchen
zeigte sich am Himmel. Vor dem Hintergrund des Abendrots im Westen
wirkte das satte Grün des hügeligen Pfälzerwaldes noch
intensiver. Östlich der Landstraße setzte sich der Wald
auf dem flachen Grund der Rheinebene fort in Richtung des mächtigen
Flusses. Die majestätische Ruhe, die hier herrschte, bildete
einen angenehmen Kontrast zu dem Trubel auf dem Weinfest. Außer
Sabine, die mittlerweile fast die halbe Brückenauffahrt
geschafft hatte, war weit und breit kein Mensch zu sehen. Auf der
Landstraße fuhr kein Wagen. Nur aus der Ferne drang schwach ein
Brummen an Toms Ohr.
    „ Schaffst du das
heute noch“, rief er neckisch seiner armen Schwester zu. „Ich
weiß nicht“, schnaufte Sabine zurück, „mein
Fahrrad bewegt sich kaum noch.“ Tom lachte: „Du meinst, du bewegst dein Fahrrad
kaum noch.“
    Thomas Sauer –
so sein voller Name – mochte seine Schwester sehr. Sie war
drei Jahre jünger als er, also 23, etwas pummelig, ein liebes
Ding und ihrem großen Bruder stets eine treue Verbündete.
Der Öko-Trip, auf dem sie seit einiger Zeit war, ging Tom
allerdings gehörig auf die Nerven. Erst war Sabine Vegetarierin
geworden, dann sogar Veganerin. Bald darauf legte sie auf dem
Anwesen ihrer Eltern einen Biogarten an. Sie kaufte nur noch
Produkte aus „fairem Handel“ – was auch immer das
heißen mochte – und Kleidungsstücke aus ökologisch
nachhaltigem Material.
    Zu allem Unglück
wurde Sabine nicht müde, diese Themen vor ihrem jeweiligen
Publikum lang und breit zu erörtern. Vorhin auf dem Weinfest
hatte Tom sich wieder einen ausführlichen Vortrag anhören
müssen, dieses Mal über die Schneckenplage in Sabines
Biogarten. „Es heißt immer, Schnecken seien langsam. Von
wegen! Nachts und wenn es geregnet hat, kommen die Nacktschnecken
aus ihren Unterschlupfen, durchlöchern sämtliche Blätter
und sind bis zum Morgen wieder spurlos verschwunden. Mein ganzes
Gemüse haben diese kleinen Biester ruiniert, kaum dass es
gepflanzt war. Alle Hindernisse, die ich aufbaute, haben sie
überwunden. Wusstest du, dass Schnecken mit ihrem schleimigen
Körper sogar über Rasierklingen kriechen können, ohne
sich zu verletzen?“
    Tom hatte es nicht
gewusst. Er hatte geschmunzelt, weil seine natur- und tierliebende
Schwester harmlose Schnecken auf einmal als gefährliche Monster
darstellte. Aber er hatte nichts gesagt und Sabine weiter dozieren
lassen. „Ich habe mich schlau gemacht, wie man der Plage Herr
werden kann. Bessere Barrikaden aus Fichtennadeln, Kalk, Säge-
oder Steinmehl wären nur eine Möglichkeit. Im Handel gibt
es übrigens auch spezielle Schneckenzäune. Leider sind die
Viecher sehr findig. Daher sammelt man sie vielleicht besser
zusätzlich abends oder bei feuchtem Wetter, wenn sie aus ihren
Verstecken kommen, ein und trägt sie weg.“
    „ Falls diese
Wundertiere einem nicht gerade im D-Zug-Tempo davonkriechen“,
hatte Tom gespöttelt. Doch seine Schwester war ungerührt
fortgefahren: „Um die Schnecken leichter finden zu können,
bietet es sich an, ihnen alte Bretter, feuchte Säcke oder große
Blätter als Schlupfwinkel anzubieten. Oder man macht das genaue
Gegenteil und harkt abgeerntete Beete sorgfältig glatt, so dass
Schnecken erst gar keinen Unterschlupf finden. Dicke Mulchdecken –
das sind Schichten aus altem Schnittgut – sollte man
jedenfalls vermeiden, weil sie ideale Verstecke abgeben. Besser
dünne Schichten ausbreiten und öfter erneuern. Und dann
sollte man im Sommer auch nicht abends sprengen, sondern in den
frühen Morgenstunden, denn die Feuchtigkeit zieht über
Nacht massenhaft Schnecken an.“
    Eines, hatte Sabine
beteuert, würde sie
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