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Bis ins Koma

Titel: Bis ins Koma
Autoren: Brigitte Blobel
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fertig. Wir haben dich überall gesucht.«
    Marvel lacht. Er umarmt Jojo. »Und ich euch auch!« Er schwenkt die Flasche über ihre Köpfe. »Überall hab ich gesucht! Hier, ich hab was für euch. Wodka aus dem Freihafen!«
    Er lässt die Flasche kreisen, aber Jojo und Mauki winken ab. Sie haben genug.
    Bully nimmt einen Schluck, verzieht das Gesicht und spuckt das Zeug wieder aus. »Das soll Wodka sein?«
    Marvel nickt. Er nimmt Bully die Flasche weg. Wer nicht trinken will, hat selbst Schuld. »Aus dem Freihafen, russische Exportware.«
    Die anderen lachen, und obwohl Marvel nicht genau weiß, was an seinem Satz so witzig war, lacht er mit.
    »Hey, Leute!«, lallt er, »ich war lange nicht so glücklich, euch Jungs wiederzusehen. Ist wie in alten Zeiten, was?« Er zieht Mauki zu sich heran und gibt ihm einen Kuss. Das schmatzt richtig.
    Mauki grinst. »Bist du schwul geworden über Nacht?«
    »Nein«, lallt Marvel, während er sich an Maukis Schulter
lehnt, um sich ein bisschen auszuruhen. »Ich hab euch bloß alle so lieb.«
    Und als er das gesagt hat, knicken die Beine plötzlich unter ihm weg und er merkt noch, wie er fällt und wie er sich im Fallen einmal um die eigene Achse dreht und wie er mit den Armen rudert, um die Balance wiederzufinden oder einen Halt, und wie Maukis Hände durch seine Finger gleiten und dann der Schlag, als sein Kopf das Pflaster berührt.
    Und nichts mehr. Alles dunkel.
    Alles leer.
    Nur so ein hoher, schriller Ton in seinem Kopf wie die Pfeife eines Wasserkessels.
    Nimm doch mal einer den Kessel vom Herd!, will er rufen. Aber dann merkt er, dass er ja gar nicht sprechen kann. Und dann ist es auch egal.

15
    S ie haben ihn bis zum Taxistand geschleift und dann mit dem Taxi nach Hause gebracht. Der Taxifahrer musste erst überredet werden, sie mitzunehmen. Er hatte Angst, Marvel würde ihm das Auto vollkotzen, aber dazu war Marvel gar nicht mehr in der Lage.
    Er bekommt nichts mehr mit.
    Sie ziehen ihn aus dem Taxi und schleppen ihn zum Hauseingang, die paar Stufen hoch, und legen ihn vor der Haustür ab.
    Jojo zieht seine Jacke aus, rollt sie zusammen und legt sie fürsorglich unter Marvels Kopf.
    Marvel lässt alles mit sich geschehen. Er zeigt keine Reaktion. Seine Augen sind weit geöffnet, aber er blinzelt nicht, wenn sie mit der Hand vor seinen Augen herumfuchteln.
    Wie er so daliegt, so stumm, so leblos, macht er ihnen Angst.
    »Besoffen ist anders«, murmelt Mauki.
    »Den hat es echt erwischt«, sagt Jojo.
    Mauki versucht, Marvels Puls zu fühlen, aber er stellt sich ungeschickt an. Er ist zu aufgeregt. Und er hat im Erste-Hilfe-Kurs nie richtig aufgepasst. Das rächt sich jetzt.
    Sie klatschen ihm, wie sie es aus dem Fernsehen kennen, mit der flachen Hand ins Gesicht. Marvels Kopf rollt zur Seite und wieder zurück, aber mehr passiert nicht.
    »Es macht mich fertig, dass er die Augen aufhat!«, flüstert Jojo.

    »Hier draußen kann er nicht bleiben«, Mauki schaut sich um. »Das gibt einen Riesenärger.«
    Sie durchwühlen seine Taschen nach dem Haustürschlüssel, aber sie finden ihn nicht. Marvel vergisst ihn manchmal, das kennen sie schon. Dann schläft er bei einem von seinen Freunden. Aber so können sie ihn nicht mitnehmen, auf gar keinen Fall.
    »Verdammte Scheiße«, knurrt Jojo. »Was machen wir denn jetzt?«
    »Klingeln«, schlägt Mauki vor.
    Sie schauen sich an.
    Marvel liegt bewusstlos auf den Steinen.
    »Besser als ihn einfach so liegen zu lassen.« Bully hat plötzlich Angst. Er hat seinen Eltern versprochen, dass er nichts trinkt. Wenn das rauskommt, dass sie schon wieder auf Sauftour waren … »Klingeln und weglaufen«, sagt Bully.
    »Wie scheiße ist das denn?« Mauki regt sich auf. »Das geht doch gar nicht.«
    Jojo beugt sich über Marvels Gesicht. »Ich glaub, er atmet nicht mehr«, flüstert er.
    »Mach mich nicht fertig! Natürlich atmet er noch. Der ist bloß breit.« Mauki schiebt Jojo zur Seite und beugt sich über Marvels Gesicht. »Marvel?«, brüllt er. »Marvel! Wach auf! Mach die Augen auf, Junge! Du bist zu Hause!«
    Keine Reaktion.
    »Ich krieg kalte Füße«, murmelt Bully.
    »Ich fühl mich auch scheiße. Was glaubst du.«
    Sie richten sich auf, schauen sich an.
    »Ich bin für Klingeln und Abhauen«, erklärt Jojo schließlich, nachdem er sich mehrfach geräuspert hat. »Seine Mutter arbeitet im Krankenhaus. Die weiß, was sie mit ihm machen muss.«
    »Genau.« Bully nickt. »Er hat Glück im Unglück.«

    »Mir ist schlecht«, wimmert
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