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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
Autoren: Robert Thier
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von Dung Scheidung denn sei, und warum er sündhafter wäre als andere Tierscheiße.
    Etwas verwirrt hatte der Priester versucht zu erklären.
    »Getrennt leben?« hatte Willurd Wanknieknie ihn anschließend mit gerunzelter Stirn gefragt. »Was genau ist der Unterschied zur Ehe? Wir machen das schon immer so.«
    Woraufhin der Priester einen Schwächeanfall hatte und sich hinlegen musste.
    Wie es den Windfelsern unter diesen Umständen gelang Kinder zu zeugen war eigentlich ein Rätsel. Aber sie schienen es vollbracht zu haben. Ein Glück für unsere Geschichte, denn unser Held hätte es ohne Eltern wohl kaum auf die Welt geschafft.
    Vermutlich mochten seine Eltern ihn, dachte Mjir, während er langsam an der Küste entlangschlenderte. Er war sich da nie so ganz sicher gewesen, was hauptsächlich an der hiesigen Erziehungsphilosophie und an seiner schmächtigen Statur lag. Auf Windfels verstand man unter einer liebevollen Erziehung, dass man diejenigen Kinder, die bei ihrer Geburt weniger als das Durchschnittsgewicht von gut 12 Pfund auf die Wage brachten, festband, damit sie nicht den Priestern folgten.
    Aus der Ferne sah er eine Gruppe seiner Altersgenossen, die zusammen der Lieblingsbeschäftigung aller Jungendlichen nachgingen. Er hielt einen sicheren Abstand ein. Fußball war gut und schön, aber wenn man einen soliden Steinbrocken als Ball verwendete und auch noch jeweils zwei Steinbrocken als Torpfosten, die nicht leicht vom Ball zu unterscheiden waren, endete das Ganze über kurz oder lang in einem Gemetzel.
    Vorsichtig betastete er seinen Kopf, an dessen Seite er die erst vor kurzem verheilte Narbe eines fehlgelenkten Schusses fühlte.
    Das Leben auf Windfels nahm seinen Gang. Es wurde Winter und es wurde Frühling. Mjir feierte seinen fünfzehnten Geburtstag dadurch, dass er seinem Vater aus dem Weg ging, der ihn für eine traditionelle Feier zum Eintritt in die Männlichkeit zu begeistern suchte, bei der es um einen großen Stein und einen etwas kleineren Stein ging, und seine Mutter mied, die ein extragroßes Stück Fisch für ihn hatte verfaulen lassen.
    Die anderen Jungen aus Mjirs Freundeskreis – wobei ‚Freund’ in etwa bedeutete ‚jemand, der mir schon einmal einen Stein an den Kopf geworfen oder mich geschlagen hat, und der nicht mein Vater ist’ – wurden ebenfalls einer nach dem anderen fünfzehn und nahmen jetzt für ihr Fußballspiel etwas größere Steine.
    Ein Priester kam und flog davon.
    Ein Geologe kam und fragte die Eingeborenen, was das für rechteckige Löcher im Fels seien, die mit Schotter angefüllt waren? Seien diese interessanten Formationen natürlichen Ursprungs?
    »Es sind die Gräber deiner Vorgänger«, sagte Schiefsteh Kielhol ernst.
    Der Geologe hielt dies für einen köstlichen Witz, lachte sehr ausgiebig, gratulierte Kielhol zu seinem Humor und begann eine der interessanten Formationen aufzugraben. Wenig später gab es eine interessante Formation mehr.
    Alles ging seinen gewohnten Gang. Mjir dachte noch ein- oder zweimal über Selbstmord nach, doch schließlich erlangte er eine gewisse dumpfe Routine, in der ihm die Langeweile nicht mehr ganz so viel ausmachte. Er war zwar ein Schwächling (d.h. er konnte keinen 100 Pfund schweren Felsen stemmen, wie die anderen Jungen), ein miserabler Fischer und ein noch schlechterer Jäger, aber das machte nichts, weil es vor Windfels von Fischen wimmelte, und die Windfelser so sehr nach Robbe stanken, dass die kurzsichtigen Tiere erst auf drei Fuß Entfernung den Unterschied bemerkten. Dann war es für einen taktischen Rückzug meistens zu spät.
    Alles ging, wie gesagt, seinen gewohnten Gang.
    Bis zu dem Tag, an dem das bunte Segel am Horizont erschien.

3. Kapitel
    Hals-, Bein- und Schiffbruch
    Mjir sah es als Erster. Er saß einmal mehr an der Küste und starrte aufs Meer. Sein Vater hatte ihn einmal gefragt, warum.
    »Wieso starrst du immerzu aufs Meer hinaus?« hatte er gebrummt.
    »Wohin soll ich sonst starren?« hatte Mjir erwidert. »Etwa in die andere Richtung?«
    »Warum denn nicht?«
    »Weil ich Windfels sehe, darum.«
    Es mochte hin und wieder eine kleine Abwechslung bieten, doch normalerweise bot das Meer nur einem marginal besseren Ausblick als die Insel. Es hatte exakt die gleiche, steingraue Farbe. Aber an diesem Tag erschien ein buntes Segel am Horizont, wie ein flackerndes, schillerndes Feuer in all dem grauen Trübsinn.
    Mjir sprang auf und rannte zum Glockenstuhl. Nein, Windfels hatte keine Kirche. So weit
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