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Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung

Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung

Titel: Heirs of Kilronan 01 - Geheimnisvolle Versuchung
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    Tief in den Cambrian Mountains, Wales
April 1815
    K ilronans Tagebuch war wieder aufgetaucht.
    Máelodor pochte mit einem knotigen Finger auf den Brief, als er über die Bedeutung dieser jüngsten Nachricht seines Dubliner Kontakts nachdachte. Seit sechs Jahren war er davon ausgegangen, dass das Tagebuch zerstört worden war, konfisziert während desselben Angriffs der Ambas-draoi , bei dem der alte Earl sein Leben verloren hatte und sein Netzwerk aufgelöst und zerstreut worden war.
    Von den Neun, die den inneren Kreis gebildet hatten, war nur Máelodor geblieben. Und er war zu einem Leben auf der Flucht gezwungen gewesen, bis Zeit und Zorn vergingen und die Amhas-draoi neue Beute fanden.
    Er schnaubte vor Abscheu vor diesen selbsternannten Hütern der Trennung zwischen Magiern und Sterblichen. Unruhestifter, die ihre Nase in alles steckten, war seiner Meinung nach die richtigere Bezeichnung. Glaubten sie etwa, mit ihrem unsinnigen Schlag gegen die Neun eine ganze Bewegung auslöschen zu können? Sie hatten der Hydra den Kopf abgeschlagen, das war alles. Aber die Empörung schwelte weiter. Verbitterung griff um sich, als jede neue Generation von Anderen sich gezwungen sah, ihr Magierblut in einer Welt des Aberglaubens zu verleugnen. Und da es bei der derzeitigen Engstirnigkeit der Menschheit schlicht unmöglich war, voranzukommen, war vielleicht die Zeit gekommen, die Uhren zurückzustellen.
    Zurück zu den Verlorenen Zeiten. Zu einer verschwundenen Welt, in der die Magie regierte und Magier und Andere sich mit Leichtigkeit zwischen dem Reich der Sterblichen und dem der Feen bewegten.
    Máelodor warf einen Blick zum Fenster, hinter dem die Sonne durch schmutziggraue Wolken sank, um von den hohen schwarzen Bäumen verschluckt zu werden. Doch vor seinem inneren Auge sah er eine völlig andere Szene. Einen König mit goldenem Haar, dessen wie gemeißelt wirkende Gesichtszüge von Ehrgeiz und von Machthunger geprägt waren. Sein von Magierhand geschmiedetes Schwert fuhr zischend durch die Luft, als er seine Anhänger um sein Banner scharte und seinen rechtmäßigen Platz in einer Geschichte suchte, die ihn zum Mythos degradiert hatte.
    Ein seltenes Lächeln glitt über Máelodors Lippen. Falls die Amhas-draoi das Tagebuch übersehen hatten, wusste vielleicht auch die Bruderschaft nicht alles. Möglicherweise bestand ja doch noch eine Chance, das Ziel der Neun zu erreichen. Den Traum zu verwirklichen, der sie verbunden hatte, bis er durch Mord zerstört worden war.
    Durch Mord und durch Verrat.
    Máelodors Gedanken verdüsterten sich von einem Hass, den die Jahre nicht hatten entschärfen können. Ein Mann hatte alles zerstört. Ein Mann hatte sich sein Leben erkauft, indem er die Neun verraten hatte. Sein Tod würde kein leichter sein, falls Máelodor ihn jemals finden sollte.
    »Ruf Lazarus!«
    Der scharfe Befehl ließ einen jungen Diener zusammenfahren, aber er zögerte nur sekundenlang, bevor er hinauseilte, um den Mann zu finden, dem Máelodor mehr als jedem anderen zutraute, die Aufgabe zu erfüllen, die in seinem Kopf langsam Gestalt annahm.
    Mithilfe seines Gehstocks setzte er sich mühsam auf im Bett und legte seine hölzerne Prothese an, bevor er aufstand. Er durfte nicht einmal einen Anschein von Schwäche erwecken. Autorität beruhte ebenso sehr auf Wahrnehmung wie auf Realität.
    Langsam humpelte er auf das Fenster zu. Hier, wo die untergehende Sonne ihn vielleicht mit einer Aura der Helligkeit umgeben würde, wollte er seine Audienz abhalten. An diesem Fenster, wo Máelodors Gegenüber fortwährend das Licht in den Augen haben würde, während seine eigenen zerstörten Züge im Schatten bleiben würden.
    Máelodor hatte sich soeben auf seinen thronähnlichen Sessel fallen lassen, als die Tür aufging. Ohne Klopfen und ohne Ankündigung. Später würde er sich den Pagen dafür vornehmen. Ein solcher Fehler würde nicht noch einmal vorkommen.
    »Ihr habt mich holen lassen?« Lazarus betrat das Zimmer mit der Geschmeidigkeit eines sich heranpirschenden Tigers. Alles an ihm strahlte Selbstverliebtheit und Verachtung aus, von seiner breitbeinigen Haltung bis zu seiner herablassenden Miene, mit der er, eine Braue arrogant erhoben, seinen unheimlichen Blick durchs Zimmer gleiten ließ. Erst danach wandten sich seine Augen Máelodor zu.
    Der konnte sich ein zufriedenes Lächeln über diesen lebenden Beweis seiner magischen Kräfte nicht verkneifen. Es hatte Jahre des Scheiterns erfordert und ihn seine
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