Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)

Titel: Bruce: Die Springsteen-Biografie (German Edition)
Autoren: Peter Ames Carlin
Vom Netzwerk:
Zeit gefallen. Als wären sie gerade erst im Begriff, auf ihrer Suche nach dem Glück und dem gelobten Land von dieser Strandpromenade aus nach Westen zu ziehen. Als wären sie nicht schon hundert Mal dort gewesen und wieder zurückgekehrt. Als ob die Jahre ihrer Verbundenheit und ihrem Glauben an die Musik nichts hätten anhaben können.
    Das Darkness -Boxset kam 2010 heraus, fünf Jahre nach dem Boxset zum dreißigjährigen Jubiläum von Born to Run. Beide enthielten eine remasterte Version des jeweiligen Originalalbums sowie Bonus-CDs und -DVDs mit Dokumentationen des Filmemachers Thom Zimny, mit dem Bruce seit 2000 zusammenarbeitete. Das Born to Run -Boxset enthielt eine Videoaufnahme des kompletten – vermeintlich misslungenen – Konzerts im Hammersmith Odeon 1975. Zum Darkness -Boxset gehörten Filmaufnahmen von einem Konzert in Houston 1978 und, zur großen Freude von Van Zandt, zwei CDs mit den nach Sixties-Pop klingenden Songs, die Bruce im Rahmen der Darkness -Sessions geschrieben und aufgenommen, schließlich aber verworfen hatte. »Gott sei Dank hat er sie endlich rausgebracht!«, sagt Van Zandt. »Das ist ganz große Kunst, und er findet das völlig selbstverständlich.« 8 »Save My Love« bekam man in Zimnys Darkness -Dokumentation im Rahmen einer 1976 mitgefilmten Probe zu hören, der Song war aber über die Rohfassung nicht hinausgekommen. Als wollte er zeigen, dass er es immer noch drauf hatte, nahm sich Bruce jetzt den Song wieder vor, schrieb den Text fertig und bestellte die Darkness -Band (plus Giordano) in sein Heimstudio. Er wollte den Song wie damals aufnehmen: live im Studio. Und sie spielten ihn genauso wie die mageren, verstrubbelten Jungs von einst, die an einem heißen Sommernachmittag in Bruce’ Keller voll aufdrehten.
    Für 2011 war keine Tournee geplant. Bruce trat in ein paar Talkshows auf 9 und trommelte dann Anfang Dezember die Darkness -Band zusammen, um eine Handvoll der nun veröffentlichten Outtakes im Carousel House nahe der Strandpromenade von Asbury Park zu spielen. Die Band wurde verstärkt durch die Miami Horns und den Geiger David Lindley, der bei einigen der Originalsessions dabeigewesen war. Sie spielten für eine kleine Schar geladener Gäste und die Kameras von Zimny (der die Aufzeichnung einige Tage später als Stream ins Internet stellte). Der Auftritt wirkte jedoch etwas steif. Vielleicht lag es an der winterlichen Kälte im ungeheizten Carousel House oder daran, dass sie ein Jahr lang nicht zusammen gespielt hatten. Bruce’ Performance war wenig überzeugend, und als er Clemons zu dessen Solo in »Gotta Get That Feeling« das Rampenlicht überließ und zu ihm rüberging, um ihn anzuheizen, saß der auf einem Barhocker, die Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt und ganz auf die Noten konzentriert, die er früher beiläufig heruntergespielt hätte, während er über die Bühne getigert wäre.
    Daheim in seinem Penthouse in Florida zog Clemons die Jalousien im Wohnzimmer hoch. Er hatte gerade eine Vorabversion seines Dokumentarfilms Who Do I Think I Am? angesehen. Der Film war bei seiner spirituellen Selbstfindung auf Reisen durch Asien entstanden, wo niemand von seinem Ruhm und seinen Erfolgen in der westlichen Welt wusste oder sich dafür interessierte. Die Doku sollte in Kürze bei mehreren Festivals gezeigt werden. Darüber hinaus widmete sich Clemons verschiedenen Projekten. So hatte er beispielsweise ein paar Wochen zuvor an Sessions mit dem neuen Superstar Lady Gaga teilgenommen. Er fand die Erfahrung sehr spannend. »Als ich sie fragte, was ich spielen sollte, sagte sie bloß: ›Sei einfach Clarence Clemons. Spiel, was du willst, sei der, der du bist. Ich gebe dir ein Zeichen, und dann legst du los.‹« Bei der Erinnerung daran musste er schmunzeln. »Also hab ich genau das gemacht, und sie fand es super. Das war echt cool. Das war etwas, das ich lange nicht mehr erlebt hatte, nicht mehr seit Bruce’ ersten Alben. Setz dich einfach hin und spiel. Es hat mir wieder bewusst gemacht, warum ich mit ganzem Herzen Musiker bin und wie sehr ich das liebe.« Nun wollte sie ihn auch in ihren Videos und bei ihrem Auftritt in der Finalsendung von American Idol dabeihaben.
    Clemons schwankte zwischen Euphorie und Verärgerung. Bruce war in der Rock and Roll Hall of Fame, völlig zu recht. Aber was war mit der E Street Band? Hatten sie etwa nichts zu dem wuchtigen, unverwechselbaren Sound beigetragen, dem Bruce seinen Ruhm verdankte? »Wer, zum Teufel, sind wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher