Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
klingelte sein Handy. Wyatt zog es aus der Hosentasche, klappte es auf und hielt es sich ans Ohr.
    »Blackstone.«
    Zunächst kam keine Antwort, aber das Rauschen am anderen Ende verriet ihm, dass die Leitung nicht tot war.
    »Hallo?«
    Wieder eine lange Pause. Dann drang eine leise Stimme aus der Stille wie ein Gespenst, das sich aus seiner Erinnerung löste.
    »Wyatt?«
    Er erstarrte. Der Schmerz, der in diesem einen geflüsterten Wort steckte, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. »Wer ist da?«
    »Helfen Sie mir, Wyatt. Bitte, helfen Sie mir!«

1
    Sieben Monate später
    Oberflächlich betrachtet schien Dr. Todd Fuller nicht gerade das typische Mordopfer zu sein. Er war nicht prädestiniert dafür, in Einzelteile zerhackt in einem schmuddeligen Hotel mitten im Nirgendwo zu enden. Er war ein angesehener Zahnarzt aus Scranton, verheiratet, besaß ein kostspieliges Eigenheim, ein schickes Auto, eine gut gehende Praxis, keine Vorstrafen. Alles in allem ein ansehnlicher Lebensstil.
    Jetzt war Dr. Fuller jedoch ganz und gar nicht mehr ansehnlich.
    Von der Türschwelle aus betrachtete Wyatt den Tatort und fragte sich, warum es ihn eigentlich immer noch überraschte, was manche Leute ihren Mitmenschen antaten. Nach allem, was er in seinem Leben mit angesehen hatte, dürfte er angesichts solcher Taten eigentlich keine Bestürzung mehr empfinden.
    Dennoch ertappte er sich dabei, wie er die Augen schloss und sich einen Moment lang sammelte, bevor er das Zimmer betrat – denn Tatorte wie dieser kamen normalerweise nur in kranken Filmen vor, die dem Massenpublikum seine regelmäßige Dosis Horror verabreichten. Nicht im echten Leben.
    Als er sich wieder gefasst hatte, trat er ruhigen, unbeirrbaren Schrittes ein. Er ging dicht an den Wänden entlang, die Schuhe in Plastik gehüllt, und nickte kurz den Spurensicherern zu, um ihnen zu bedeuten, dass er ihnen nicht in die Quere kommen würde. Er kniete sich nicht hin, um einzelne Beweisstücke genauer anzuschauen, sondern konzentrierte sich einzig und allein auf die Stimmung, die hier noch lange nach dem Verbrechen in der Luft lag.
    Er konnte nur erahnen, welch geballte Wut hinter dieser Tat steckte. Während seiner Jahre beim FBI hatte er Mehrfachmorde gesehen, bei denen weniger Blut vergossen worden war, hatte Schlachtfelder von Großstadtbandenkriegen betreten, auf denen weniger Gemetzel stattgefunden hatte.
    Todd Fuller hatte in seinen letzten Stunden unvorstellbar gelitten.
    Manche Mörder gingen leidenschaftlich vor, andere eiskalt. Wyatt hatte mit Tätern gesprochen, die behauptet hatten, lediglich kurz ausgerastet zu sein. Im nächsten Augenblick hatten sie alles schon wieder bedauert. Andere waren der festen Überzeugung, dass ihre Tat notwendig gewesen war. Manche waren reumütig, andere herzlos und zufrieden mit dem, was sie vollbracht hatten. Wieder andere planten ihre Verbrechen, bereiteten sich minutiös darauf vor, sahen den Tod eines Menschen als Ziel und den Vorgang des Tötens lediglich als Mittel zum Zweck.
    Bei diesem Mord kam all das zusammen, und doch war er nichts davon.
    Ein hilfloses Opfer mit einem Messer zu bearbeiten, den warmen Blutstrom zu spüren, der ihm aus den Adern sprudelte – das konnte niemand einfach eiskalt durchziehen. Aber die vorangegangene Planung und die Zeit, die dieser Mord in Anspruch genommen haben musste, erforderten einen gewissen Abstand, einen sachlichen Zugang. Dieser Mörder war nicht bloß kurz ausgerastet; er hatte sich gezügelt. Hatte seine Wut und seine Emotionen nach innen gekehrt. Hatte keine Sekunde lang die Beherrschung verloren und doch jeden Augenblick genossen.
    Hier in diesem Zimmer hatte der Mörder sein Vorhaben – einen Menschen umzubringen – auf bösartigste Weise ruhig und geduldig umgesetzt.
    All das wusste Wyatt. Denn es war nicht das erste Mal, dass er das Werk dieses Täters vor sich sah.
    Genau wie die beiden vorhergehenden Morde war auch dieser von jemandem begangen worden, der es nicht nur aufs Töten abgesehen hatte. Hier lag noch etwas Tieferes zugrunde.
    Lust? Wahnsinn?
    Rache? Nimmst du an all diesen Männern Rache, weil du den einen, um den es dir geht, nicht in die Finger bekommst?
    Er verdrängte diesen Gedanken. Er wollte sich nicht von voreiligen Schlüssen leiten lassen.
    »Sind Sie Blackstone?«, fragte eine Stimme.
    Er nickte, als ein Polizist in Zivil im Türrahmen erschien. »Detective Schaefer?«
    »Jep. Sie sind wohl ziemlich gut durchgekommen. Hatte Sie erst im Laufe des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher