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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
Autoren: Robert Thier
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eine saumäßig heilige Sache war, genau das Richtige war.
    Der Deckel wurde geschlossen, und die Anwesenden wagten wieder zu atmen. Um die unschöne Pause zu füllen, vollführte der Älteste eiligst einige mehr oder minder heilige Gesten.
    »Wasser zu Wasser, Fels zu Fels, und zumindest was den letzten Punkt angeht, dürftest du keine Probleme haben. Schmeißt ihn in die Grube, Jungs.«
    Die Männer, die zu beiden Seiten des Sargs standen, trugen ihn über die Grube und ließen ihn los. Er fiel wie ein Stein, was nicht sonders verwunderlich war. Es krachte, und Holz splitterte.
    »Seile konnten wir leider keine auftreiben«, meinte Wanknieknie. »Aber es wird dich kaum stören, wenn dein Sarg ein bisschen ramponiert ist, schließlich bist du ja tot. Die Weihgaben! Na los, macht schon!«
    Der Korb mit dem Smjürgsfdlrag flog durch die Luft und verschwand ebenfalls im Loch.
    Der Jarl nahm den Helm ab.
    »Wollt ihr wohl Respekt vor einem Toten zeigen?« brüllte er. »Helme runter, aber fix!«
    Eiligst wurde der Aufforderung nachgekommen.
    »So, das reicht«, entschied Wanknieknie nach etwa drei Sekunden. »Das war genug Respekt für so einen Kerl. Das war’s dann im Großen und Ganzen. Grube zu und Schwamm drüber.«
    Und so erwiesen sie ihren Toten die Ehre.

2. Kapitel
    Drinnen warm und feucht-fröhlich, draußen immer noch kalt und ein Held
    Zu einer ordentlichen Beerdigung gehörte auch ein ordentliches Besäufnis – natürlich auf das Wohl des Toten. Bei den konsumierten Mengen ist es direkt erstaunlich zu erfahren, dass noch nie einer von ihnen wieder lebendig geworden war. Den Wirt gab es zwar nicht mehr, das Gasthaus aber sehr wohl. Und da die Windfelser schnell festgestellt hatten, dass ohne Wirt der Met sehr viel billiger war, hatte der Dorfälteste kurzerhand im Namen des Gemeinwohls das Gasthaus beschlagnahmt.
    Als Erstes schritt Willurd Wanknieknie unter lautem Zugeproste zu einer großen, polierten Steintafel an der Wand. Dies war eine Zeremonie, sozusagen das, was man bekommt, wenn man Tradition destilliert und eine Weile stehen lässt, bis sie eine Patina ehrwürdigen Alters erhalten hat. Im Allgemeinen eine recht verbreitete Praxis auf der Insel, nicht nur für Traditionen, sondern auch für Lebensmittel.
    Der Dorfälteste fischte feierlich ein Stück Kreide aus der Tasche.
    Die Tafel bestand aus zwei Hälften, die durch eine lange Kerbe in der Mitte getrennt waren. Links und rechts waren Kreidestriche angebracht, in Gruppen von jeweils vier, die dann einmal durchgestrichen wurden, wenn ein fünfter dazukam.
    Wanknieknie setzte die Kreide links an und fügte der Spalte mit der Überschrift ‚Geologen’ einen Strich hinzu. Die anderen johlten und applaudierten.
    »Das macht dann insgesamt«, verkündete er mit lauter Stimme, »56 Geologen und 91 Priester. Nicht zu vergessen die Katze, die der Letzte dabei hatte und die sehr gut geschmeckt hat, nachdem wir sie ein paar Wochen in Salzwasser eingelegt hatten.«
    »Hoch Willurd Wanknieknie!«
    »Hoch der Jarl!«
    »Hoch die Toten!«
    »Aber nicht zu hoch, die Grube ist nur 10 Fuß tief!«
    »Hurra!«
    »Bald«, fuhr der Dorfälteste fort, »dürften wir ein Jubiläum feiern. Beim hundertsten Priester gehen alle Getränke auf meine Rechnung!«
    »Hoch! Hoch! Dreimal hoch soll er leben!«
    Der Met floss nicht in Strömen, sondern in die Kehlen, was die viel angenehmere Variante ist, wenn man es genau bedenkt. So viele Vorzüge alkoholische Getränke auch haben mögen, zum Angeln und Schwimmen eignen sie sich nur bedingt. Erstens, weil sie klebrig sind und zweitens weil man zu leicht entzündbar wird als es für einen Menschen gesund sein kann, der Fleisch über einem offenen Feuer brät.
    Ein Ochsen am Spieß wurde hereingebracht. Er war schon im voraus drei Monate über kleiner Flamme geröstet worden und roch unbeschreiblich. Die Männer zogen ihre Messer und umringten den Festbraten, hieben auf den Ochsen und auch aufeinander ein, wenn es hin und wieder zu kleinen Streitigkeiten um einen besonders leckeren Bissen kam.
    Ach, was war das Leben doch schön.
    Kommen wir nun zum Held dieser Geschichte, der bisher vor allem durch seine eklatante Abwesenheit aufgefallen ist. Kein Wunder, war er doch ein ziemlich schräger Vogel, ein absonderliches dürres Bürschchen, welches sich aus irgendeinem Grund nicht so recht in das Gemeinwesen von Felswind einfügen konnte. Zum Beispiel hielt er Beerdigungen nicht für eine amüsante Unterhaltung.
    Trotzdem, jede
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