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Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Ich und Earl und das sterbende Mädchen: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Jesse Andrews
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Kleiner Hinweis von Greg Gaines, dem Autor dieses Buches
    Ich habe keine Ahnung, wie ich dieses bescheuerte Buch schreiben soll.
    Darf ich mal eine Sekunde ehrlich sein? Hier kommt die nackte Wahrheit. Als ich mit diesem Buch begann, versuchte ich es als Erstes mit diesem Satz: »Es war die beste Zeit; es war die schlimmste Zeit.« Ich glaubte tatsächlich, ich könnte das Buch so anfangen lassen, denn ich dachte: klassischer Einstiegssatz. Aber dann hatte ich keine Ahnung, wie ich von da aus weitermachen sollte. Ich starrte eine Stunde auf den Computer und stand kurz davor, megamäßig durchzudrehen. In meiner Verzweiflung versuchte ich dann, dem Ganzen durch Zeichensetzung und Kursivschreibung einen anderen Dreh zu geben, etwa so:
    Es war die beste Zeit? Und es war die schlimmste Zeit?!!
    Was zum Teufel soll das überhaupt bedeuten? Wer kommt auf so einen Stuss? Doch nur einer, dessen Hirn von einem Pilz zerfressen wird, was bei mir wahrscheinlich der Fall ist.
    Ich will damit sagen, dass ich keine Ahnung habe, wie ich das mit dem Buch hier anstellen soll, weil ich kein Schriftsteller bin. Ich bin Filmemacher. Jetzt fragt ihr euch:
1. Warum schreibt der Typ ein Buch, anstatt einen Film zu drehen?
2. Ob das vielleicht was mit diesem Hirnpilz zu tun hat?
    Auflösung :
1. Ich schreibe dieses Buch, anstatt einen Film zu drehen, weil ich ein für alle Mal mit der Filmerei aufgehört habe. Um es ganz genau zu sagen, ich habe aufgehört, nachdem ich den miesesten Film aller Zeiten gedreht hatte. Normalerweise setzt man sich zur Ruhe, nachdem man sein Meisterstück abgeliefert hat – oder besser noch, nachdem man gestorben ist – , aber bei mir war das Gegenteil der Fall. Ein kurzer Abriss meines Filmschaffens würde etwa so aussehen:
I Viele schlechte Filme
II Ein mittelmäßiger Film
III Ein paar Filme, die ganz okay sind
IV Ein akzeptabler Film
V Zwei oder drei gute Filme
VI Einige ziemlich großartige Filme
VII Der mieseste Film aller Zeiten
Fin. Wie mies genau war dieser Film? Er war tödlich, so mies war er. Er hat tatsächlich jemandem den Tod gebracht. Ihr werdet sehen.
2. Sagen wir mal, dass sich eine Menge erklären ließe, wenn da tatsächlich ein Pilz am Werk wäre, der mein Hirn zerfrisst. Nur dass dieser Pilz vermutlich schon so gut wie mein ganzes Leben an meinem Hirn hätte herumnagen müssen. Möglicherweise hat er ja jetzt die Lust verloren und sich verabschiedet oder ist an Unterernährung gestorben oder so.
    Eins möchte ich aber wirklich noch erwähnen, bevor wir mit diesem unsäglich unterbelichteten Buch anfangen. Vielleicht seid ihr schon von selber draufgekommen, dass es von einem Mädchen handelt, das Krebs hatte. Darum denkt ihr möglicherweise: »Wahnsinn! Das wird eine kluge und einfühlsame Geschichte über die Liebe und den Tod und das Erwachsenwerden. Wahrscheinlich werde ich von der ersten bis zur letzten Seite buchstäblich durchheulen. Ich kann’s kaum noch erwarten.« Falls das eine korrekte Wiedergabe eurer Gedanken ist, solltet ihr das Buch am besten gleich in die nächste Tonne treten und dann so schnell wie möglich wegrennen. Denn die Sache ist ja die: Ich habe von Rachels Leukämie absolut gar nichts gelernt. Im Gegenteil, wahrscheinlich laufe ich jetzt wegen der ganzen Geschichte als noch größerer Trottel durchs Leben.
    Irgendwie drücke ich mich nicht besonders gut aus. Was ich eigentlich sagen will: Dieses Buch enthält exakt null »wichtige Lektionen, die das Leben schreibt«, auch keine »wenig bekannten Tatsachen über die Liebe« oder rührselige, herzzerreißende »Momente, in denen wir wussten, dass unsere Kindheit für immer vorbei war«, oder so. Und anders als in den meisten Büchern, in denen ein Mädchen an Krebs stirbt, gibt es keine süßlich-paradoxen Absätze, die nur aus einem einzigen Satz bestehen und die man für tiefsinnig halten soll, weil sie kursiv geschrieben sind. Wisst ihr, was ich meine? Ich meine so was:
    Der Krebs hatte ihr das Augenlicht genommen; dennoch sah sie die Welt klarer denn je zuvor.
    Kotz. Vergesst es. Ich persönlich habe keinerlei Erkenntnisse gewonnen, weil ich mit Rachel zu tun hatte, bevor sie starb. Wenn überhaupt, dann habe ich an Erkenntnis verloren . Okay?
    Also, ich denke mal, wir fangen einfach an.
    (Gerade fiel mir ein, dass ihr vielleicht nicht wisst, was » fin« heißt. Es ist ein Begriff aus der Filmsprache. Genauer gesagt, ist es das französische Wort für »Dieser Film ist zu Ende, was ein Segen ist, weil kein
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