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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon
Autoren: Sara Belin
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so weit."
    Robin
schaute mir bei diesen Worten kurz in die Augen und traf mich tief, bis ins
Herz... Sofort erahnte ich, welches Lied er singen würde und mit flauem Gefühl
im Magen lehnte ich mich zurück. Dieser Song, der unsere Liebe beschrieb, ist
tatsächlich nie richtig bekannt geworden, aber bei den echten Fans gilt er als
der Geheimtipp, als eine von Robins intimsten Kompositionen überhaupt. Die Fans
grübelten lange, um wen es sich in dem Song handelte - um eine Allegorie, um
Claire, oder doch um eine heimliche Geliebte?
    Robin
wollte sich zu dem Song nie genauer äußern, nur in einem Interview sagte er
einmal: "Es ist alles in dem Text und in der Musik, was ihr wissen
solltet. Jeder erkennt darin die Bedeutung, nach der er sucht. Mehr muss ich
dazu nicht sagen." So umgab die Ballade eine geheimnisvolle Aura und ich
liebte sie abgöttisch. Kein Wunder, sie beschrieb Robins in Worte und in Töne
gefasste Liebe für mich, sie wurde zu einem Denkmal für die Ewigkeit und immer
wenn ich sie hörte, erfüllte sie mich mit einer bittersüßen Mischung aus
Sehnsucht, Stolz und Schwermut.
    Als ich
an diesem Abend dem Song aus unmittelbarer Nähe zuhörte, behielt ich nur mit
Mühe meine Fassung. Der Mann, den ich so sehr liebte, sang für mich nach zehn
Jahren das Lied, mit dem er mir damals seine Gefühle für mich gestand!
    Ich
erlaubte es mir nicht, zu sehr in die Vergangenheit abzurutschen, ich bemühte
mich klar und nüchtern zu bleiben. Wir waren nicht mehr das, was wir damals
waren...
    Robin
sang zwar "unser" Lied, aber es war nur noch ein Lied und keine
Realität mehr. Es hätte auch eine andere Frau gewesen sein können, die ihn
damals zu diesem Song inspirierte. Es war einfach mein Glück, dass gerade ich
diese Rolle übernommen hatte. Robin benutzte mich als kreativen Brunnen und
auch ich bediente mich reichlich bei ihm, wir beide schöpften tief aus unserer
kurzen Begegnung und doch war sie für mich die wahre Liebe, das konnte ich mir
auch nach zehn Jahren nicht ausreden.
    War es
für ihn auch so schwer gewesen, mich aufgeben zu müssen, mich gehen zu lassen?
Berührte ich ihn tatsächlich so tief und einmalig?
    Robin
sang mit einer Gänsehaut erzeugenden Intensität, aber ich durfte seine
Performance nicht mit der Wirklichkeit verwechseln. Ja, ich ließ mich mitreißen
und ich weinte am Ende. Nicht als Einzige, auch die Frau neben mir wischte sich
vorsichtig die Tränen weg, als Robin mit geschlossenen Augen und einem
erschütternden Gesichtsausdruck die letzten Worte sang. Er lieferte uns eine
erstklassige, magische Show und zeigte, dass er immer noch einer der ganz
Großen in seinem Bereich war.
    Diesmal
war der Applaus leidenschaftlich und einige Leute standen begeistert auf. Bald
stand das ganze Publikum auf den Beinen, klatschend und jubelnd. Es war schon
erstaunlich. Mit den beiden bekannten, hundertmal bewährten Songs berührte
Robin die Zuschauer nur oberflächlich. Aber mit dieser intimen, traurigen
Erzählung schaffte er es, jede Zurückhaltung aufzutauen, egal ob bei jüngeren
oder älteren Zuhörern, weiblich oder männlich.
    Weil sie
echt war? Robin bedankte sich bei Publikum lange und charmant und schenkte mir
während einer Verbeugung einen so schmachtenden Blick, dass er mir kurz den
Atem verschlug . Robin, spiel bitte nicht mit mir!
    Er
schaffte es tatsächlich auch noch nach zehn Jahren, mir mit einem einzigen
Blick den Boden unter den Füßen zu entziehen!
    Julian
lächelte glücklich und bescheiden und hatte Augen nur für Robin. Er verehrte
ihn wie nur ein ergebener Schüler seinen Meister verehren kann und wehrte sich
schüchtern die Anerkennung anzunehmen, die Robin ihm mit einer großzügigen
Geste gewährte.
    Langsam
legte sich der Applaus und Robin verschwand mit Julian ins Hinterzimmer.
    Das
Publikum verteilte sich im Raum und widmete sich den Bildern oder kommentierte
begeistert Robins Auftritt. Eine junge Frau kam mit einem Tablett voll
Sektgläsern vorbei und ich bediente mich. Während ich auf Robin wartete,
schaute ich mir noch die Bilder auf der anderen Seite an, aber Rusalka zog mich magisch an. Es war ein aufregendes, fast euphorisches Gefühl, mich
selber auf dem Bild zu betrachten und ich konnte mich der starken Wirkung des
Gemäldes nicht entziehen. Was ging in Robin vor, als er mich malte? Trauerte er
um mich, oder war ich ihm schnell gleichgültig, als ich so plötzlich und
töricht aus seinem Leben verschwand? Auf dem Bild blickte ich sehnsüchtig
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