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163 - Der Flaschenteufel

163 - Der Flaschenteufel

Titel: 163 - Der Flaschenteufel
Autoren: Dämonenkiller
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Vergangenheit
    Als Mahmed Akhamoud die kugelförmige Flasche fand, ahnte er noch nicht, auf welche Weise dieser Fund sein zukünftiges Leben verändern würde. Er dachte sich einfach gar nichts dabei. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte er ganz andere Interessen.
    Zusammen mit Ahsali Refyik hatte er sich ein wenig abgesondert. Die Zelte der Nomaden waren weit hinter ihnen zurückgeblieben. Jetzt waren sie allein hier draußen unter dem prachtvollen glitzernden Sternenhimmel.
    Ahsali war das schönste Mädchen der Welt. Zumindest Mahmed Akhamoud war dieser Ansicht. Ahsali war gerade einen Sommer jünger als er, zierlich und schlank, und in ihren Augen glühte das Feuer der verborgenen Leidenschaft. Seit Mahmed sie einmal unverschleiert gesehen hatte, war er ihr förmlich verfallen. Er hatte sich in sie verliebt, und seit diesem Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als daß Ahsali seine Frau würde. Doch ihrer beider Väter hatten längst anderweitig entschieden. Ahsali sollte einen reichen jungen Mann aus einer der Küstenstädte heiraten. Der alte Refyik wollte damit das Geld jener Familie in seine eigene holen. Schlitzohrig waren die Refyiks schon immer gewesen. Ob Ahsalis Lebensglück damit vielleicht zerstört wurde, danach fragte niemand. Denn es war so Brauch.
    Der einzige, der danach fragte, war Mahmed. Aber er wurde seinerseits auch nicht um seine Meinung gebeten. Er hatte zu gehorchen, und er sollte in der normadischen Gruppe bleiben und dort heiraten. Ein Mädchen, das viel zu fett war und eine keifende Stimme besaß.
    Sie zogen mit ihren Familien durch die weiten Wüsten und Steppenlandstriche Saudi-Arabiens. Nirgends hielt es sie lange an einem Ort, und auch die Städte mieden sie, soweit es ihnen möglich war. Was die Versorgung anging, so waren sie weitgehend unabhängig, aber hin und wieder mußten sie die Basare der Städte aufsuchen, um Dinge einzuhandeln, die sie selbst nicht erzeugen konnten, und statt dessen andere Dinge zu verkaufen, die sie produzierten. So glich sich alles aus, aber am wohlsten fühlten sie sich nur, wenn sie auf ihren Kamelen dahinritten, ihre Esel mit sich zogen, wenn die Peitschen knallten und die Rufe der Treiber ertönten, wenn der Wind der Freiheit in ihre Gesichter blies. Nicht den Gesetzen der Scheiche und Emire unterworfen, nur dem Gesetz des Patriarchen.
    Die Nomadengruppe, zu der Mahmed Akhamoud gehörte, umfaßte gut siebzig Köpfe. Männer, Frauen, Kinder, Greise. Jeder von ihnen trug sein Scherflein zum Erhalt der Gemeinschaft bei, und alle waren zufrieden.
    Nun ja, fast alle.
    Mahmed und Ahsali gehörten zu den wenigen, die nicht zufrieden waren, denn sie liebten einander längst und wußten doch, daß ihre Zukunft anderen gehörte. Und dies war eine der letzten Nächte, die sie zusammen verbringen konnten. Nächte, die sie sich förmlich stahlen. Wenn alles schlief, schlichen sie sich davon und trafen sich irgendwo in der Abgeschiedenheit, dort, wo niemand sie hören konnte, wo niemand sie vermutete.
    Ahsali hatte den Schlauch mit dem süßen roten Wein mitgebracht, den sie sorgsam versteckt hielt, denn der Prophet hatte doch den Genuß von alkoholischen Getränken strengstens verboten, und daran hatte sich jeder Gläubige zu halten, wollte er nicht vom Scheitan in die Tiefen der Dschehenna gezerrt werden, um dort die Ewigen Qualen zu erdulden.
    Mahmed schleppte die dicken, wollenen Decken. Die brauchten sie, denn so heiß die Tage unter der glühenden Sonne waren, so eiskalt waren die Nächte, und nicht selten sank die Temperatur auf den Gefrierpunkt ab.
    Zusammen kuschelten sie sich in die Decken, und sie sprachen miteinander über ihre Probleme und Sorgen, und sie streichelten einander zärtlich und küßten sich, erforschten die Schönheit ihrer Körper mit Händen und Lippen. Doch zum Letzten war es nie gekommen, denn Ahsali mußte jungfräulich in die ungewollte Ehe gehen. Sie würde geächtet werden, wenn sich herausstellte, daß sie nachweislich mit einem anderen jungen Mann zusammengewesen war. Auch so schon durften sie sich nicht entdecken lassen; ihre nächtlichen Ausflüge mußten ihr sorgsam gehütetes Geheimnis bleiben. Sie wären beide ausgepeitscht und in Unehre davongejagt worden. Aber das wollten sie nicht, denn die Liebe zu ihren Familien und die Angst vor der Einsamkeit als Ausgestoßene war größer als alles andere.
    „Es ist eine unserer letzten Nächte", flüsterte Ahsali verzweifelt. „Ich möchte dir so gern meinen Körper
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