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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon
Autoren: Sara Belin
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überraschenden,
völlig unerwarteten Angebot. Ich hielt seinen intensiven Augenkontakt aus, ich
badete regelrecht darin und dann schüttelte ich meinen Kopf: "Nein,
Robbie, es ist nicht in Ordnung."
    Er
senkte sofort den Blick und atmete mit einem Seufzer aus: "Du willst es
nicht, oder du kannst es nicht. Ich verstehe."
    "Nein,
Robbie, du verstehst es nicht. Es ist für mich erst in Ordnung, wenn du mich
vorher geküsst hast. Erst dann kann ich gehen…" Robin begriff meine Worte
und die noch viel tiefere Bedeutung dahinter. Sein Gesicht entspannte sich
wieder und er neigte sich zu mir. Es war uns egal, dass Julian uns beobachtete
und dass Alexandra in jedem Augenblick reinplatzen könnte. Robins Lippen
näherten sich mir, ich atmete seinen vertrauten, nie vergessenen Duft ein und
meinen ganzen Körper durchdrang die alte, zehn Jahre lang schlummernde
Sehnsucht nach ihm. Ich spürte sie in jeder Faser meines Wesens, wohlwissend,
dass sie längst schon ein Teil von mir geworden ist, für immer, noch
dauerhafter als das Tatoo, tief in meine Haut eingeprägt...
    Er
küsste mich erst herantastend und vorsichtig, mit halb geschlossenem Mund, doch
als ich ihn heftig umarmte und ihn näher an mich zog, entflammte auch er und
küsste mich so, wie mich kein anderer Mann jemals geküsst hatte. Und es wird
mich auch keiner so küssen...
    Die
Grenzen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart lösten sich für uns auf.
Sie verschmolzen miteinander in einem einzigen, himmlischen Augenblick der
Ewigkeit, der mehr als nur eine bittersüße Erinnerung war, mehr als nur ein
nostalgischer, wehmütiger Versuch, die für immer verlorene Zeit zurückdrehen zu
wollen...
    Wiederwillig
und atemlos lösten wir uns von diesem Kuss, der mir heiße Tränen in die Augen
trieb und Robin fragte mich mit seiner zärtlichsten Stimme, die mir tief in der
Seele weh tat: "Bist du jetzt bereit, Baby?"
    "Ja,
jetzt bin ich bereit", antwortete ich bewegt und fuhr noch bedachtsam und
liebevoll mit den Fingern durch sein kurzes, weiches Haar. Mit meiner ganzen
Kraft und ungeheuerer Entschlossenheit riss ich mich von ihm weg und verließ
ihn schnellen Schrittes, begleitet von seinem unvergesslichen Blick und mit
leise gesungenem Refrain "unseres" Songs.
    Julian
warf mir einen verwunderten Blick zu, während ich an ihm vorbei eilte und als
ich in der Tür kurz stehen blieb, ohne mich noch einmal umzudrehen, hörte ich
ihn fragen: "Robin, ist das etwa sie, die Frau, die als Modell für
dein Gemälde stand?"
    Robin
unterbrach kurz sein Gemurmel: "Ja, das ist sie, meine damalige
Muse."
    Mit
strahlendem Gesicht schloss ich die Tür hinter mir und halt suchend lehnte ich
mich für einige Atemzüge lang an sie. Aus den Lautsprecher an der Wand drangen
Apocalypticas satten Cello Legati und spielten eine derart schöne,
herzzerreißende Melodie, dass ich meine Tränen kaum zurückzuhalten vermag. Conclusion…
    Ohne
mich von Alexandra und Sally verabschiedet zu haben, warf ich noch den letzten
Blick auf das Rusalka Bildnis, bevor ich die Galerie zurückließ und in
die nach Sünde und Vanilleeis duftende Julinacht eintauchte. Ein bitterer,
vertrauter Schmerz, glatt wie eine Schwertklinge, durchbohrte mich grausam und
nahm mir den Atem weg, wie damals vor zehn Jahren, als ich Robin verließ.
    Doch
diesmal fürchtete ich mich nicht, ich rannte nicht weg, ich nahm nur einen
Abschied. In diesem kurzen, stillen Augenblick gehörte mir die ganze Zeit dieser
Welt und es war mir egal, ob mich von Robin zwei Stunden, zwei Jahrzehnte oder
zwei weitere Leben trennten.
    Ich zog
meine roten Sandaletten aus und der Vollmond hoch über den Dächern empfing mich
mit errötetem Gesicht. Ich bin bereit! rief ich ihm laut zu und erschrak
ein entgegenkommendes, eng umarmtes Pärchen. Unter meinen nackten Füssen
liebkosten mich die warmen, glatten Steine, als ich tränenüberströmt und
lachend zugleich durch die verführerische Nacht nach Hause eilte. Ja, ich war endlich bereit!
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