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- Steckspiele

- Steckspiele

Titel: - Steckspiele
Autoren: C. S. Vanek
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Erstes Kapitel
     
    C huck Adams machte sich die Hose zu, wusch sich die geschickt manikürten Hände, überprüfte seine Krawatte und sah auf die superflache Armbanduhr. Zwei Minuten vor neun.
    Er knipste das Licht im Badezimmer aus und betrat sein Arbeitszimmer. Ohne besondere Eile ging er durch den ganz mit Teppichen ausgelegten Raum. In dem Moment, als er an seinem Schreibtisch ankam, klingelte das Telephon.
    »Ihr Taxi, Mr. Adams.«
    »Danke, Louis.«
    Chuck legte den Hörer auf, nahm seine Aktenmappe und ging in den Flur seines Penthouse-Apartments. Durch die Wohnungstür gelangte er direkt in seinen Privatfahrstuhl. Er drückte einen der beiden Knöpfe und fuhr in atemberaubendem Tempo bis zum Erdgeschoß des 50stöckigen Gebäudes. Es war genau neun Uhr. In der Empfangshalle drehten sich mehrere Leute nach dem schlanken, tadellos gekleideten Mann mit dem modisch-kurzen Haarschnitt um. Sein braungebranntes, gutgeschnittenes Gesicht ließ einen Sportler vermuten; ganz offensichtlich war er in hervorragender Form. Aber die kostspielige Krokodilledertasche und die ordentlich gefaltete Ausgabe des Wall Street Journal wiesen eher auf einen Posten im obersten Management hin.
    Mit einem kurzen Kopfnicken für den uniformierten Portier ging er zu dem wartenden Taxi heraus.
    Er setzte sich neben seine Sekretärin.
    »Morgen, Zoe.«
    »Guten Morgen, Mr. Adams. Ins Büro?«
    Chuck nickte und schlug die Zeitung auf. Zoe drehte sich nach vorne zu dem Chauffeur.
    »Ins Büro, George.«
    »Okay, Miss Knox.«
    Das Taxi fuhr in Richtung East River. Chuck überflog die Seiten des Wall Street Journal. »INDUSTRIESPIONAGE: eine wachsende Gefahr. SHAPES INC. – Jüngstes Opfer einer Serie von Fällen.«
    »Ich fürchte, wir haben eine Menge Arbeit, die auf uns wartet, Zoe.«
    Das Mädchen nickte. »Ja, Mr. Adams. Der Präsident von SHAPES ist heute morgen bei Ihnen angemeldet.«
    »Wann kommt er denn?«
    »Um elf. Aber es handelt sich um eine Sie, nicht um einen Er.«
    Chuck hob die Augenbrauen. »Der Präsident ist eine Frau ?« Zoe blickte finster. »Warum nicht?« fragte sie herausfordernd. EinenAugenblick lang wollte sie ihm eine runterhauen. Dann verfiel sie wieder in ihren besten Sekretärinnentonfall und erklärte: »Ihr Name ist Wanda Tredgold. Schlagen Sie Seite zwölf, Spalte vier, Absatz zwei auf – da erfahren Sie mehr über sie.«
    Chuck blätterte um. Zoes photographisches Gedächtnis verblüffte ihn nicht mehr. In den sechs Monaten, die sie als Sekretärin bei ihm war, hatte er sich daran gewöhnt. Von Anfang an war sie ein lebender Beweis dafür gewesen, dass Schönheit und Verstand in einem atemberaubend wollüstigen Körper nebeneinander existieren können. Wenn sie ihn im Taxi abholte, hatte sie jeden Morgen schon das Wall Street Journal und die New York Times gelesen und die Nachrichten im Radio gehört und alles bis ins Detail im Gedächtnis aufgespeichert.
    Er warf einen verstohlenen Blick zu ihr herüber. Sie trug ein weißes Minikleid, das es ihm schwer machte, nicht ständig auf ihre langen schwarzen Nylons zu starren. Durch den dünnen Stoff ihres Kleides hindurch konnte er den verräterischen Abdruck von Strumpfbändern auf ihren Oberschenkeln erkennen. Das blonde Haar fiel ihr bis auf die Schulter. Dadurch wirkte sie jünger als ihre 22 Jahre, vor allem wenn sie lächelte.
    Aber jetzt lächelte sie nicht. Chuck spürte die Kälte des starren Blicks in ihren blauen Augen. »Na, so was! Ein weiblicher Präsident von einem 200-Millionen-Dollar-Unternehmen«, murmelte er.
    Er sah sie mit ernstem Gesicht an.
    »Zoe, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich sage ja nicht, dass Frauen keine Konzerne leiten sollten. Oder dass Frauen dazu weniger befähigt sind als Männer.«
    Zoe zeigte eine etwas gelöstere Miene, aber ihr Blick war noch immer etwas argwöhnisch. Chuck legte ihr eine Hand auf das Knie und sagte: »Machen wir uns doch nichts vor, Zoe. Es gibt hundert Millionen Frauen in diesem Land, und diese Wanda Tredgold ist die einzige, die etwas Größeres als ein Kaufhaus oder eine Werbeagentur leitet.«
    »Einhundertdrei Millionen sechshundertundzweiundneunzigtausendvierhundertundsechs.«
    Chuck runzelte die Stirn. Was ist das denn?«
    »Die weibliche Bevölkerung der Vereinigten Staaten. Wir sind mehr als ihr!« sagte sie herablassend.
    Chuck lachte. »Vielleicht werdet ihr eines Tages die Macht übernehmen«, schlug er gutmütig vor.
    »Wie ich schon sagte – wir sind eben mehr als ihr.«
    Seine Hand
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