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Robotermärchen

Robotermärchen

Titel: Robotermärchen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel Mróz
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STANISLAW LEM

    ROBOTER MÄRCHEN

    STANISLAW LEM
ROBOTERMÄRCHEN
Mit Holzstichcollagen von
Horst Hussel
Eulenspiegel Verlag Berlin

    3. Auflage
     © Eulenspiegel Verlag, Berlin • 1979 (1969) (deutschsprachige Ausgabe und Illustrationen)

    Lizenz-Nr.: 540/81/79 • LSV 7221 Umschlag- und Einbandentwurf: Horst Hussel

    Printed in the German Democratic Republic

    Lichtsatz: INTERDRUCK Graphischer Großbetrieb

    Leipzig - 111/18/97

    Druck und Buchbinderei: LVZ-Druckerei „Hermann Duncker",

    Leipzig 111/18/138
6200657 DDR 6,50 M

    Die Erzählungen wurden aus den
Bänden BAJKI ROBOTóW und CYBERIADA
ausgewählt von Jutta Janke
Aus dem Polnischen von Caesar Rymarowicz

    Inhalt

    Die drei Elektritter
Die Uranohren
Wie Erg der Selbsterreger den Blasser besiegte
König Biskaiars Schätze
König Hydrops Ratgeber
Trurls Maschine
Die Tracht Prügel
Die Falle des Gargancjan
Von den Drachen der Wahrscheinlichkeit
    Wie Trurl und Klapaucius einen Dämon Zweiter Ordnung schufen, um Mäuler den Mörder zu besiegen Wie Mikromil und Gigacjan die Flucht der Nebelflecken einleiteten

    Die drei Elektritter

    Es lebte einmal ein großer Konstrukteur und Erfinder, der
    unermüdlich die außergewöhnlichsten Vorrichtungen ersann und die eigenartigsten Apparate konstruierte. So baute er ein winziges Maschinchen, das herrlich sang, und nannte es Piepmatz. Seine Erzeugnisse stempelte er mit einem mutigen Herzen, und jedes Atom, das aus seiner Hand kam, trug dieses Zeichen, so daß sich die Gelehrten hinterher darüber wunderten, wenn sie flimmernde Herzchen in den atomaren Erscheinungen fanden. Viele nützliche, große und kleine Maschinen hatte er gebaut, schließlich kam er auf die seltsame Idee, Tod und Leben zu vereinen und auf diese Weise das Unmögliche zu erreichen. Er beschloß, vernunftbegabte Wesen aus Wasser zu bauen, doch nicht auf jene schreckliche Art, an die man gleich denken möchte. O nein, die Vorstellung weicher und nasser Körper war ihm fremd, er ekelte sich davor ebenso wie wir. Er hatte vor, wahrhaft schöne und kluge, folglich kristallische Wesen aus Wasser zu erschaffen. Also wählte er einen Planeten, der von allen Sonnen sehr weit entfernt war, hieb Eisberge aus seinem zugefrorenen Ozean und meißelte daraus, wie aus Bergkristall, die Kryoniden. Die hießen so, weil nur sie bei furchtbarem Frost und in sonnenfreiem Raum existieren konnten. Sie bauten auch in kurzer Zeit Städte und Eispaläste, und da jedwede Wärme Verderben für sie bedeutete, fingen sie Polarlicht in große durchsichtige Gefäße und erhellten damit ihre Wohnsitze. Je mächtiger jemand war, desto mehr zitronengelbes und silbernes Polarlicht besaß er. So lebten sie denn glücklich vor sich hin, und da sie nicht nur Licht, sondern auch Edelsteine liebten, wurden sie berühmt wegen ihrer Kleinodien. Es waren aus gefrorenen Gasen geschnittene und geschliffene Juwelen, die die ewige Nacht bunt färbten, in der, gefangenen Geistern gleich, längliche Polarlichter wie in Kristallblöcke gebannte Nebel flammten. Manchen kosmischen Eroberer verlangte es nach diesen Schätzen, denn ganz Kryonien war aus weitester Ferne sichtbar, da es von allen Seiten wie ein Edelstein funkelte, der langsam auf schwarzem Samt gedreht wird. So kamen Abenteurer nach Kryonien, um ihr Kriegsglück zu versuchen. Der Elektritter Messing kam geflogen, dessen Schritte
    wie Glocken klangen; aber kaum hatte er seinen Fuß auf das Eis gesetzt, schmolz es vor Hitze, und er stürzte in den Schlund des Eismeeres, das Wasser schloß sich über ihm, und so ruht er in einem Eisberg wie ein Insekt im Bernstein, auf dem Grunde der kryonischen Meere bis zum Jüngsten Tag. Messings Schicksal schreckte mitnichten die anderen Wagehälse. Nach ihm kam der Eiserne Elektritter geflogen, der soviel flüssiges Helium getrunken hatte, daß es in seinem stählernen Inneren gluckste, und der Reif, der sich auf seinem Panzer niederließ, verlieh ihm das Aussehen eines Schneemannes. Doch schon als er zur Oberfläche des Planeten segelte, entflammte er durch die atmosphärische Reibung, das flüssige Helium verdampfte pfeifend, und er selbst fiel, rot leuchtend, auf Eisfelsen, die sich sofort öffneten. Er konnte sich retten, fauchte Dampf, einem siedenden Geiser ähnlich, aber alles, was er berührte, verwandelte sich in weiße Wolken, aus denen Schnee fiel. So setzte er sich hin und wartete, bis er abgekühlt sei, und als die Schneesternchen nicht mehr auf seinen gepanzerten Achselbändern schmolzen,
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