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Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn

Titel: Macabros 103: Nebel-Labyrinth des Tschonn
Autoren: Dan Shocker
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Der Mann sah aus wie ein Tourist, hatte eine Kamera bei sich und
einen Feldstecher. Auf seinem Streifzug durch die einsame Landschaft
mied er es, sich allzu offen sehen zu lassen. Bäume, Büsche
und Erdhügel benutzte er als natürlichen Schutz. Es
handelte sich um niemand anderen als Rani Mahay, den,
glatzköpfigen Inder von der Insel Marlos.
    Es war früh am Morgen. Sanfte Nebelschwaden schwebten
über die Äcker und Wiesen. Weit und breit war kein Mensch
zu erblicken. Nur ein paar Krähen hockten träge auf dem
verlassenen Feld…
    Mahay beobachtete das im Gutshofstil errichtete Gebäude auf
dem Hügel. Es lag halb verborgen hinter Akazien, die mit dem
schirmartigen Wipfeln die blätternarbige, verwitterte Fassade
abdeckten. Immer wieder warf Mahay einen Blick durch das Fernglas und
vergewisserte sich, daß niemand in der Nähe war, der ihn
beobachtete. Das wäre ihm unangenehm gewesen. Was er im Schild
führte, sollte ohne Zeugen über die Bühne gehen. Denn
– was er wußte, ahnte niemand in der Umgebung.
    Das Gebäude dort oben hinter den Akazien war das
fragwürdige ›Hotel Fraque‹. Diese Fragwürdigkeit
war den Bewohnern in der Umgebung nicht bekannt. Rani Mahay, der
Koloß von Bhutan und treue Freund Björn Hellmarks aber
wußte durch ein Erlebnis, daß Haus und Bewohner alles
andere als freundlich gesinnt und harmlos waren.
    Die Leute in der Gegend waren der Meinung, daß die alte
Madame Fraque dort oben mehr schlecht als recht wohnte, daß sie
ihre letzten Tage in Einsamkeit verbrachte, daß sie
Kräuter und die Heilkunst studierte, um damit jenen Menschen zu
helfen, die wegen irgendwelcher gesundheitlicher Störungen und
Gebrechen ihren Rat suchten.
    So menschenfreundlich, wie Charmaine Fraque sich gab, war sie aber
nicht. Alles nur Maske.
    Madame stand mit bösen Mächten in Verbindung. Mit
Rha-Ta-N’my, der Dämonengöttin, und Molochos, dem
Dämonenfürsten.
    Sie führte ein Doppelleben, von dem niemand etwas ahnte.
    Für Mahay war es seit den Vorfällen in der letzten Nacht
zu einer Frage des Überlebens geworden, Madame Fraque die Maske
vom Gesicht zu reißen und herauszufinden, wie sie lebte und
worauf sich ihre unheimliche Kraft stützte.
    Er wünschte sich nur, so schnell wie möglich
dahinterzukommen. Denn vom Wissen und der Kraft Madame Fraques hing
das Leben anderer ab.
    Es gab eine furchtbare Erkenntnis für Mahay, der selbst nur
mit knapper Not einem gräßlichen Schicksal entgangen war.
Whiss, sein kleiner Begleiter, der ihm aus einer fremden Dimension
gefolgt war, hatte ihn das letzte Mal in das alte Hotel begleitet.
Whiss war seitdem spurlos verschwunden. Seine parapsychischen Anlagen
hatten wie ein Alarmsignal auf die Mächte gewirkt, die sich im
Haus verbargen, die in einem Zwischenreich zu Hause waren und
schreckliche Dinge im Sinn führten.
    Es gab keine Zweifel: das ehemalige Hotel Fraque war drauf und
dran, zu einem Brückenkopf des Bösen zu werden…
    Doch das wußten bisher nur er und die Leute von Marlos.
    Im Hotel lag noch mindestens eine Leiche.
    Die Camilla Davies’.
    Auch sie mußte geholt werden und durfte nicht in der Gewalt
der tanzenden Gespenster bleiben, die das Haus bewohnten, ohne
daß auch nur jemand die geringste Ahnung von den wirklichen
Bewohnern hatte.
    Die Nacht dort zu verbringen war gleichbedeutend mit dem
Entschluß, Selbstmord zu begehen.
    Nur durch das blitzschnelle Eingreifen Danielle de
Barteaulieés war er nochmal davongekommen. Danielle hatte ihre
Hexenkräfte eingesetzt.
    Blitzartig war ihr magischer Angriff erfolgt und hatte die ihn
zugrunde richtenden Kräfte zurückgeschleudert. Ehe Madame
Fraque und ihre gespenstischen Gäste sich von dieser
Überraschung hatten erholen können, war Danielle mit dem
Freund schon wieder nach Marlos teleportiert.
    Hier hatte Mahay sich regeneriert und zu seiner Erleichterung
festgestellt, daß der Verlust seiner Fähigkeit zu
teleportieren, nur auf das Hotel der Madame Fraque beschränkt
gewesen war.
    Mit dem Hotel stimmte einiges nicht. Er mußte das
Rätsel lösen, ehe das Unheil, das hinter diesen Mauern
gedieh, weiter wuchs und um sich griff.
    Dazu sollte der heutige Tag dienen. Das Licht der Sonne mieden die
Geister. Sie liebten die Dunkelheit und die Nacht.
    Mahay ließ den Blick über die verwitterte Fassade
schweifen.
    Die Fenster in sämtlichen Stockwerken des Hotels waren
geschlossen, die Läden vorgeklappt. Das Haus machte einen
leeren, verlassenen Eindruck.
    Doch der täuschte.
    Rund zwanzig
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