Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kevin Brooks
Vom Netzwerk:
starrte hinauf in das Schweigen, versuchte seine Reaktion abzuschätzen, doch das Einzige, was ich sah, war der schwache Schimmer seiner Augen. Das Schiff fuhr nicht mehr, sondern schwankte nur leicht in der Dünung des Meers. Und auch der Regen hatte aufgehört. Die Luke schloss sich leise und ich hörte, wie sie abgesperrt wurde.
    Schritte knarrten.
    Linda schaltete die Taschenlampe wieder an.
    Ich sah zu Robyn hinüber. »Alles in Ordnung?«
    Sie nickte.
    »Was jetzt?«, fragte Linda.
    »Hast du schon was Brauchbares in der Kiste gefunden?«
    In den nächsten fünf Minuten passierte nicht viel. Selbst ohne das Tuckern des Motors war es relativ schwer, irgendwelche Geräusche von oben zuzuordnen, und auch wenn wir Schritte hörten und gelegentlich ein Gemurmel gedämpfter Stimmen, war es unmöglich, irgendetwas genauer zu deuten. Ich versuchte mir auszumalen, wie sich Garrow irgendwohin verdrückte, um die Aufnahme in meinem Handy abzuhören, doch aus irgendeinem Grunde gelang es mir nicht. Und natürlich wusste ich: Ob ich es mir ausmalen konnteoder nicht, war völlig egal, es hatte keinen Einfluss darauf, ob das in der Realität tatsächlich passierte – genau wie die Tatsache, auf dem Bunker zu sitzen, niemals garantieren konnte, dass mir nichts Schlimmes passierte … Wobei mir bei diesem Gedanken einfiel, dass ich an meinem ersten Tag auf der Insel wirklich versäumt hatte, mich auf den Bunker zu setzen, und es ließ sich ja nicht leugnen, dass seither eben doch viel Schlimmes passiert war …
    Meine Gedanken trieben wieder fort.
    Ich zwang mich, nicht weiter über Garrow nachzudenken. Was immer er dort oben machte, was immer dort geschah, es lag nicht mehr in meiner Hand. Entweder hatte Garrow mein Handy oder nicht. Entweder hörte er die Aufnahme ab oder nicht. Und wenn die Tonqualität zu schlecht war oder im falschen Moment abbrach … wenn Garrow nur meinen Atem hörte und eine unverständliche Unterhaltung im Hintergrund …
    Ich konnte nichts mehr daran ändern.
    »Nützt der hier was?«, fragte Linda und zog einen abgebrochenen Schraubenzieher aus der Kiste.
    »Vielleicht«, sagte ich und ging zu ihr hinüber, um mir das Teil anzusehen.
    Sie reichte ihn mir. Es war ein billiges altes Ding, ungefähr fünfzehn Zentimeter lang, mit abgebrochener Klinge und kaputtem Griff.
    »Gibt’s noch was anderes?«, fragte ich.
    »Nur das hier«, sagte sie und zeigte mir eine rostige Kolbenstange.
    »Das ist besser.«
    Sie sah zu mir auf. »Was meinst du, wie viel Zeit haben wir?«
    »Keine Ahnung … kommt drauf an, was jetzt da oben geschieht.«
    Robyn kam herüber. »Vielleicht bringen sie sich ja alle gegenseitig um.«
    Ich lächelte. »Ja, vielleicht … aber wie kommen wir dann hier raus? Die Luke ist von außen verriegelt.«
    »Scheiße«, sagte sie und grinste. »Es gibt immer irgendwas, oder?«
    »Egal, was da oben passiert«, sagte Linda. »Irgendjemand kommt bestimmt runter, was? Wenn nicht Garrow, dann einer der andern. Oder alle. Wir müssen entscheiden, was wir tun. Kann gut sein, sie nehmen die Leiter – «
    »Welche Leiter?«, fragte ich und warf einen Blick zu der Luke hoch.
    »Die Leiter, über die sie uns runtergebracht haben … ach ja, stimmt, das hast du gar nicht mitgekriegt. Ist nur eine alte Holzleiter, so eine Trittleiter mit Sprossen … jedenfalls keins von diesen Ausziehdingern, einfach eine normale Leiter. So eine, die man gegen die Wand lehnt … Wieso lachst du? Ich versteh nichts von Leitern, verdammt.«
    »Aber es ist kein Ausziehding?«
    »Nein«, sagte sie grinsend. »Es ist eine zum An-die-Wand-Lehnen.«
    »Das heißt, um hier runterzukommen, muss man die Luke öffnen, die Leiter runterschieben und sie oben an den Rand der Luke lehnen?«
    »Ja, genau …« Sie schaute zu der Luke hoch. »Wenn du allerdings eine Pistole hast, musst du dich einfach nur durch die Öffnung reinbeugen … runterzuklettern brauchst du dafür nicht. Du setzt dich einfach da oben hin und nimmst dir jeden einzeln vor.«
    »Garrow würde das nicht tun«, sagte Robyn.
    »Wieso nicht?«
    »Weil er ein hundsgemeines, fieses Arschloch ist. Er quält gern Leute mit dem Messer, vor allem Frauen. John würde er vielleicht erschießen, einfach um ihn aus dem Weg zu haben, aber er lässt sich garantiert nicht die Chance entgehen, hier runterzukommen und – «
    Plötzlich brach sie ab und wir schauten alle nach oben,von wo wir einen Schuss hörten. Er war nicht sonderlich laut, nicht viel mehr als ein kaltes,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher