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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht
Autoren: Renate Welsch
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Schultern. »Tut mir leid, ich kann es nicht besser erklären, ich war ja auch ziemlich aufgeregt, und auf jeden Fall kam dann sowieso mein lieber Vamperl und hat alles in Ordnung gebracht. Nicht einmal einen blauen Fleck hab ich davongetragen, ich konnte nur ein paar Tage lang schlecht schlucken und war ein bisschen heiser. Wenn einer von uns wirklich arm dran war, dann war er es.«
    Hannes sagte leise: »Das kann ich mir vorstellen.«
    Frau Lizzi drohte ihm mit erhobener Hand.
    Der Professor stöhnte.
    »Also, Vamperl hat ihm einen tüchtigen Schluck Gift aus der Galle gesaugt, und dann war der arme Mensch so entsetzt über sich selbst, dass er gleich zur Polizei laufen und ein Geständnis ablegen wollte. Ich hab ihm verbieten müssen, auch nur ein Wort zu sagen, ganze vierundzwanzig Stunden lang hatte er Redeverbot. Sie können sich nicht vorstellen, wie schwer ihm das fiel!
    Von da an ist er hinter mir hergelaufen wie ein Hund, hat meinen Koffer geschleppt und wollte am liebsten auch meine Tasche tragen, aber die hab ich natürlich nicht aus der Hand gegeben. Da war ja Vamperl drin mit seiner ganzen Familie.«
    Purzel hüpfte auf ihren Kopf und begann, Zöpfchen in ihre Haare zu flechten.

    »He, du Mistkerl«, sagte sie zärtlich. Sie wandte sich an den Professor. »Ganz der Vater, finden Sie nicht auch, Herr Professor?«
    Die Stimme des Professors klang dünn und hoch. »Richtig. Sehr gut. Setzen! Der Nächste bitte.«
    Purzel legte beide Daumen an seine Ohren und wackelte mit den Fingern.
    Hannes fragte sich, ob der Professor den Verstand verloren hatte. Oder glaubte er, er wäre in seiner Klinik und hätte einen seiner Studenten geprüft?
    »Sie brauchen einen Schnaps«, stellte Frau Lizzifest. »Am besten meinen selbst angesetzten Nusslikör, der hilft in allen Lebenslagen.«
    Der Professor nickte gehorsam und trank das Gläschen mit einem Schluck leer.
    »Sie machen wirklich schlechte Erfahrungen mit der Wissenschaft«, sagte er.
    Frau Lizzi schüttelte den Kopf. »Nicht mit der Wissenschaft an sich, nur mit manchen Wissenschaftlern.«
    Der Professor sah sie voll Bewunderung an.
    »Übrigens«, sagte sie und zeigte mit ausgestrecktem Finger auf Hannes, »dieser junge Mann behauptet, genug heißt auf Englisch
inaff
und nicht
en-ou-gh

    Dem Professor war es sichtlich peinlich, dass er Hannes recht geben musste.
    Dann murrte Frau Lizzi auch noch: »Klar, die Männer müssen zusammenhalten.«
    Als sie sah, wie unglücklich er war, tätschelte sie seine Hand und erklärte: »Das war ein Scherz, Professor!«
    »Ich wollte, Sie würden Willibald zu mir sagen.«
    »Ja, Professor.«
    In der Jackentasche des Professors begann ein schrilles Klingeln. Er zog sein Handy heraus. Frau Lizzi und Hannes staunten über die Veränderung, die mit ihm vorging, sobald er sich gemeldet hatte. Von einem Moment zum nächsten verwandelte sich der verlegene Mensch, der nicht wusste wohin mit seinen Armen und Beinen, in den tatkräftigen Leiter eines Krankenhauses.
    Er verabschiedete sich und bekam von Frau Lizzi eine Einladung zum Apfelstrudel mit auf den Weg.
    Purzel blies die Backen auf und stieß die Luft ganz langsam aus.
    Frau Lizzi rümpfte die Nase. »Purzel, schäm dich!«
    »Das war nicht, was Sie glauben«, sagte Hannes.
    Frau Lizzi griff nach seinem Vokabelheft. »Umsoschlimmer. Also weiter im Text. Wir haben noch eineinhalb Seiten.«
    Hannes stöhnte. »Sie sind ärger als die Englisch-Miss!«
    »Armer Bub«, sagte Frau Lizzi. »Du tust mir ja so leid.«
    Ausnahmsweise protestierte Hannes nicht, als seine Mutter ihn eine Stunde später abholen kam. Purzel winkte ihm nach, dann flatterte er in die Küche und setzte sich aufs Fensterbrett. Frau Lizzi legte die Zeitung auf den Tisch und begann zu lesen. Eine Nachricht machte sie wütend.
    »Hör dir das an!« Sie blickte auf und sah das Gesicht, das Purzel mit Ketchup aufs Küchenfenster gezeichnet hatte. Abwechselnd schimpfte sie über Purzel, über die Zeitung, über die Politiker und die Weltlage im Allgemeinen.
    Purzel fand seine Zeichnung sehr schön. Er zog einen Flunsch und verschmierte den lachenden Mund auf dem Fenster zu einem grantigen.

    »Ach, Purzel«, murmelte Frau Lizzi, »wie soll das denn mit uns weitergehen? Du hast nichts als Unfug im Kopf, ich bin schon zu alt für so viel Aufregung, und dabei werde ich noch von Tag zu Tag älter.«

Leider nein, lieber Professor
    Von nun an streckte Frau Lizzi die Hand nach seinem Vokabelheft aus, sobald Hannes nach
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