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Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)
Autoren: Peter Ames Carlin
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ersten Konzert komplett The Wild, the Innocent & the E Street Shuffle (wobei Richard Blackwell seinen Original-Conga-Part aus »New York City Serenade« spielte) und beim zweiten The River. Es folgten noch einige Born to Run -Konzerte, doch für das letzte Konzert der Tour – einen Arena-Auftritt in Buffalo – hob sich Bruce die vollständige Präsentation seiner Debütplatte Greetings from Asbury Park, N. J. auf. Mike Appel war bei den Musikern, erst im Flugzeug und später backstage. Als die Band vor dem Auftritt einen Kreis bildete, zog Bruce seinen Ex-Manager mit in die Runde und nannte die Namen derjenigen, die es mit ihm bis in jenes erste Aufnahmestudio und dann noch so viel weiter geschafft hatten: Clemons, Tallent, Appel, Van Zandt und die abwesenden Bandmitglieder Federici und Vini Lopez. Als Bruce auf der Bühne stand, widmete er dieses Konzert seinem Ex-Manager. »Dies ist das Wunder«, sagte er. »Diese Platte brachte alles von weeiiit unter null auf, ähm, auf eins.« Er schwelgte in Erinnerungen an John Hammond und den Vorspieltermin, den er nur Appels Hartnäckigkeit zu verdanken hatte. »Deshalb würde ich dies gern dem Mann widmen, der mir die Tür geöffnet hat. Mike Appel ist heute Abend hier. Mike, dies ist für dich.« Dann stimmten sie »Blinded by the Light« an und los ging die Zeitreise, zurück zu Bruce’ ersten Schritten im Musikbusiness und schließlich bis ganz nach oben.
    Als sie bei »Growin’ Up« angelangt waren, an der Stelle in der Mitte des Songs, an der die Musik immer verstummte, damit Bruce eine seiner witzigen Storys über die Geburt der Band erzählen konnte, hob er in verträumtem Ton an und begann die Geschichte mit dem Satz, mit dem jede seiner Anekdoten über die Gründung der Band anfing:
    »Da war ich nun … es war an einem stürmischen, stürmischen Abend in Asbury Park, New Jersey …«
    Das Publikum grölte in freudiger Erwartung.
    »Ein Nor’easter peitschte vom Meer ans Land, rüttelte an den Laternenpfählen und schrubbte die Kingsley Avenue blitzblank. Ich und Steve waren in einem kleinen Club am südlichen Ende der Stadt. Als sich plötzlich die Tür aus den Angeln hob und sie die Straße hinunter geweht wurde. Da trat ein großer Schatten von einem Mann herein. Ich guckte. King Curtis? Wahnsinn, King Curtis ist aus meinen Träumen herausgetreten und genau hier gelandet! Nein! Junior Walker! Er kam zur Bühne und …«
    Clemons trat an Bruce’ Mikrofon und sprach mit unbewegter Miene in seinem furchteinflößendsten Bariton: »Ich will mit euch spielen.«
    Bruce feixte. »Was sollte ich sagen? Ich sagte: Na klar! Und er setzte das Saxofon an den Mund und ich hörte …«
    Clemons spielte einen kleinen Riff.
    »Etwas, das so coooool war wie ein Fluss.«
    Clemons ließ eine furiose Bluestonleiter hören.
    »Dann hörte ich eine Naturgewalt über mich hereinbrechen. Und am Ende des Abends sahen wir uns an und …«
    Die beiden Männer wandten sich einander zu, sahen sich einen langen Augenblick in die Augen und nickten dann langsam völlig synchron. Clemons wandte sich der Menge zu, setzte das Saxofon an die Lippen und ging so weit in die Knie, dass sich Bruce – die Telecaster um die Hüfte – in der berühmten Born to Run -Pose an seine Schulter lehnen konnte.
    »Also stiegen wir ins Auto, einen laaaaangen Cadillac. Wir fuhren durch die Wälder am Rand der Stadt. Und auf einmal wurden wir sehr, sehr müde. Und wir felen in diesen langen, langen, langen, langen Traum. Und als wir aufwachten …«
    Bruce legte eine Pause ein, während die Menge gespannt seinen nächsten Worten entgegenfieberte.
    »… waren wir im verdammten Buffalo, New York.«
    Ein Schlagzeuggewitter begleitete die letzte Strophe, die Bruce zurück in das alte geparkte Auto katapultierte, von dessen Zündschloss der Schlüssel zum Universum baumelte.
    Drei Wochen später berief Bruce die noch lebenden Mitglieder der 1978er Band ein – Bittan, Clemons, Tallent, Van Zandt und Weinberg sowie Giordano als Ersatz für Federici –, um Darkness on the Edge of Town in kompletter Länge im Paramount Theater an der Strandpromenade von Asbury Park live zu spielen und aufzunehmen. Der Saal war dunkel, und außer dem Dokumentarfilmer Thom Zimny und seinem Team war niemand da. Bruce und die Band spielten ihre Songs live, aber ohne Publikum, die Blicke aufeinander gerichtet, ihre Körper dem Rhythmus der Musik folgend. In den fast farblosen Aufnahmen von Zimny wirken Bruce und die Band wie aus der
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