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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht
Autoren: Renate Welsch
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Mund schlief. »Schauen Sie ihn doch an! Vor dem soll ich Angst haben? Übrigens bin ich todmüde.«

    Der Professor verabschiedete sich mit vielen Entschuldigungen, dass er zu lange geblieben war. Er hatte die Hand auf der Türklinke, als er sagte: »Ich wäre dankbar, wenn Sie die Tür zwischenZimmer und Küche geschlossen hielten. Nur für alle Fälle.«
    »Jaja«, murmelte sie ohne rechte Überzeugung. Sie wollte sich endlich ausstrecken und ihre Ruhe haben.
    Früher, in der Zeit vor Vamperl, hatte sie manchmal bedauert, dass sich in ihrem Leben so gar nichts ereignete. Gab es nicht einen chinesischen Fluch, der so ungefähr lautete: Mögest du in interessanten Zeiten leben?

Chaos im Supermarkt
    Frau Lizzi setzte den Strohhut auf und steckte einen zweiten Beutel in ihre Einkaufstasche. Sie war so lange nicht einkaufen gegangen, dass die Liste der unbedingt notwendigen Dinge weit länger war als gewöhnlich. Purzel fiepte aufgeregt, er freute sich darauf, endlich wieder einmal ins Freie zu kommen. In der Wohnung war ihm langweilig, besonders seit Frau Lizzi so viel Zeit damit verbrachte, im Lehnstuhl zu sitzen und einen Pullover mit sehr kompliziertem Muster für Hannes zu stricken.

    Im Supermarkt hatten sie wieder einmal alles umgeräumt. Frau Lizzi suchte Mehl und Zucker, die waren doch immer in der zweiten Reihe gewesen. Schließlich fragte sie eine der Frauen, die Nachschub in die Regale räumten. Die sagte schnippisch: »Direkt vor Ihrer Nase, da unten.«

    Frau Lizzi spürte einen Stich im Rücken, als sie sich bückte. Alles, was man wirklich braucht, verstecken sie, ärgerte sie sich.
    Einen Augenblick später rammte ein Einkaufswagen ihre rechte Ferse. Scheußlich weh tat das. Und Purzel turnte so wild unter ihrem Hut herum, dass sie Angst bekam, er könnte abrutschen.
    An der Kasse warteten nur zwei Frauen, aber in ihren Einkaufswagen türmten sich die Lebensmittel, als stünde eine Hungersnot bevor. Neben der Jüngeren zappelte ein kleines Mädchen von einem Bein aufs andere. »Mama, ich muss Lulu!«
    »Du musst ein bisschen warten«, sagte die Mutter.
    »Ich muss aber!«
    Die Mutter legte ihre Einkäufe aufs Fließband. Das Kind zupfte an ihrem Ärmel. Eine Flasche fiel auf den Boden und zerbrach. Ein stechender Geruch breitete sich aus.
    Die Kassiererin verdrehte die Augen und seufzte. Das kleine Mädchen begann zu kreischen, zu seinen Füßen breitete sich eine zweite Pfütze aus.
    Die Mutter hatte rote Flecke im Gesicht und hob die Hand.
    »Purzel«, flüsterte Frau Lizzi. »Purzel, bitte, tu was!«
    Purzel rührte sich nicht.
    Frau Lizzi nahm den Hut ab und setzte Purzel auf ihre Hand. »Schau doch!«
    Purzel beugte sich vor und betrachtete interessiert die wütende Mutter und das schluchzende Kind.
    Frau Lizzi versetzte Purzel einen Schubser, der ihn direkt vor die Galle der Mutter lenkte. »Los, Purzel!«
    Purzel schwebte vor dem Bauch der Mutter wie ein großer Kolibri.
    »Ach, Vamperl!«, rief Frau Lizzi verzweifelt. »Vamperl, wenn du doch hier wärst!«
    Die Kassierin und alle Kundinnen glotzten Frau Lizzi an.
    Eine Frau flüsterte: »Sollte man nicht einen Arzt rufen? Oder die Polizei?«
    Eine andere zückte ihr Handy, steckte es aber wieder ein und murmelte: »Gefährlich sieht sie ja nicht aus.« Niemand beachtete die Mutter und das kleine Mädchen.
    Die Mutter war knallrot im Gesicht. Sie schüttelte die Kleine hin und her.
    Plötzlich stieß Purzel zu und begann zu saugen. Nach zwei, drei Schlucken spuckte er in hohem Bogen aus und versprühte gelbgrüne Tupfen auf die rosarote Bluse der Frau.
    Dann flog er zu Frau Lizzi zurück und rieb seine Schnauze an ihrem Ärmel. Sie strahlte ihn an. Er grinste, bevor er blitzschnell in ihrem Jackenärmel verschwand. Siespürte, wie er vergnügt zappelte, und hörte ihn kichern.

    Die Mutter nahm ihr kleines Mädchen auf den Arm und wiegte es hin und her, bis es aufhörte zu schluchzen.
    Die Kassiererin tippte die Einkäufe ein, die Mutter entschuldigte sich wegen der Flasche.
    »Machen Sie sich nichts draus, so etwas kann passieren«, sagte die Kassiererin. »Kinder sind Kinder.«
    »Fratzen sind sie«, mischte sich eine andere Frau ein. »Ungezogene Fratzen!«
    Purzel kroch im Jackenärmel so weit vor, dass er den Kopf herausstrecken und wilde Grimassen schneiden konnte. Die Frau nahm ihre Brille ab und rieb sich die Augen. Purzel zerkugelte sich so über ihr entsetztes Gesicht, dass er beinahe abgerutscht und hinuntergefallen
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