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Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Bernsteinaugen und Zinnsoldaten

Titel: Bernsteinaugen und Zinnsoldaten
Autoren: Joan D. Vinge
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Brandy, ihre Gestalt war von blauem Licht umhüllt. Ihre Gesichter waren von Wonne und Wein gerötet.
    „Vor einigen Jahren gelang es mir, neuen Brandy zu bekommen, Brandy … Er wird mir also nicht ausgehen. Und wenn wir nicht alles leer bekommen, kannst du den Rest mitnehmen.“ Er stellte eine staubige, rötliche Flasche behutsam auf den Tisch.
    „Du könntest ihn aufbewahren, falls ich alt wie deine Großmutter zurückkehre und etwas Wärme brauche …“ Sie drehte ihr Glas langsam und betrachtete die rötliche Flüssigkeit. „Glaubst du, meine Gedichte haben inzwischen die Heimat erreicht? Wird Ntaka jetzt irgendwo in der Innenseite sitzen und mich lesen?“
    „Bis dahin wird die Außenseite zur Innenseite geworden sein … Außerdem ist Ntaka bereits tot … schon lange tot.“
    „Oh. Kann schon sein.“ Sie blies die Wangen auf, ihr Gesicht wurde düster, ihre Augen feucht. „Verdammt, wenn nur … wenn nur …“
    „Branduin, du hast dich heute abend noch gar nicht zu uns gesellt. Dabei ist es unser letzter Abend.“ Harkane tauchte neben ihr auf, ihr hageres, dunkles Gesicht war von einer wolkigen Masse blauweißen Haares eingerahmt. Sie setzte sich mit ihrem Drink her.
    „Ich komme gleich.“ Umflorte Augen sahen auf und wieder weg.
    „Ah, die Trauer des Auseinandergehens betrübt dich? Ich weiß.“ Harkane nickte. „Wir waren so lange zusammen. Es ist schwer, seine Familie zu verlieren.“ Sie betrachtete Maris. „Und ein guter Wirt muß sich mit jedermanns Sorgen befassen, was, Soldat? Und dabei seine eigenen begraben. Oh … wir hätten gerne noch etwas zu trinken …“
    Er verstand den Wink und trat taktvoll beiseite. Durch langjährige Erfahrung wurde er taub und blind, während er Wein einschenkte.
    „Brandy, du bist so unglücklich – möchtest du denn diese andere Reise nicht antreten?“
    „Doch …! Aber …“
    „Also doch nicht. So ist das immer, wenn man vor eine Entscheidung gestellt wird. Manchmal treffen wir die richtige Entscheidung, und alles geht gut, obwohl wir uns fürchten. Und manchmal ist es auch die falsche Entscheidung, und wir gehen ebenfalls weiter, denn wir haben Angst, wieder umzukehren. Hast du deine Meinung geändert?“
    „Aber ich kann doch nicht …“
    „Warum denn nicht? Wir werden eine Nachricht hinterlassen. Sie werden einfach ihre zweite Kandidatin nehmen.“
    „Ist es wirklich so einfach?“
    „Nein … nicht ganz. Aber wir können es tun, wenn du bei uns bleiben willst.“
    Die Stille dehnte sich. Maris schickte ein Tablett los und begann Gläser zu spülen.
    „Aber ich sollte es tun.“
    „Brandy. Wenn du nur aus der Verpflichtung heraus handelst, dann möchte ich dir etwas sagen: Ich möchte mich zur Ruhe setzen. Eigentlich wollte ich meinen Dienst auf Sanalareta beenden, aber wenn ich das tue, wird Mactav eine neue Beste Freundin brauchen. Sie wird alt und zänkisch, genau wie ich. In den vergangenen Jahren hat ihr Verhalten die Belastungen aufgezeigt, denen sie unterworfen ist. Sie braucht jemanden, der sie versteht. Ich wollte eigentlich dich bitten, denn ich glaube, du verstehst sie am besten. Ich war allerdings der Ansicht, du würdest dir diese andere Reise noch sehnlicher wünschen. Wenn nicht, dann möchte ich dich hiermit bitten, die neue Beste Freundin der Wer hat sie zu werden.“
    „Aber Harkane, du bist noch nicht alt …“
    „Ich bin sechsundachtzig. Ich bin einfach zu alt für dieses unstete Leben. Ich werde eine Mactav werden. Ich hatte Glück und habe bereits ein Angebot vorliegen.“
    „Dann … ja … ich möchte bleiben. Ich akzeptiere die Position.“
    Maris sah unwillkürlich auf und sah ihr Gesicht, das vor Erleichterung und Freude strahlte. „Brandy …?“
    „Maris, ich werde nicht gehen!“
    „Ich weiß!“ Er gesellte sich lachend zu ihnen.
    „Soldat!“ Er sah auf, Dunkel traf auf Dunkel. Harkanés Augen sahen unter die Oberfläche. „Dies wird das letzte Mal sein, daß ich dich sehe, denn ich ziehe mich zurück. Du warst all die Jahre sehr gut zu mir und hast mir geholfen, jung zu bleiben. Du bist sehr freundlich zu uns allen … Und nun werde ich es dir zum Abschied vergelten.“ Sie nahm seine Hand und legte sie über die Brandys. Ringe blitzten auf der Theke. „Ich gebe sie dir zurück. Brandy, komm bald zu uns, wir wollen feiern.“ Sie erhob sich lächelnd und ging durch den überfüllten Raum davon.
    Sie umklammerten ihre Hände gegenseitig fest auf der Theke.
    Brandy schloß die Augen. „Gott,
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