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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kevin Brooks
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mit Cal – erzählte ihm die ganze Geschichte, versicherte ihm, dass es mir gut ging und dass ich bald zurückkäme, fragte ihn, was er über die SOCA wisse – und dann, nachdem ich eine Weile auf dem Bett gesessen und geraucht hatte, tat ich, was ich vor Tagen schon hätte tun sollen.
    Ich rief Bridget an.
    Mein Herz pochte heftig, während ich die Nummer wählte, und als ich das Handy ans Ohr nahm und dem Klingelton lauschte, fühlte ich mich wieder genauso wie vor ein paar Wochen, als ich Bridget in ihrer Zoohandlung besucht hatte … die Tür öffnete, eintrat und sie an der Theke stehen sah, wo sie für eine dicke alte Frau in einem abgetragenen Pelzmantel irgendwelche Tüten mit grünlich braunen Kügelchen einpackte … Bridget hatte aufgesehen, als die Glocke über der Tür klingelte, und unterbrochen, was sie gerade machte … und ich hatte mich für einen kurzen Moment wieder wie sechzehn gefühlt, blauäugig, unschuldig, dumm – wie ein Tier, das nur diesen Moment wollte und brauchte …
    »Hallo?«
    »Hi Bridget«, sagte ich. »Ich bin’s, John.«
    »John« , sagte sie. »Gott sei Dank … wo hast du gesteckt? Ich hab schon eine Ewigkeit versucht dich anzurufen.«
    Es war so eine Erleichterung, ihre Stimme zu hören, und es tat so unendlich gut zu merken, dass sie bereit war, mitmir zu reden. So gut, dass ich einfach nur dasaß und dämlich in mich hineingrinste.
    »John?«, fragte sie. »Bist du noch da?«
    »Ja …«, sagte ich nach einem Räuspern. »Ja, ich bin noch da – «
    »Wo steckst du?«
    »Auf Hale Island.«
    »Auf Hale? Was machst du denn da?«
    »Das ist ein bisschen kompliziert.«
    »Wieso hast du nicht angerufen?«
    »Hm, das wollte ich eigentlich … aber ich wusste ja nicht, du verstehst schon …«
    »Was?«
    »Na ja, du hast das Krankenhaus verlassen, ohne etwas zu sagen, und ich dachte, vielleicht …«
    »Ich hab nicht gewusst, was ich tat, John. Tut mir wirklich leid. Ich konnte überhaupt nicht mehr klar denken … inzwischen hab ich echt ein schlechtes Gewissen. Aber ich brauchte einfach Abstand … Ich war so fertig wegen dem Ganzen und wollte nur noch weg … ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Entschuldigung …«
    »Schon gut«, sagte ich – und das war es wirklich, natürlich war es das. »Ich versteh das vollkommen. Ich meine, ich hab mir das fast schon gedacht … aber dann hab ich überlegt, wenn du mit mir reden willst, wirst du dich sicher melden, sobald du bereit bist. Das ist mehr oder weniger der Grund, warum ich dich nicht angerufen habe …«
    »O Gott«, seufzte sie. »Ich bin schon eine Ewigkeit bereit … ich wollte mich ja melden, aber ich hatte deine Nummer verloren.«
    »Die habe ich dir doch im Krankenhaus gegeben. Ich habe sie aufgeschrieben, erinnerst du dich?«
    »Ja, ich weiß, aber ich bin in solcher Eile dort raus … ich muss sie liegen gelassen oder unterwegs verloren haben. Und ich hab’s erst gemerkt, dass sie nicht da war, als ich beimeiner Schwester ankam. Ich hab im Krankenhaus angerufen, aber die konnten nichts finden, und als ich es unter deiner Privatnummer versucht hab, lief immer nur der Anrufbeantworter. Ich hab’s auch im Büro versucht, ich bin sogar hingegangen … aber es war geschlossen und niemand wusste, wo du warst.«
    »Bist du denn jetzt wieder in Hey?«
    »Ja, ich bin seit Freitag wieder zurück.«
    »Im Haus?«
    »Ja …« Sie seufzte noch mal. »Ich vermisse dich so, John.«
    »Ich dich auch.«
    »Ich mag hier nicht allein sein … das Haus ist so leer.« Ich hörte, wie sie die Tränen runterschluckte. »Und so still, verstehst du … ich glaube immer, Walter zu hören, sein Halsband, das klingelt, seine Tritte auf dem Boden … und dann fällt mir ein, dass er ja nicht mehr da ist, und ich kann gar nicht mehr aufhören zu weinen …«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich leise.
    »Tut mir leid …«
    »Schon gut.«
    »Wann kommst du zurück?«
    Ich schwieg einen Moment und dachte über etwas nach. »Hör zu«, sagte ich schließlich. »Ich habe im Moment kein Auto – warum kommst du nicht runter und holst mich ab?«
    »Wie, jetzt?«
    »Na ja, nicht jetzt sofort. Der Damm ist noch überflutet, aber gegen Mitternacht soll er wieder frei sein.«
    »Und dann fahren wir zurück nach Hause?«
    »Ja … oder wenn du willst, können wir auch noch eine Nacht hierbleiben und morgen zurückfahren. Ich bin in einem Hotel mit dem Namen Victoria Hall. Ist ein etwas heruntergekommenes Ding, aber es liegt direkt am Strand.«
    »Ja,
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