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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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hättest dich freiwillig als Geisel nehmen lassen.«

2
    Ich bin kein Cop. Ich bin kein Kopfgeldjäger. Aber ich hatte nichts gegen das Geld, das ich dafür bekam, Ron Maynard rauszuholen.
    Er war dankbar für den Service, er dankte mir sogar für meine Hilfe, als ich ihn an seinen Kautionsvermittler am Stadtrand von Tampa überstellte. Ich nickte ihm zu, aber die Hand gab ich ihm nicht. Schließlich war er ein Krimineller, der in der Vergangenheit viel zu vielen Menschen wehgetan hatte. Sein einziger sympathischer Wesenszug – und der Grund, weshalb ich den Job angenommen hatte, ihn rauszuholen – war sein Wunsch, diesen Lebensstil hinter sich zu lassen und als Zeuge über die Aktivitäten seiner Gang auszusagen. Seine Aussage würde einen Riesenhaufen seiner Freunde hinter Gitter bringen. Das war vielleicht nicht ganz so befriedigend, wie wenn sie auf ihren Maschinen gesessen hätten, als ich sie in die Luft jagte, aber man kann ja nicht alles haben. Mit dem Endergebnis war ich immer noch zufrieden.
    Selbst in den frühen Morgenstunden fühlte sich die subtropische Hitze immer noch wie ein nasses Handtuch an, das man mir über den Kopf geklatscht hatte. Ein Zimmer mit Klimaanlage und ein bequemes Bett wären eine feine Sache, aber vorher hatte ich mich noch mit meinem Freund Jared Rington verabredet. Rink würde auf mich warten, ganz egal wie viel Uhr es war.
    Rink hat eine Eigentumswohnung in dem bewaldeten Gebiet nordöstlich von Temple Terrace, aber das Büro seiner Privatdetektei residiert nach wie vor in Downtown Tampa. Vor dem Büro parkte ich meinen Ford. Auf den Straßen war kaum jemand unterwegs, und der Verkehr bestand höchstens aus gelegentlich auftauchenden Streifenwagen oder Taxis. Die Jalousie an Rinks Bürofenster war heruntergelassen, und ein »Geschlossen«-Schild hing an der Tür, aber als ich am Türgriff drehte, ging sie auf.
    Rink saß an seinem Computer und tippte auf der Tastatur herum, als ich eintrat und meinen Mantel ablegte. Irgendwie sah er unpassend aus an einem Schreibtisch. Er gehörte in einen Wrestling-Ring oder einen achteckigen Käfig. Wäre er dreißig Zentimeter kleiner und fünfzig Kilo leichter, hätte er ausgesehen wie der Held eines Siebziger-Jahre-Kung-Fu-Films. Das blauschwarze Haar und die schweren Augenlider hatte er von seiner japanisch-amerikanischen Mutter, während die Körpergröße und die Muskelmasse von seinem schottischen Vater stammen mussten.
    »Hab ’nen Anruf bekommen, hat sich jemand für ’nen sauber ausgeführten Job bedankt.« Er zeigte mir sein Grinsen, die Zähne blitzten im gelbbraunen Gesicht weiß auf. »Natürlich werden wir ein wenig Schadensbegrenzung betreiben müssen wegen dem Wirbel, den du im Shuggie’s Shack gemacht hast. Musstest du gleich das gesamte Gebäude niederbrennen?«
    »Es ist abgebrannt?« Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen. »Macht doch nichts, war sowieso der reinste Saustall. Wahrscheinlich wird Shuggie uns noch dankbar sein.«
    Wenn die Sache mit Maynard klappte, würde Shuggie’s in nächster Zeit ohnehin nicht mehr so viel Kundschaft haben. Der Besitzer würde von der Versicherung mehr Geld bekommen, als der Laden wert war.
    Ich zog den Umschlag, den Richard Dean mir gegeben hatte, heraus und legte ihn auf den Schreibtisch neben Rinks Computer. »Was weißt du über diesen Klienten, Rink? Mein Eindruck war, er leidet unter hochgradiger Paranoia.«
    »Das ist nur so ein typischer Bürohengst, der seine Hypothek abbezahlt«, sagte Rink. Bei seinem Arkansas-Akzent musste ich immer an irgendwelche Wild-West-Helden denken. Und das passte auch, denn Rink zog seine Pistole ebenso schnell. Ihm fehlte nur der weiße Stetson.
    »Und wie kommt er dann an eine solche Menge Bargeld?«
    Auf der Fahrt hierher hatte ich an einer Raststätte angehalten. So wie sich Dean bei unserem Treffen verhalten hatte, war mir nicht ganz wohl bei der ganzen Angelegenheit. Als ich den Umschlag öffnete, fand ich darin ein paar Fotos und ein Bündel Bargeld – zwanzigtausend Dollar, um genau zu sein.
    »Vielleicht hat er sich ein wenig an den Rücklagen für die College-Ausbildung seiner Tochter vergriffen. Ist ja nicht so, dass sie es nötig hätte.«
    Ich schob das Geld auf die eine Seite und reihte daneben die fünf Fotos auf. Das Erste zeigte eine hübsche – wenn auch etwas unscheinbare – junge Frau, die in die Kamera lächelte. Sie war schlank, ihre ein wenig abstehenden Ohren wurden noch dadurch hervorgehoben, dass ihr Haar
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