Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon
Autoren: Sara Belin
Vom Netzwerk:
und
berührten sich elegant mit ihren tanzenden Baumspitzen.
    Es war
ein herrlicher Abend und ich spürte nur eine leicht erregte Vorfreude, aber
keine Angst. Ich fühlte mich wie von einer schützenden Hand der Vorsehung
getragen, die mich durch die Straßen führte und die Mondsteinkette schimmerte
an meinem Hals, das erste mal nach all den Jahren.
    Vor der
Galerie sah ich schon die versammelte Menschenmenge und selbstbewusst suchte
ich mir den Weg hindurch. Es waren viele Fans dabei, aber auch einige
prominente Gesichter, die ich flüchtig wahrnahm.
    Die
Galeristin persönlich ließ mich rein, noch ehe mich die beide Türsteher
ansprechen konnten. "Guten Abend, Diana, komm rein", grüßte mich
Alexandra mit Händedruck und einer von den beiden Männern hielt mir höflich die
Tür auf. Sie blieb draußen stehen und begrüßte noch einige wichtige Gäste, die
gerade angekommen waren.
    Alleine
trat ich in den großen, hellen und mit künstlichem Licht überfluteten Raum ein.
Aus Lautsprechern klang leise die Musik von Apocalyptica, höchstwahrscheinlich
die CD, die ich neulich Alexandra ausgeliehen hatte, als sie Gefallen an dem
faszinierenden Stilmix der finnischen Band fand. Die Stühle in der Mitte waren
schon zur Hälfte besetzt und so legte ich schnell meine rote Handtasche auf den
freien Stuhl in der dritten Reihe ab. Vorne befand sich eine kleine Bühne mit
zwei Hockern und zwei Mikrofonständern. Robin sah ich nirgendwo. Mein Blick auf
die Uhr zeigte mir, dass ich bis zum Anfang noch genug Zeit hatte und ich
nutzte sie, um mir die Bilder anzuschauen. Robins Gemälde kannte ich nur aus
seinen Bildbänden, aber als ich die Originale vor meinen Augen erblickte,
berührten sie mich umso mehr. Ich fand sie wunderschön, ich liebte seine
kräftigen, sinnlichen Farben und die poetische, leicht melancholische Stimmung,
die ich bei Betrachten entdeckte. Bekannte und unbekannte Gesichter reihten
sich aneinander, auch ein Selbstportrait mit kurzen Haaren war dabei, ein neues
Werk, wie ich auf dem Schild las. Es musste unmittelbar nach Robins Trennung
von Claire vor zwei Monaten entstanden sein. Robin blickte auf dem Bild in die
Ferne und hielt eine Hand wie bei einem Abschiedsgruß. Verarbeitete er mit
diesem Bild seine Scheidung von Claire? Wie ich es aus den Medien erfuhr,
trennten sie sich wie zwei gute Freunde, ohne schmutzige Wäsche und
Geldstreitigkeiten...
    Ich ging
weiter in den hinteren Raum, betrachtete immer begeisterter Robins
Kunstfertigkeit und bei dem vorletzten Bild blieb ich stehen, wie vom Blitz
getroffen. Mir blieb die Luft weg, als ich mich erkannte! Rothaarig und nackt
saß ich unter einer großen Trauerweide und der Vollmond leuchtete silbern über
mir.
    Das Bild
trug den Titel " Rusalka ". Vor Überraschung legte ich mir die
Hand auf den Mund und starrte wie gebannt auf das Bild. Ich kannte es nicht, es
erschien in keinem Bildband, die ich alle hatte. Ja, es war mein traurig
blickendes Gesicht, meine Augen, meine Brüste! Robin malte mich nach Erinnerung
und traf mich unglaublich gut. Das Bild entstand einige Monate nach unserer
Trennung, verriet mir das Datum an dem kleinen Schild. Robin verabschiedete
mich offensichtlich mit diesem Bild aus seinem Leben.
    "Ich
hoffe, du bist nicht böse, weil ich dich nackt gemalt habe?", hörte ich
plötzlich Robins Stimme hinter mir und als ich mich umdrehte, erblickte ich sein
lächelndes Gesicht, das mich mit strahlenden Augen betrachtete.
    "Robin",
flüsterte ich nur mit Tränen in den Augen, unfähig mich zu bewegen. Robin
umarmte mich einfach und drückte mich fest an sich. "Wenn du wüsstest, wie
froh ich bin, dich hier zu sehen", sprach er leise und ließ mich wieder
los. Er nahm wie selbstverständlich mein Gesicht zwischen seine Hände und
küsste mich zärtlich auf den Mund. Wir waren alleine in dem Raum, aber wir
hörten jemanden kommen und Robin trat einen Schritt zurück.
    "Komm
mit mir, in das Hinterzimmer, dort können wir kurz reden, bevor es los
geht", sagte Robin und ich folgte ihm mit klopfendem Herzen. Zwei teuer
angezogene Damen in Robins Alter kamen uns entgegen und machten einen
begeistert überraschten Gesichtsausdruck, als sie Robin erkannten. Er nickte
den beiden charmant zu und öffnete die Tür vor uns.
    Ich
fühlte mich wieder fast wie damals, vor dem Konzert, als ich ihn in seiner
Garderobe besuchte. Die Zeit um mich schien sich aufgelöst zu haben… Vor meinem
geistigen Auge zog sich schmerzhaft ein Schleier auf, der die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher