Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

das kenn ich. Ich hab mich immer gefragt, wie es wohl wäre, da mal zu wohnen.«
    »Wir müssten aber sehr früh morgens los«, sagte ich, weilich mich plötzlich an den Neun-Uhr-Termin mit dem Zoll und der SOCA erinnerte. Scheiß drauf , dachte ich. Wenn sie wirklich mit mir reden wollen, müssen sie mich eben suchen. »Und«, sagte ich zu Bridget, »was meinst du? Wie würde dir das gefallen, mit mir eine Nacht in einem schaurigen alten Hotel zu verbringen?«
    Sie lachte. »Das würde mir sehr gefallen.«
    »Und wenn du schon kommst … na ja, hier gibt es etwas … jemanden … nein, schon gut. Wir reden drüber, wenn du da bist.«
    »Über was reden wir?«
    »Über das, woran ich gerade gedacht habe …«
    »Und was ist das?«
    »Das, worüber wir reden können, wenn du da bist.«
    »Ist es was Gutes?«
    »Vielleicht.«
    »Wird’s mir gefallen?«
    Das fragte ich mich gerade. »Es ist einfach etwas … keine Ahnung. Nur so eine Idee. Vielleicht hätte ich es gar nicht erwähnen sollen …«
    »Zurücknehmen geht jetzt aber nicht mehr.«
    »Ich weiß.«
    »Macht nichts, John. Was immer es ist … mach dir keine Sorgen, ja? Im Moment will ich einfach nur bei dir sein. Ist das okay?«
    »Ja«, sagte ich, »sehr okay.«
    Als ich etwas später zur Rezeption ging, kam ich gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Arthur Finch seine drei Hunde durch die Lobby zum Ausgang führte. Ich rief nach ihm, er blieb stehen, ich ging auf ihn zu.
    »Ich wollte gerade los, John«, sagte er. »Abends laufen die Hunde gern ein bisschen am Meer entlang.«
    Ich schaute auf Finn hinab, den größeren der zwei Welpen, und als er zurückschaute mit seinem Hundelächelnund den strahlenden Augen voller Glückseligkeit und dazu mit dem langen Schwanz leicht hin- und herwedelte, konnte ich mir gut vorstellen, wie er auf dem Teppich in meinem Zimmer läge, in Bridgets Zimmer … unserem Zimmer. Schwieriger war es, mir vorzustellen, wie Bridget das finden würde. Sie trauerte noch um Walter, vielleicht war sie noch nicht so weit, über einen anderen Hund nachzudenken … vielleicht war es zu früh für sie, zu verwirrend, zu quälend. Aber andererseits …
    Ich drehte mich wieder zu Arthur um. »Macht es Ihnen was aus, wenn ich mitgehe?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete er. »Es wäre mir ein Vergnügen.«
    Und als wir aus der Tür traten und um das Hotel herum zum Strand liefen, sagte ich: »Wäre es in Ordnung für Sie, wenn ich Finn eine Weile nehme?«
    Arthur lächelte und reichte mir Finns Leine. »Irgendwelche Hintergedanken?«
    »Vielleicht«, sagte ich und streichelte Finns kräftigen Kopf.
    Nur vielleicht.

Informationen zum Buch
    Nach seinem letzten Fall hält es der Privatdetektiv John Craine für besser, eine Weile aus der Stadt zu verschwinden. Er fährt an die Küste, nach Hale Island, wo er als Kind oft mit seinen Eltern die Wochenenden verbracht hat. Jetzt ist das große Hotel Victoria Hall halb verfallen. Doch John geht es ohnehin nicht um Badeurlaub. In der Nähe von Hale Island lebt eine Frau namens Serina Mayo mit ihrer Tochter Robyn – John kennt sie nicht, doch er hat herausgefunden, dass Robyn seine Halbschwester sein muss. Die beiden ahnen nicht, dass John von ihrer Existenz weiß. Und er weiß noch mehr: Robyn ist ein Junkie und hat sich mit ein paar sehr zwielichtigen und gefährlichen Gestalten eingelassen. Dann findet John in einem alten Bunker am Strand eine Tote. Als er die Polizei zum Bunker führt, ist die Leiche allerdings verschwunden …

Informationen zum Autor
    Kevin Brooks , geboren 1959 in Exeter, Devon, studierte in Birmingham und London, spielte Gitarre in einer Punkrockband und schrieb eigene Songs. Sein Geld verdiente er lange mit Gelegenheitsjobs. Er ist einer der erfolgreichsten und international bekanntesten Jugendbuchautoren und wurde mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet. Er lebt mit seiner Frau Susan in North Yorkshire, England.
    www.kevin-brooks.de