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Bardo - Rueckfahrkarte Leben Tod

Titel: Bardo - Rueckfahrkarte Leben Tod
Autoren: Bruno Portier
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Das Tibetische Totenbuch
    Der ursprüngliche Titel des Tibetischen Totenbuchs lautet Bardo Thödol Chenmo oder »Befreiung durch Hören im Bardo«. Der Begriff Bardo bedeutet »Zwischenzustand, Zwischenwelt, Zwischenzeit«. Die Bardos sind jene Phasen der Krise, des tiefen Zweifels, die man im Laufe seines Lebens durchläuft. Sie bieten außergewöhnliche Möglichkeiten zur Bewusstwerdung und zur geistigen Befreiung.
    Gemäß den Lehren des tibetischen Buddhismus umfasst ein vollständiger Lebenszyklus zwischen vier und sechs Bardos. Der Tod und die Augenblicke, die ihm vorangehen, enthalten deren drei: den Bardo im Augenblick des Todes, den Bardo der Wirklichkeit, auch als Dharmata 1 bezeichnet, und den Bardo der Wiedergeburt oder des Werdens.

    Das Totenbuch gibt Hinweise darauf, was der Verstorbene vom Augenblick seines Todes an bis zu seiner Wiedergeburt erfährt. Um den Ausdruck von Sogyal Rinpoche zu benutzen, handelt es sich hierbei im Grunde um eine Art »Reiseführer«.
    Die Beschreibungen im Buch sind von erstaunlicher Genauigkeit. Leider müssen die in den tibetischen Buddhismus nicht eingeweihten Leser gründliche Nachforschungen anstellen, um es zu verstehen, denn sein symbolischer Reichtum ist tatsächlich überwältigend. Für sie empfiehlt es sich, einschlägige Studien anderer Autoren zu lesen, die den tieferen Sinn des Werkes erhellen. 2
     
    Der vorliegende Roman ist aus dem Wunsch entstanden, das Tibetische Totenbuch einem größeren Kreis zugänglich zu machen und bei den Interessierten das Bedürfnis zu wecken, die Übersetzungen des Originaltextes sowie seine Interpretationen zu Rate zu ziehen.
    Die verschiedenen Etappen im Totenbuch werden hier so gewissenhaft wie möglich wiedergegeben, um anhand einer Geschichte, die sich in einer dem westli-chen
Leser vertrauten Atmosphäre abspielt, die entscheidenden Momente jenes Prozesses nachzuzeichnen.
    Besondere Sorgfalt wurde darauf verwandt, den Sinn und die wesentliche Funktion des Totenbuchs zu respektieren: den Verstorbenen zu führen und ihm zur Erleuchtung zu verhelfen, indem er sich vom Samsara - dem Kreislauf von Werden und Vergehen - endgültig befreit, oder ihn zumindest in Richtung eines neuen, bestmöglichen Lebens zu leiten.
    Das Totenbuch hebt die Bedeutung unserer Handlungen ebenso hervor wie die Wirkungen, die sie auf unsere Zukunft haben können. Wenn demnach das Karma 3 unsere Leben und unsere Tode positiv oder negativ beeinflusst, dann ist zu keinem Zeitpunkt etwas verloren. 4 Das Totenbuch hält ausdrücklich fest, dass jeder Bardo Möglichkeiten zur geistigen Befreiung bietet. Und selbst wenn sie einem nicht gelingt, kann man seine
Wiedergeburten in der Weise vorbereiten, dass sie den günstigsten Verlauf nehmen.
    Im Idealfall verinnerlicht man den Inhalt des Buches vor dem Tod, aber es wird auch den Sterbenden und den Verstorbenen vorgelesen, die, ungeachtet ihrer Religion, ihrer Kultur oder ihrer Sprache dessen Sinn verstehen können, sogar auf Tibetisch und mit all seiner buddhistischen Symbolik. Denn gerade in den ersten Tagen nach ihrem Tod sind sie zu außergewöhnlichen Wahrnehmungen fähig. Daher wendet sich das Tibetische Totenbuch an alle Menschen. Es ist ein zutiefst bejahendes Werk, das den Zustand jedes Einzelnen zu verbessern trachtet, in diesem Leben wie im nächsten, ganz gleich, welche Taten er begangen hat.

     
     
     
     
     
    Umgeben von Löwenzahnbüscheln sitzt ein Wildkaninchen im gelb gefärbten Gras. Die Ohren zum Himmel gerichtet, dreht es den Kopf, wirft flüchtige Blicke nach rechts, nach links. Hinter ihm entdecken etwa zehn junge Kaninchen die unermessliche Welt ringsum. Sorglos haben sich zwei von ihnen bis hinter die weiße Linie vorgewagt, die das Grün vom Asphalt trennt. Ein Dröhnen erregt die Aufmerksamkeit des ausgewachsenen Tieres, das sich umdreht und in die Weite starrt. Es scheint darüber ebenso wenig erschreckt wie die kleinen Kaninchen, die weiterhin herumtollen. Das dumpfe Geräusch kommt näher, wird schnell lauter und verwandelt sich schließlich in ohrenbetäubenden Lärm. Die kleinen Kaninchen erstarren plötzlich. Ein heftiger Luftzug fegt über ihr rötliches Fell. Einige Meter vor ihnen heben sechs riesige Reifen donnernd vom Rollfeld ab. Aneinandergeschmiegt verfolgen die beiden unvorsichtigen Jungen perplex den Aufstieg des fliegenden Ungeheuers, während die anderen, gleichgültig oder daran gewöhnt, wieder ihren üblichen Aktivitäten nachgehen.

Bardo, der
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