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Das Blutgericht

Das Blutgericht

Titel: Das Blutgericht
Autoren: Matt Hilton
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hinter den Ohren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war. Sie hatte nur einen Hauch Make-up aufgelegt und trug keinen Schmuck außer Goldstecker in ihren Ohren und einem fein ziselierten Kruzifix an einer Kette um den Hals. Ihre Kleidung bestand aus einer konservativen blauen Strickweste über einer weißen Bluse. Richard Deans siebzehnjährige Tochter wirkte scheu und schien sich vor der Kamera nicht wohlzufühlen.
    Im Gegensatz dazu hätten die Fotos Nummer zwei und drei direkt von den Seiten eines Promi-Klatschmagazins stammen können. Die Frau darauf war der Typ, den man üblicherweise in den Armen eines Filmstars sah. Wäre da nicht das Kruzifix gewesen, hätte ich sie nicht gleich mit dem unsicheren jungen Mädchen auf dem ersten Bild in Verbindung gebracht. Marianne hatte sich definitiv von einem unansehnlichen Entlein zu einem strahlenden Schwan entwickelt.
    Die letzten beiden Bilder machten mich nachdenklich. Das Erste zeigte Marianne im Fond einer Limousine. Sie war betrunken, ihr Haar zerwühlt, die Kleidung verrutscht. Der Mann, der neben ihr saß, grinste in die Kamera, während er seine Hand unter den Saum ihres Kleides schob. Sein Gesicht hatte etwas Gemeines, er ignorierte Mariannes Versuch, seine Hand wegzuschieben. Und dann gab es da noch Foto Nummer fünf: ein überbelichtetes Brustbild aus einer Akte der Polizei von Miami.
    Marianne hatte geweint. Ihr Haar war dunkel vor Schweiß und klebte an ihrer Stirn. Das über die Wangen verschmierte Mascara konnte die Blutergüsse um ihre beiden Augen nicht verdecken. Ihre Oberlippe war an zwei Stellen aufgeplatzt, und aus ihrem linken Ohrläppchen war ein Ring ausgerissen worden. Getrocknetes Blut klebte an ihrem Hals.
    Am auffälligsten fand ich allerdings, dass das Kruzifix fehlte.
    Am letzten Foto klebte ein Zettel. Richard Dean hatte von Hand daraufgeschrieben: »Wird das nächste Foto aus dem Obduktionsbericht des Gerichtsmediziners stammen?«
    Vielleicht war diese Sorge berechtigt.
    Ich erinnerte mich an seine letzten Worte und dachte darüber nach, was er von mir verlangte.
    »Bitte, Mr. Hunter. Sie müssen meine Tochter von diesem Monster befreien. Wenn das bedeuten sollte, dass Sie ihn töten müssen … dann … ich bezahle Ihnen alles, was Sie verlangen.«
    Als Rink und ich zusammen bei den Special Forces waren, hatten wir beide Menschen getötet. Von der Regierung sanktionierte Beseitigung von Terroristen und Bandenbossen. Ich hatte mich nie als einen Auftragskiller gesehen. Das tue ich immer noch nicht. Dass wir den Tod brachten, sah ich eher als notwendiges Übel an. Der Abschaum, den wir umlegten, hatte es verdient, und in der Regel machte es das Leben für die Unschuldigen, die unter ihrer Terrorherrschaft hatten leiden müssen, wesentlich erträglicher. Vielleicht war es ein wenig voreilig von mir, Deans Annahme, ich sei ein Auftragsmörder, von der Hand zu weisen. Es gab Menschen auf der Welt, die man töten musste: Mariannes übel zugerichtetes Gesicht war der letzte Beweis, den ich brauchte.
    »Das Arschloch in der Limousine«, fragte ich, »ich nehme an, das ist Jorgenson?« Rink drehte den Computermonitor, damit ich ihn sehen konnte. Bradley Jorgenson gehörte zur Playboy-Elite, dem die Medienaufmerksamkeit in der Szene von Miami gewiss sein konnte.
    »Hat er ihr das angetan?« Ich deutete auf das Polizeifoto.
    »Marianne hat keine Anzeige erstattet. Sie hat bestritten, dass Jorgenson etwas damit zu tun hatte. Genau wie mehr als zwei Dutzend Partygäste, die an jenem Abend in seiner Villa waren. Als sie außer Hörweite der Polizei waren, erzählten sie natürlich etwas anderes. Sie sagten, Jorgenson hätte sie aus reinem Spaß an der Sache verprügelt. Er war sauer darüber, dass er mit irgendeinem seiner Geschäfte auf die Schnauze gefallen war. Marianne war der erste Sündenbock, den er finden konnte.«
    »Aber sie kehrte dann zu ihm zurück?«
    »Ich glaube nicht, dass sie eine andere Wahl hatte.«
    »Das werden wir noch sehen.«
    Es war eine größere Entscheidung gewesen, vor drei Monaten hierher zu ziehen. Ich hatte eine knappe Minute dafür gebraucht, darüber nachzudenken, ob ich mir ein neues Leben in der Sonne von Florida aufbauen könnte. Es hatte bedeutet, dass ich mein altes Leben in England hinter mir lassen musste, meine Exfrau, die mir immer noch wichtig war, und meine zwei Hunde Hector und Paris. Diane nahm die beiden Schäferhunde und ich den ersten Flug. Rinks Job-Angebot hatte den Ausschlag gegeben. Als wir
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