Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
Kind aussah, das man bei etwas Verbotenem ertappt hat. „Tut … tut mir leid.“
    „Ach, Soldat, jetzt hast du alles verschüttet!“
    „Hast du einen Lappen? Wir helfen dir bei Aufwischen … he, du blutest ja …?“ Brigit und Ling-shan legten Trümmer des Kruges auf die Theke.
    Soldat schüttelte den Kopf und wickelte ein Handtuch um seine blutende Hand. „Nein … nein, danke, laßt doch. Ich werde einen neuen Krug holen … Spielt keine Rolle. Nur weiter!“ Sie sahen ihn an. „Ich werde dir einen Krug bringen lassen, danke.“ Er lächelte.
    Sie gingen. Er hörte auf zu lächeln. Füll den Krug. Er füllte mit zitternden, schmerzenden Händen einen neuen Krug. Mach sauber, verdammt! Er wischte die Theke ab, während der Fußboden die Flüssigkeit absorbierte und Glassplitter unter der Theke verschwanden. Als die Achatplatte wieder getrocknet war, sah er die weiße Blume, die der Aufprall hinterlassen hatte. Haarfeine Linien erstreckten sich etwa eine Handbreit von ihr weg. Er fuhr sie mit einem ausgestreckten Finger nach, wobei er leise zählte: Sie liebte mich, sie liebte mich nicht, sie liebte mich …
    „Zwei Cepheiden und einen Wein, Soldat!“
    „Soldat, wenn du fertig bist, mußt du dir unbedingt anhören, was wir auf Chrysalis erlebt haben!“
    Er nickte, schenkte ein, blinzelte schwer. Gottverdammter Rauch hier drinnen … zum Teufel mit allem! Elsah ging mit einem Jungen in knallengen grünen Hosen und einer Sternkartentätowierung auf der Brust hinaus. Er starrte sie an, bis von ihnen nur noch ein fluoreszierender Schleier zu sehen war, während er sich daran erinnerte, daß auch Brandy zu häufig so hinausgegangen war …
    „He, Sol -dat, was treibst du denn?“
    Er blinzelte sich in die Wirklichkeit zurück.
    „Willst du dich zu uns setzen?“
    Er ging durch den Raum zu einem der massiven Tische und der restlichen Mannschaft der Dirty Old Man- 428.
    „Was macht deine Hand?“ Vlasa strich mit einem dunklen Ringfinger darüber.
    „Tut nur weh, wenn ich lache.“
    „Du bist vielleicht ein komischer Kauz!“ Ling-shans Lächeln erlosch. „Oh, Soldat, warum siehst du so betrübt aus?“
    „Ich habe meine Theke beschädigt.“
    „Ohhh … nichts als schlechte Nachrichten heute nacht. Bring ihn doch mal jemand zum Lachen, so kann es ja nicht ewig weitergehen!“
    „Erzähl ihm den Witz, den du auf Chrysalis gehört hast …“
    „… von dem Jungen mit dem Katzenauge im Nabel? Oh, nun, da war mal ein …“
    Seine Finger glitten widerstrebend an seinem Flickenhemd empor und lösten die Kette des gefesselten Sterns unterhalb seiner Kehle. Seine Hand umklammerte die Filigranarbeit, doch er verspürte nur einen dumpfen Druck. Schmerz durchbohrte ihn anderswo.
    „… ‚Oh, den Wildfang haben sie auch mit abgefeuert!’“
    Er sah auf in brüllendes Gelächter.
    „Das war ein Tech-Eins-Witz“, erklärte Ling-shan helfend.
    „Oh … ich verstehe.“ Er lachte blindlings los.
    „Soldat, wir haben Bilder von unserem Schwarzen Loch aufgenommen!“ Vlasa zupfte an seinem Arm. „Zwar aus respektabler Entfernung, aber es ist bizarr genug …“
    „Hologramme …“ warf jemand dazwischen.
    „Und du solltest mal die enormen Effekte sehen!“ sagte Brigit. „Wenn man direkt reinsieht, dann meint man, die Augen werden einem …“
    „Soldat, noch ’ne Runde, bitte!“
    „Entschuldigt mich.“ Er stieß seinen Stuhl zurück. „Vielleicht später?“ Und er dachte: Mein Gott, nimmt denn diese Nacht überhaupt kein Ende mehr?
     
    Endlich verriegelte seine Hand das Schloß der Tavernentür, seine geflochtenen Sandalen erzeugten schlurfende Geräusche auf der Straße. Dort begegneten ihm zwei schlanke Gestalten, von denen eine ganz in Meeresblau gekleidet war. Rotes Haar flammte auf.
    Er erkannte Marena, die fröhlich mit einem schmucken, lachenden Schwanz dahinschritt. Sie hatten ihre Hände gegenseitig in der Potasche des anderen verstaut und gingen hügelaufwärts, während er sich auf den von Zeit und Nebel schlüpfrig gemachten Kopfsteinpflastersteinen nach unten bewegte. Er war in sich zusammengesunken. Feuchte Schlieren des Meeresnebels wanden sich durch die Straßen und verwandelten die Straßenlaternen in finstere Engel unter fluoreszierenden Heiligenscheinen. Tropfen formten sich in seinem Haar, während er dahinging. Seine Schritte schlurften leise, das Gelächter verhallte nach und nach und ließ ihn mit der Erinnerung allein.
     
    In der Morgendämmerung überraschte ihn die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher