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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Kevin Brooks
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obere Teil der Leiter durch die Luke und sie stürzte krachend herab. Ich schnappte mir die Kolbenstange und rollte mich gerade noch rechtzeitig aus dem Weg, und als ich mich aufrappelte, sah ich, dass Garrow nur ein paar Zentimeter entfernt hart auf dem Boden gelandet war. Er wirkte benommen, als ob er keine Luft mehr bekäme, aber er hatte die Pistole noch in der Hand. Die Taschenlampe war unter dem Arm herausgerutscht, rollte über den Boden und der Schein wirbelte durch den Laderaum. Als ich zu Garrow ging und ihm die Pistole aus der Hand trat, sah ich meinen monströsen Schatten auf der Wand auftauchen.
    Während Garrow stöhnte und aufzustehen versuchte, während er gleichzeitig nach der blutverschmierten Machete unter seinem Gürtel griff, trat der monströse Schatten über ihn, hob die Kolbenstange und stieß sie ihm gegen den Schädel.
    Ich erinnere mich, wie ich mich ganz leer fühlte in diesem Moment, völlig empfindungslos. Und dann stieß ich die schwere Stahlstange in Garrows schon leblosen Schädel, rammte sie so fest wie möglich hinein, wieder und wieder, wovon ich später mit deutlicher Klarheit nur noch das Gefühl einer völlig losgelösten Verwunderung im Sinn habe, mit der ich auf den blutüberströmten Brei auf dem Boden starrte und mich fragte, wie so etwas jemals Leben gewesen sein konnte …
    Ich weiß nicht, wie oft ich auf ihn einschlug, doch als Linda und Robyn mich wegzogen, war von Ian Garrow nichts mehr übrig.

30
    Wir fanden Mott in der Kajüte. Er hatte eine klaffende Wunde im Nacken, eindeutig von Garrows Machete, und ein Schuss aus nächster Nähe hatte ihn am Kopf getroffen. Der große, kahlköpfige Mann war in der Nähe des Schiffshecks getötet worden. Drei Schüsse waren auf ihn abgefeuert worden: einer in den Bauch, einer in die Brust und einer in den Hinterkopf. Soweit wir sehen konnten, hatte Garrow die Pistole nicht gegen Lloyd gerichtet, ihn hatte er nur mit der Machete erledigt. Genau ließ es sich nicht feststellen, weil der größte Teil von Lloyds Körper gut fünf Meter vom Kutter entfernt mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb. Der linke Unterarm fehlte, der Kopf tanzte auf den Wellen und stieß immer wieder gegen die Schulter, der Hals war fast vollständig durchtrennt.
    »Du musst dich hinsetzen«, sagte Linda zu mir. »Du siehst nicht gut aus.« Sie drehte sich zu Robyn um. »Schau mal nach, ob du irgendwas findest, womit du die Blutung am Kopf stoppen kannst. Wasch aber die Wunde nicht aus oder irgendwas, halt nur einfach etwas dagegen gepresst, irgendein sauberes Tuch oder so.«
    »Ja, gut«, sagte Robyn kopfnickend.
    »Ich rufe in der Zeit über Funk die Küstenwache«, sagte Linda. »Die bringen uns zurück zur Insel und dann müssen wir mit John ins Krankenhaus.«
    »Und was ist mit dem hier allem?«, fragte ich und starrteauf dem Boot umher. »Was ist mit Tait und Boon … was ist mit Garrow? Was machen wir mit – ?«
    »Ich werde das alles melden, John. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Ich hätte schon eine andere Möglichkeit gewusst – rein ins Schlauchboot, den Kutter anzünden, niederbrennen, versenken … das ganze verdammte Elend am Meeresboden zurücklassen –, aber ich war zu müde, um etwas zu sagen. Ich schaffte es nicht mal, mit den Schultern zu zucken. Ich beobachtete nur, wie Linda in Richtung Kajüte ging, dann ließ ich mich von Robyn zu einer niedrigen Holzbank führen, die an der Seite des Kutters aufs Deck geschraubt war.
    »Du setzt dich da hin«, sagte sie, »und ich muss irgendwas finden, um – «
    »Warte mal einen Moment«, sagte ich und marschierte Richtung Heck.
    »Wo willst du denn hin? John …? Verdammte Scheiße … «
    Ich ging dorthin, wo der Kahlköpfige lag, hockte mich neben ihn und durchwühlte seine Taschen. Ich erinnerte mich nicht mehr, ob ich ihn hatte rauchen sehen, doch er sah aus wie ein Raucher … und er war auch tatsächlich einer. Ich zog eine Packung Maxfair Superkings und ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche, richtete mich wieder auf und kehrte zu Robyn zurück.
    »Hier, nimm«, sagte ich, reichte ihr eine Zigarette und setzte mich.
    »Danke«, erwiderte sie und reichte mir ein Stück Stoff, das sie von ihrem Shirt abgerissen hatte. »Ich weiß nicht, wie sauber es ist, aber halt’s dir an den Kopf und drück fest dagegen.«
    Ich zündete ihre Zigarette an, danach auch meine und dann saßen wir beide bloß da, rauchten schweigend und schauten zusammen in die Ferne. Die Sonne hatte gerade
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