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Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Das Frankenstein-Projekt (German Edition)

Titel: Das Frankenstein-Projekt (German Edition)
Autoren: Robert C. Marley
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PROLOG
     
    Die elektrische Spinne

    Church of St. Mary Magdalene,
    Hucknall Torkard, Nottinghamshire,
    England, Januar 2010
     
    Schneeregen und Graupel. Draußen herrschte ein verdammtes Sauwetter.
    Der Mann im schwarzen Mantel hatte seinen Kragen hochgeschlagen und seinen schwarzen Hut tief ins Gesicht gezogen, als er gegen 19:00 Uhr die Kirche durch eben jenes Portal betrat, durch das sie vor all den Jahren den verstorbenen Lord Byron getragen hatten.
    Außer ihm war noch eine Handvoll anderer Personen anwesend. Der Küster war gerade damit beschäftigt, die Gesangbücher in die Regale zu stapeln. Ein seltsamer französischer Tourist, der in seinem zwei Nummern zu engen Anzug wie ein Bestatter wirkte und ständig Selbstgespräche führte, bestaunte die Byron-Sammlung am Fuße des normannischen Turms, dem ältesten Teil der ganzen Kirche. Und in der Sakristei unterhielt sich ein Pärchen, das ein kleines Kind an der Hand und ein anderes im Kinderwagen bei sich hatte, auf Deutsch über die Einzigartigkeit der von Charles Eamer Kempe geschaffenen Bleiglasfenster.
    Die rechte Hand um die tischtennisballgroße, surrende Messingkugel in seiner Manteltasche geschlossen, schritt der Mann im schwarzen Mantel an der kleinen Taufkapelle vorbei den Mittelgang entlang auf den Altarraum zu.
    Wie es schien, nahm keiner der Anwesenden zu diesem Zeitpunkt großartig Notiz von ihm. Schließlich konnte ja kaum jemand ahnen, dass es sich bei dem Mann, der sich zufälligerweise zum selben Zeitpunkt mit ihnen in dieser Kirche aufhielt, um einen Mitarbeiter der einflussreichsten Geheimorganisation der westlichen Welt handelte und dass er in den Kreisen jener, die von seiner Arbeit profitierten oder zumindest davon wussten, bereits zu Lebzeiten eine Legende war.
    In einer der vorderen Bankreihen nahm er Platz. Vorsichtig griff er in seine Tasche, zog die polierte Messingkugel hervor und legte sie behutsam auf den Boden. Dann schaltete er sein vollkommen abhörsicheres Smartphone ein, tippte eine 23-stellige Tastenkombination aus Zahlen und Buchstaben in das Display und mit einem leisen, metallischen Klicken klappten sechs winzige Öffnungen an der Kugel auf, aus denen sich hauchdünne, teleskopartige Metallbeine schoben. Im Licht der Kirchenbeleuchtung glänzten sie wie Golddrähte. Sofort erhob sich die Kugel auf ihre Beine und krabbelte wie eine Spinne davon. Klick-klack, klick-klack, klick-klack machten die Beinchen auf dem uralten Steinfußboden der Kirche.
    Zielstrebig und flink bewegten sie sich auf die marmornen Stufen des Altarraums zu, unter denen sich das Familiengrab der Byrons befand. Die Spinne hielt vor der untersten Stufe an. Ein kaum hörbares Sirren ertönte, als der diamantbesetzte, druckluftgekühlte Steinfräser ausgefahren wurde und seine Arbeit aufnahm. Innerhalb von wenigen Minuten hatte die Spinne ein faustgroßes Loch in den Marmor geschnitten, das herausgefräste Stück mit ihren Beißzangen beiseitegelegt und sich an den Abstieg in die Byron-Gruft gemacht.
    All das beobachtete der Mann im schwarzen Mantel von seinem Platz aus auf dem Display seines Handys. Und er war sehr zufrieden. Den Messwerten zufolge, arbeitete die X-SPIDER10 einwandfrei. Nicht einen Augenblick lang war die Arbeitstemperatur der Einheit über 20° Celsius gestiegen.
    Die Messingspinne ließ sich an einem dünnen Draht in die Tiefe, während das eingebaute Kameraauge auf Nachtsicht geschaltet hatte und nun ein in grünes Restlicht getauchtes Bild vom Innern der Grabkammer auf das Handy übertrug. Der Mann in Schwarz konnte eine Treppe sehen, an deren Fuß fünf mehr oder weniger gut erhaltene Särge standen. Auf zweien von ihnen lagen Kronen, eine davon war mit einer Anzahl großer Perlen besetzt.
    Um ihn sich genauer anzusehen, lenkte der Mann die Messingspinne zu einem viereckigen Holzkasten, der sich in seiner Form deutlich von den Särgen unterschied. Seine Aufgabe war es, festzustellen, ob sich Lord Byrons sterbliche Überreste tatsächlich in dieser Grabkammer befanden oder nicht. Gerüchten zufolge hatte England das Herz des großen Dichters nämlich für immer verloren und es lag angeblich einbalsamiert in einer Bleischatulle auf einem Friedhof in der Nähe der griechischen Stadt Mesolongi, wo Lord Byron am 19. April 1824 gestorben war. Sollte sich herausstellen, dass das stimmte, würde das für die Agency einiges an Mehrarbeit bedeuten.
    Mit einer Berührung des Touchscreens seines Smartphones schaltete er den
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