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Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)

Titel: Dämonenturm - Band 1: Stein auf Schädel (German Edition)
Autoren: Robert Thier
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Männer, die sich für allzu weise halten, meinen und nur jene, die dort leben, können dort überleben. Es sind besondere Menschen. Sie wollen nicht oft etwas vom Rest der Welt. Doch wenn so etwas einmal geschieht – und wenn einer dieser Menschen, gehärtet wie ein Speer der Vorzeit über dem Feuer, in die Welt hinausgeht – dann sollte die Welt besser bereit sein. Manchmal werden solche Menschen zu den größten Helden.
    Und einmal in tausend Jahren wird einer von ihnen noch viel, viel mehr als das.
    Das kleine Nest Felswind liegt auf einer Felsinsel namens Windfels, die weit draußen im Meer vom Wind umweht wird. Ihre Bewohner fangen viele Fische und erlegen viele Robben, aber falls sie einmal Fantasie in ihren Netzen entdeckt haben sollten, haben sie sie wieder über Bord geworfen. Wirklich sehr nett von ihnen. Haie essen sehr gerne Fantasie, wenn sie keine Menschen bekommen können.
    Die Geographie von Felswind – Pardon, Windfels, aus irgendeinem unerfindlichen Grund verwechselt der armselige Erzähler dieser Geschichte diese doch wahrlich völlig unterschiedlichen Begriffe immer wieder – ist atemberaubend. Kein Wunder. Nicht allzu viele Leute sind dazu im Stande zu atmen, wenn sie sich fünfzehn Kilo Felsgestein, Schotter und Sand in Mund und Nase gestopft haben. Das ist die Reaktion der meisten deprimierten Geologen und Geographen, die herkommen um den Ort zu untersuchen und feststellen, was ihnen die Felswinder auch ohne teure Forschungsausrüstung und eine drei Monate dauernde Wanderung hätten sagen können und was der aufmerksame Leser möglicherweise schon selbst festgestellt hat: dass es auf Windfels – na seht Ihr, ich kann es mir doch merken – nichts anderes gibt als den harten, grauen Windfels-Felsen.
    Felsen.
    Felsen.
    Nochmals Felsen.
    Ach ja, und natürlich den Wind.
    Nicht, dass es keine interessanten Sehenswürdigkeiten auf der Insel gegeben hätte. Es gab den großen Ostfels, den kleinen Südfels mit der höchst amüsanten Form, die Steinsammlung in der Bucht und die Schottergrube. Aber aus irgendeinem Grund konnte dies die Fremden, die von Zeit zu Zeit kamen, nicht zufrieden stellen. So seltsam dies auch erscheinen mochte, sie schienen noch etwas anderes zu erwarten als Fels.
    Was geschieht nun gerade auf dieser kleinen, unwirtlichen (den Wirt des Gasthauses hatte im letzten Jahr eine starke Böe das Leben gekostet, die ihn während der Reparatur seines durchlöcherten Daches von demselben gefegt hatte) Insel?
    Nun, es findet eine Beerdigung statt. Auf Windfels eine recht langwierige Angelegenheit. Der Totengräber hatte ein halbes Jahr und drei Dutzend Spitzhacken gebraucht um ein genügend tiefes Loch in den Untergrund zu hacken. Nun kamen die zwanzig Sargträger, von dem langsamen, tragenden Gesang der ganzen Dorfmannschaft begleitet, schwitzend den Hang hinunter.
    »Dieser hier muss besonders deprimiert gewesen sein«, brummte der alte Brausesturm Blaubart. »Wir sollten dem nächsten bei der Ankunft ein hübsch fertig geknotetes Seil übergeben, vielleicht macht er’s dann anders als seine Vorgänger und wir haben nicht so viel zu schleppen!«
    »Ah, ja, aber das wäre gegen die Tradition«, wandte Schiefsteh Kielhol ein. »Außerdem würde ohne das zusätzliche Gewicht der Sarg wegfliegen, bevor wir eine Chance hätten, ihn in die Grube hinunterzulassen.«
    »Du hast wie immer recht, Schiefsteh. Wo habe ich nur meinen Kopf?«
    »Weiß nicht. Wo hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    »AHAAHAHAH!«
    »AHAAHAHAH!«
    Ach, ja. Humor haben sie auch keinen.
    »Von was ernähren sie sich?«
    Diese Frage wird oft zuallererst gestellt, von den feinen Pinkeln, die sich zu fein sind um an die Felsen zu pinkeln. Man ist fast versucht zu antworten: von Felsen – aber das wäre Verunglimpfung einer traditionellen Volksgemeinschaft. Nein, die Windfelser ernähren sich nicht von Felsen. Sobald jemand erst einmal die richtige Antwort auf die Frage gesehen hat, wünscht er sich aber sie täten es doch.
    Die Beerdigung war in vollem Gange. Der Dorfälteste, Jarl Willurd Wanknieknie, hielt eine Rede.
    »…du warst zwar ein dürrer Nichtsnutz und ein Fremder obendrein, und es war ziemlich idiotisch von dir dich umzubringen und all das, und, ach ja, Geogologer sind im Allgemeinen sowieso ziemlich doofe Burschen, aber was soll’s, ich nehme mal an selbst Felsen brauchen jemanden, der ihnen hin und wieder sagt, dass sie Felsen sind, damit sie es nicht vergessen. Und«, fügte der stämmige alte
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