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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kevin Brooks
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dumpfes Klack , und im ersten Moment dachte ich, es wäre etwas anderes, doch dann hörte ich das Getrampel rennender Schritte und ein lautes kehliges Rufen, fast zeitgleich ertönten in rascher Folge weitere platzende Klack- Geräusche, und danach ein scharfer Schmerzensschrei …
    » Heilige Scheiße « , hörte ich Linda vor sich hin murmeln.
    Die schweren Schritte blieben stehen und für einen kurzen Moment war es still.
    Hey! , brüllte jemand. Was soll –
    Wieder zwei Schüsse – Klack! Klack! Und diesmal drang einer durch die Holzluke und knallte oben in die gegenüberliegende Wand.
    »Verdammte Hölle!«, schrie Robyn.
    »Duck dich«, sagte ich und rieb mir Holzsplitter aus dem Gesicht. »Da drüben … vor der Wand. Und schütz dein Gesicht.« Während ich einen Tropfen Blut von meiner Wange wischte, wurde mir plötzlich klar, was ich tun musste. Vielleicht war es ja schon zu spät, überlegte ich, und wahrscheinlich würde es sowieso nicht klappen, doch ich sah es vor mir … ich konnte es mir ausmalen …
    Ich ging zu Linda. »Wo ist der Schraubenzieher?«
    Sie reichte ihn mir.
    Wir zuckten zusammen, als ein weiterer Schuss fiel.
    »Und die Kolbenstange«, sagte ich und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Was ist mit – ?«
    »Bitte.«
    Unwillig reichte sie mir die schwere Acht-Zoll-Stange. Ich betrachtete sie kurz. Das eine Ende war ein stabiler Rumpf, dick mit Rost überzogen, von knapp einem Zoll Durchmesser. Das andere Ende sah ähnlich aus, aber mit einem kleineren Auge von etwa einem halben Zoll Durchmesser, das aus dem Rumpf herausragte. Ich beugte mich hinunterund stieß das dünnere Ende seitlich gegen die Pappkiste.
    »Verdammte Scheiße, was machst du?«, fragte Linda.
    Ich schaute auf das Loch, das die Kolbenstange in der Pappe zurückgelassen hatte – einen leicht ausgefransten Kreis von einem halben Zoll Durchmesser –, und beschloss, dass es gehen würde.
    »Das Schießen hat aufgehört«, sagte Robyn.
    Ich horchte. Sie hatte recht … keine Schüsse mehr. Aber dann hörte ich Schritte … langsame, zielsichere Schritte … die sich quer übers Schiff bewegten … und eine Stimme, zu gedämpft, um sie erkennen zu können. Dann noch eine Stimme … weiter weg … ein bettelnder Tonfall. Dann jemand, der lachte …
    »Komm her, Robyn«, sagte ich leise.
    Sie stand auf und kam zu mir herüber.
    »Das ist Garrow, nicht?«, sagte sie und starrte nach oben. »Dem macht das auch noch Spaß, diesem verdammten – «
    »Denk nicht drüber nach«, sagte ich. »Ich brauch deine Hilfe.«
    Sie sah mich an und ihre Augen blinzelten ganz schnell.
    »Hör zu, Robyn«, sagte ich und fasste sie an den Schultern. »Wir können hier rauskommen, okay? Wir können das schaffen. Aber du musst dich konzentrieren … ja?«
    Sie nickte.
    »Gut«, sagte ich und warf einen Blick zu Linda hinüber. Sie saß noch immer neben der Kiste und starrte hinauf zu den Schritten, die über das Deck liefen. Es klang, als ob sie sich von uns entfernten.
    »Linda?«, rief ich leise.
    Sie sah mich an. »Ja, ich hör zu.«
    »Okay …« Ich holte Luft. »Garrow wird gleich hier runterkommen, und wenn er kommt, werde ich auf dem Boden liegen, unter der Luke. Ich will, dass er glaubt, ich bin tot, verstanden?« Ich warf einen Blick hinauf zu demgesplitterten Einschussloch in der Luke. »Ich will, dass er glaubt, ich hätte hier gestanden und ein Irrläufer hätte mich getroffen … genau hier.« Ich zeigte auf die Mitte meiner Stirn. »Alles klar?«
    Linda sagte: »Ja, schon, aber – «
    »Garrow glaubt, ich bin tot, lässt die Leiter runter, fängt an nach unten zu klettern und dann – «
    Ein schriller Schrei unterbrach mich und wir schauten alle wieder nach oben. Der Schrei verlor sich, wurde zu einem gedämpften, verzweifelten Schluchzen, und dann – nach einem kurzen Moment der Stille – hörten wir den entsetzlich dumpfen Hieb von Stahl gegen Fleisch, augenblicklich gefolgt von einem zweiten Schmerzensschrei, kürzer und schwächer diesmal, und dann einem weiteren dumpfen Hieb, und noch einem … und schließlich dem heftigen Schlag eines Körpers, der aufs Deck stürzt.
    »O Gott …« , flüsterte Linda.
    »Nimm das hier«, sagte ich zu Robyn und reichte ihr die Kolbenstange.
    Sie sah mich an.
    »Nimm sie«, sagte ich entschieden und legte ihr die Stange in die Hände. »Mach schon, Robyn, wir haben keine Zeit.«
    Sie starrte wieder nach oben, horchte, wie der Körper über Deck geschleift wurde.
    »Robyn!«, blaffte
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