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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen
Autoren: Patricia Kay
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Gesicht, als sie sich erinnerte, was gestern geschehen war. Wie oft hatten sie sich geliebt? Zwei Mal? Drei Mal?
    Was musste Dan von ihr denken, nachdem sie erst davon geschwafelt hatte, sie sei noch nicht so weit, und sich ihm dann quasi an den Hals geworfen hatte? Das Kleid, das sie anhatte, war ja auch eine deutliche Einladung gewesen. Noch klarer hätte sie nicht machen können, was ihre Absicht gewesen war.
    „Glynnis?“
    Sie versuchte sich zu fassen und drehte sich um. Das Lächeln auf Dans Gesicht und die Art, wie sein Blick langsam ihren Körper hinabwanderte, erinnerten sie schlagartig daran, dass sie splitterfasernackt war. Sie griff nach ihrem Morgenmantel, der über einen Bettpfosten hing, zog ihn eilig an und verknotete ihn fest.
    „Warum machst du denn das?“ forderte er mit schlaftrunkener Stimme. „Ohne gefällst du mir viel besser.“ Er streckte eine Hand aus. „Komm her, ich möchte dir Guten Morgen sagen.“
    Glynnis’ Herz schlug laut. Sie schüttelte den Kopf. „Dan, du musst gehen. Jetzt gleich.“
    Sein Lächeln verblasste. „Warum denn? Was ist denn?“ Oh, Gott. Wo sollte sie anfangen? „Dan, bitte. Ich… letzte Nacht…“ Er setzte sich abrupt auf, und die Decke rutschte herunter. Als Glynnis seinen leicht behaarten sehnigen Brustkorb sah, errötete sie bei dem Gedanken, wie sie ihn gestern Nacht geküsst hatte, immer tiefer und tiefer. Unter anderem.
    „Ja?“ sagte er.
    „Letzte Nacht… das hätte niemals passieren dürfen. Es war ein Fehler, und ich…“
    „Ein Fehler?“
    Als sie sah, wie sich der warme Schimmer in seinem Blick innerhalb von Sekunden in Kälte verkehrte, wurde ihr bewusst, wie ihre Worte für ihn klingen mussten. „Entschuldige, Dan, ich wollte nicht…“ Sie brach ab. Was sollte sie sagen? Aber was zwischen ihnen geschehen war, war tatsächlich ein Fehler gewesen, ein schlimmer Fehler.
    Er betrachtete sie einen Augenblick lang, dann schwang er die Beine über die Bettkante und stand auf, ohne seine Nacktheit zu verbergen. „Schon in Ordnung.
    Ich glaube, ich habe genau verstanden, was du meinst. Du schämst dich für das, was zwischen uns geschehen ist.“
    Oh, Gott. Glynnis betete um die richtigen Worte. „Das ist es nicht. Ich schäme mich nicht. Ich… was sollen denn die Leute sagen. Sie denken schon, dass ich blöd genug war, um mich von Ben hereinlegen zu lassen, und jetzt das mit dir…“
    „Jetzt mach aber mal einen Punkt, Glynnis!“ Dan wurde wütend. „Das ist ja das Bescheuertste, was ich je gehört habe! Was ist denn dabei, wenn die Nachbarn mich sehen? Wir leben im 21. Jahrhundert, nicht unter Königin Viktoria!“ Ein Teil von ihr wusste, dass er Recht hatte. Aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, ihm Recht zu geben. „Bitte, Dan. Du musst gehen.“ Er bedachte sie mit einem vernichtenden Blick. „Weißt du, letzte Nacht dachte ich fast, dass…“ Er brach ab und schüttelte den Kopf. „Egal.“ Dann bückte er sich nach seiner Unterhose und zog sie an. Als er fertig war, trafen sich ihre Blicke wieder. Es war, als hätte er willentlich jede Emotion aus seinen Augen verbannt.
    „Scheint, als hätte ich mich in dir getäuscht.“ Er zuckte die Schultern. „Gut, ich gehe. Du brauchst dir keine Sorgen machen, dass mich die falschen Leute hier sehen könnten. Du brauchst dir um mich überhaupt keine Sorgen mehr zu machen. Das war’s.“
    Er suchte seine Sachen zusammen und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum.
    „Dan! Warte!“ Glynnis rannte ihm nach. „Sei bitte nicht wütend. Können… können wir später darüber reden?“
    „Worüber? Du hast deine Meinung ziemlich deutlich geäußert.“ Er warf sich in der Halle den Mantel um.
    „Dan, bitte, versuch doch zu verstehen.“

    „Ich verstehe sehr gut. Die letzte Nacht war ein Fehler, und du willst, dass ich gehe.“ Er zog die Autoschlüssel aus dem Mantel. „Ich habe keine Lust auf solche Spielchen, Glynnis. Du sagtest einmal, du wärst verkorkst, und ich meinte, das stimme nicht. Ich habe meine Meinung geändert. Du bist verkorkst.“ Er öffnete die Haustür. „Ich hoffe, du findest irgendwann heraus, was du wirklich willst.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, schlug er die Tür hinter sich zu.
    Glynnis blieb eine lange Weile unbewegt stehen. Als sie hörte, wie Dans Wagen aus der Einfahrt fuhr, lief sie nach oben zurück ins Schlafzimmer, warf sich aufs Bett und brach in Tränen aus.
    „Meine Güte, Dan, was ist denn mit dir los?“
    Dan funkelte Romeo
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