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Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht

Titel: Vamperl 02 - Ohne Vamperl geht es nicht
Autoren: Renate Welsch
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dem Mittagessen die Gabel weglegte, und begann, ihn zu prüfen. Sogar dann, wenn er gar keine Vokabeln aufhatte. Bald musste sie nicht mehr ins Heft schauen.
    »Vielleicht lerne ich auf meine alten Tage noch Englisch«, sagte sie zu Purzel, der wie früher sein Vater vor dem offenen Fenster saß. Das war aber die einzige Ähnlichkeit.
    Vamperl war losgeflogen, sobald sich Autofahrer in die Quere kamen, noch bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte.
    Purzel aber hüpfte auf dem Fenstersims herum und hatte seinen Spaß an dem Geschimpfe und Gehupe.
    »Du führst dich auf wie die Zuschauer beim Freistil-Ringen!«, schimpfte Frau Lizzi.

    Seit Frau Lizzis Rückkehr von der Reise nach Transsilvanien stand Professor Obermeier jeden Samstag pünktlich um halb vier vor der Tür mit einem Blumenstrauß und einer Schachtel Bonbons. An diesem Samstag aber kam er schon um drei. Die Buchteln im Backrohr waren noch blass und teigig. Der Tisch war nicht gedeckt, der Kaffee nicht einmal aufgestellt.
    »Liebe Frau Lizzi«, begann der Professor feierlich.
    Sie wischte mit einem Tuch über einen Küchenstuhl. »Gleich, Herr Professor, ich muss erst einmal …«
    Er hob die Hand. »Nein, liebe Frau Lizzi, alles hat seine Zeit. Jetzt muss ich Sie bitten, sich zu setzen!«
    Nanu?, dachte Frau Lizzi. Was ist jetzt los?
    Aber weil der Professor ohnehin vor der Küchenkredenz stand und sie nicht die Tassen herausnehmen konnte, ohne ihn aus dem Weg zu schieben, setzte sie sich.
    Er trat neben sie, holte tief Atem und stieß hervor: »Darf ich Sie um Ihre Hand bitten?«
    Sie reichte ihm die Hand. »Wollen Sie meinen Puls zählen?«
    Er schnaubte. »Ach, liebe Frau Lizzi, Sie machen es mir wirklich schwer!« Mit einem unterdrückten Stöhnen ging er in die Knie.
    »Liebe Frau Lizzi«, begann er wieder und sprach ganz schnell weiter, weil er fürchtete, sie könnte ihn wieder unterbrechen und völlig aus demKonzept bringen. Zu Hause hatte seine Rede recht gut geklungen.
    »Ich möchte Sie bitten, meine Frau zu werden. Ich bin nicht mehr jung, es gibt gewiss Schönere als mich, aber ich verspreche, Sie zu lieben und zu ehren und Ihnen ein guter Mann zu sein.«
    Frau Lizzi starrte ihn an. »Mein lieber Professor …«
    »Willibald«, sagte er. »Bitte nennen Sie mich doch Willibald!«
    »Na gut. Warum wollen Sie unbedingt heiraten, Willibald?«
    »Weil ich Sie liebe! Weil Sie eine wunderbare Frau sind. Weil ich … weil ich Sie heiraten will!«
    Frau Lizzi seufzte. Sie strich seine Haare nach links und dann nach rechts.
    »Stehen Sie doch erst einmal auf, bitte!«
    Er versuchte es, aber es gelang ihm nicht. Sein rechtes Bein knickte immer wieder ein.
    Frau Lizzi packte seine Hände und zog ihn hoch.Er stöhnte, im selben Augenblick schrie sie auf. »Au, mein Kreuz!«
    Jetzt standen beide. Sie presste die Hände in ihren Rücken, er presste die Hände in seinen Rücken. Beide stöhnten, dann fingen sie gleichzeitig an zu lachen.
    »Sind wir nicht ein schönes Paar?«, fragte sie.
    Ihr Blick fiel auf die Buchteln hinter der Glasscheibe des Backrohrs. »Wie soll ich die jetzt heraus nehmen?«, murmelte sie. »Ich glaube nicht, dass ich mich bücken kann.«
    Der Professor schüttelte traurig den Kopf. »Ich auch nicht …«
    Gerade in dem Augenblick ging die Tür auf, Hannes stürmte herein, schaute von ihr zu ihm und von ihm zu ihr.
    »Was ist denn hier los?«
    Er schob zuerst ihr und dann ihm einen Stuhl unter den Popo und half ihnen beim Hinsetzen. Er holte die Buchteln aus dem Rohr, dann rannte er hinauf in den dritten Stock, kam mit zweiWärmeflaschen zurück und schob zuerst ihr und dann ihm eine hinters Kreuz. »So, und jetzt mach ich Ihnen Kaffee.«
    Frau Lizzi und der Professor saßen sehr betreten da.
    »Willibald«, sagte sie, »ich fürchte, die Heiraterei ist keine so gute Idee. Aber ich mach Ihnen einen Vorschlag: Ich backe Ihnen einen Apfelstrudel. Mit Rosinen und Nüssen und selbst ausgezogenem Teig.«
    Er sah sie traurig an. »Ich liebe Ihren Apfelstrudel, aber selbst der ist kein Ersatz.«
    »Wer redet denn von Ersatz?«, fragte sie. »Wir können eine Menge miteinander machen, nur zum Heiraten sind wir zu alt.«
    »Sie lieben mich nicht«, stellte er traurig fest.
    »Ich hab Sie sehr gern«, sagte sie. »Wirklich!«
    Er griff nach ihrer Hand.
    Purzel schmatzte Küsse in die Luft und flog in engen Kreisen um ihre beiden Köpfe.
    »Mistkerl«, sagte Frau Lizzi.
    Mit einem doppelt gedrehten Salto sprang Purzel von der Vorhangstange und
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