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0250 - Angst war sein ständiger Begleiter

0250 - Angst war sein ständiger Begleiter

Titel: 0250 - Angst war sein ständiger Begleiter
Autoren: Angst war sein ständiger Begleiter
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Der leichte Regen begünstigte das Vorhaben der Sträflinge.
    Es war jetzt vier Uhr nachmittags. Der Oberaufseher des Staatszuchthauses zog den Kopf noch tiefer in den hochgestellten Kragen seines Regenmantels. Miller blickte zu den dicken Regenwolken empor und murmelte eine Verwünschung.
    »Schluß! Alles antreten!« befahl er dann mit lauter Stimme.
    Die beiden anderen Beamten nahmen, wie das Reglement es vorschreibt, die Karabiner schußbereit in die rechte Armbeuge. Die Sträflinge des Staatszuchthauses rafften ihr Handwerkszeug zusammen und trotteten naß und frierend zur Mitte des bereits fertiggestellten Teils der Straße. In Fünferreihen stellten sie sich dort auf.
    »Hallo, Jack! Schluß! Antreten!«
    Der Oberaufseher blickte zu der von Hecken eingesäumten Biegung des Weges. Aber weder Jack — der Aufseher — noch die drei Gefangenen, die dort arbeiteten, kamen zum Vorschein.
    Der Beamte runzelte unwillig die Stirn und ging die zwanzig Schritt bis zur Biegung. Er trat zur Hecke und sah überrascht nach allen Seiten. Miller konnte weder den Aufseher noch die Sträflinge entdecken. Zur Rechten lag ein großer Haufen Schottersteine, zur Linken ein Sandhaufen mit drei darin steckenden Schaufeln. Dahinter stand eine eiserne Straßenwalze.
    Miller schob den Sicherungshebel seines Karabiners zurück, bevor er weiterging, Hinter dem Sandhaufen fand er seinen Untergebenen, den Aufseher Jack Bronx. Er lag dort und rührte sich nicht.
    »Einen Augenblick. Ich komme gleich wieder«, rief Miller über die Schulter zu der Kolonne zurück.
    Durch Erfahrung gewitzigt, wollte er nicht, daß die anderen Sträflinge etwas von dem Vorfall merkten.
    Dann bückte sich Miller zu seinem Kollegen hinab. Dessen Arme waren auf dem Rücken gefesselt. Die Füße waren an den Knöcheln zusammengeschnürt. Über den Mund hatte man ein grobes, buntes Tuch geknüpft, wie es von der Zuchthaus-Verwaltung an die Häftlinge geliefert wird. Miller hatte sofort begriffen, was geschehen war. Er riß dem Beamten den Knebel aus dem Mund und herrschte ihn an.
    »Zum Teufel, Jack, was hast du da angestellt?«
    Während Miller sich mit den Hand- und Fußfesseln beschäftigte, versuchte Jade Bronx zu sprechen, aber es gelang ihm erst nach mehreren Ansätzen.
    »Überfallen… Von hinten… Mund zugehalten.«
    Bronx stieß nur Wortfetzen hervor. Der Rest war ein Krächzen, aber es genügte, um dem Oberaufseher die Lage klarzumachen.
    »Idiot!« knirschte er wütend, machte kehrt, ging zu der Kolonne und befahl: »Abmarsch!«
    Die Sträflinge setzten sich schlurfend in Bewegung.
    Gott sei Dank, dachte Miller. Keiner hat etwas gemerkt. Er wußte, daß ein derartiger Vorfall eine Meuterei hätte auslösen können, gegen die die drei Beamten machtlos gewesen wären. Sie hätten im Ernstfall nur ein paar der Gefangenen in Schach halten können.
    Erst als der Zug sich eine Strecke entfernt hatte, zog Miller die Leuchtpistole aus der Tasche und feuerte. Eine Rakete stieg zum wolkenverhangenen Himmel empor, zerplatzte und streute rote Leuchtkugeln aus. Sekunden danach hörte Miller die Alarmsirenen der Strafanstalt heulen.
    »Los! Nachkommen!« rief er dem Wärter Bronx zu, der es geschafft hatte, stolpernd auf die Beine zu kommen.
    Dann folgte Miller im Laufschritt der sich entfernenden Kolonne. Schon ein paar Minuten später raste der erste mit schwerbewaffneten Wärtern besetzte Wagen heran. Miller hob die Hand und erklärte mit wenigen Worten, was geschehen war.
    »Frazer, Nummer 3479, Warner Nr. 3586, und Row, Nr. 2347, haben Bronx überwältigt und sind geflüchtet.«
    »Welche Richtung?«
    »Ich weiß es nicht. Fragt Bronx, der ist noch da hinten.«
    Noch vier weitere Wagen brausten heran, stoppten und bekamen dieselbe Auskunft. Oberaufseher Miller gab sich der Hoffnung hin, daß die Flüchtigen noch nicht weit gekommen sein konnten. Sie trugen Sträflingskleidung und hatten kein Geld. Gefährlich war nur, daß sie den Karabiner und die Pistole des Wärters mitgenommen hatten.
    Zehn Minuten später surrten die Drähte der Telegraphen, und die Morsetasten im Funkraum des Staatsgefängnisses hämmerten.
    ***
    Drei Schwerverbrecher entflohen — dann folgten die Namen und Beschreibungen.
    Die Polizeiposten der Umgebung wurden ebenso alarmiert wie die Staatspolizei und die Highway-Patrouillen. Die Bewohner der kleinen Farm- und Wochenendhäuser schlossen Fenster und Türen.
    Jeder wußte, daß es kaum etwas Gefährlicheres gab als entflohene Sträflinge
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