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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Autoren: Leslie Parrish
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zu einem Mord geleistet, ohne es überhaupt zu ahnen.«
    »Ach, Sie Ärmste – jetzt halten Sie die Schnauze.« Lily legte den Kopf in den Nacken und horchte. Immer noch kein Laut von oben. Was zum Teufel trieb Jesse Boyd dort, hielt er ein Nickerchen in ihrem Bett?
    Claire Vincent redete weiter, in schwachem, kläglichem Flüsterton. »Die ganze Woche habe ich versucht, mit ihm zu reden, bis ich ihm irgendwann gefolgt bin. Er ist zu der alten Hütte am Strand gefahren.«
    Lily zuckte zusammen und wandte ihre Aufmerksamkeit schließlich doch der Frau zu. »Und Sie haben mich dort gesehen?« Haben mich gesehen und nichts unternommen?
    Die Frau nickte. In ihren Augen lag keine Reue, nur Zorn. »Wir haben uns gestritten.«
    Die unbekannte Frau. Hatte Lily Claire Vincents Stimme gehört und sie irrtümlicherweise für den Geist ihrer Zwillingsschwester gehalten?
    »Ich habe ihm gesagt, dass er Sie töten soll, aber er hat sich geweigert. Er wollte Sie für sich behalten.« Claire Vincent schniefte, als sei sie todunglücklich. »Immer hatte er jemand anders. Was war an Ihnen so besonders?«
    »Ich war nicht gerade begeistert darüber«, knurrte Lily.
    »Er hat gesagt, wir würden später darüber reden und müssten uns solange normal verhalten. An dem Abend bin ich nach dem Essen in sein Haus geschlichen und habe ihn zur Rede gestellt. Habe ihn gefragt, warum. Warum alle anderen? Warum Judith, warum die Kinder, warum Sie? Warum nicht mehr mich?«
    Die Absurdität ihrer Frage – warum begehrte er die Kinder und nicht sie? – schien ihr gar nicht aufzufallen. Claire Vincent war eindeutig verrückt. Lily wusste nicht, wie man es in der Fachsprache nannte, aber in ihren Augen war die Dame völlig durchgeknallt.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn besser befriedigen könnte als irgendjemand sonst, wenn er mich nur lassen würde.« Ihre Augen wurden schmal, und zum ersten Mal zeigte sie eine einigermaßen normale Gefühlsreaktion: Wut auf den Mann, der all das verursacht hatte.
    »Was hat er geantwortet?«, fragte Lily, gegen ihren Willen von Vincents Geschichte gefesselt.
    »Er hat gesagt, dass er mich nur benutzt hat. Dass mein eigener Bruder eine bessere Nummer gewesen sei als ich.«
    Grundgütiger.
    »Ich mag Philip nicht besonders, aber in unserer Kindheit war das anders. Und als Roger mir erzählt hat, was er ihm angetan hat, bin ich einfach ausgerastet. Ich habe den Flaschenöffner genommen, ihm die Nadel in den Körper gerammt und die komprimierte Luft rausgelassen. Wahrscheinlich habe ich eine Ader getroffen, und eine Luftblase ist bis zu seinem Herzen gewandert.«
    Lily konnte nicht ganz folgen, aber das musste sie auch nicht. Die Frau hatte gerade gestanden, Roger Underwood getötet zu haben. Damit war sie in ihrer Meinung sogar wieder ein kleines Stück gestiegen.
    »Dann bin ich zurück zum Strand gefahren, um Sie zu beseitigen, aber Sie waren weg. Seitdem habe ich darauf gewartet, dass Sie wieder auftauchen.«
    »Und darum haben Sie angefangen, diese Männer umzubringen, in der Hoffnung, mich als Mörderin dastehen zu lassen.«
    Die Frau erschauderte, und mit geschlossenen Augen flüsterte sie: »Ja. Und weil diese Männer alle genauso waren wie er. Es hatte einfach nicht gereicht, Roger nur einmal umzubringen. Er hat meinen kleinen Bruder vergewaltigt. Und er hat mir das Herz gebrochen.«
    Offenbar spielten seine anderen Untaten für sie keine Rolle. Sie ließ ein kehliges Stöhnen hören und stand offenbar kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
    »Hallo? Ms Vincent? Hören Sie mich?«, rief eine Stimme von oben. »Sie ist weg – das Badezimmerfenster steht offen, sie muss rausgeklettert und zum Strand gelaufen sein!«
    Dankbar stellte Lily fest, dass Jesse Boyd seit ihrer letzten Begegnung keinen Deut schlauer geworden war. Sie machte sich zum Angriff bereit. Boyds Schritte polterten die Stufen herunter. Lily hielt das kleine Messer fest umklammert. Sobald er in ihr Blickfeld geriet, musste sie ihn entwaffnen. Sie konnte das Schwein überwältigen, aber sie hätte keine Chance, wenn er eine Pistole hatte.
    »Ms Vincent?« Sein Fuß wurde sichtbar.
    Jetzt.
    Lily sprang auf. Sie hatte gehofft, ihm in den Arm zu stechen oder ihn anderweitig zu überraschen, sodass er die Waffe fallen ließ. Aber sie hatte kein Glück. Ihr Messerhieb verfehlte ihn um Haaresbreite. Er war korpulenter, als sie ihn in Erinnerung hatte, doch er reagierte schneller und wich ihr mit einer raschen Drehung aus. Lily setzte
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