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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen
Autoren: Patricia Kay
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mich an.“ Glynnis kämpfte nun auch mit den Tränen, während sie weiter seinen Rücken streichelte, bis er schließlich zu weinen aufhörte.
    Mit einem schweren Seufzer drehte er sich um und setzte sich auf, ohne seine Mutter anzuschauen.
    „Es tut mir Leid“, sagte sie wieder. „Ich hätte ehrlich zu dir sein sollen.“ Das brachte den Jungen dazu, sie anzublicken. Beim Anblick seines tränenüberströmten Gesichts musste Glynnis schlucken. „Die Wahrheit ist, dass Dan und ich… wir hatten einen Streit. Dan ist wütend auf mich. Deswegen kommt er uns momentan nicht besuchen. Er will mich nicht sehen.“ Michael zog ein Gesicht. „Er ist wütend auf dich?“
    „Ja.“
    Er dachte darüber nach. „Aber auf mich ist er nicht wütend, oder?“
    „Nein.“
    „Warum kann ich ihn dann nicht anrufen?“
    Glynnis seufzte. „Weil Dan dann in der Zwickmühle wäre. Weißt du, er kann sich schlecht mit dir treffen, ohne mit mir zu sprechen. Und das will er eben gerade nicht. Was hältst du davon: Wir rufen meinen Cousin Steve an und fragen ihn, ob er Zeit hat. Der spielt doch auch richtig gut Baseball, stimmt’s?“
    „Ja.“
    „Ich bin sicher, er spielt gern mit dir.“
    Michael sagte nichts, sondern sah seine Mutter nur mit großen Augen an. „Na gut“, äußerte er schließlich.
    Glynnis wusste, dass die dunklen Wolken immer noch da waren, aber dagegen konnte sie im Augenblick nichts tun. Es wäre feige von ihr, wenn sie ihren Sohn bei Dan anrufen ließe. Dan würde Michael bestimmt nicht absagen. Aber er sollte wegen ihr kommen, nicht weil er ein schlechtes Gewissen wegen Michael hatte.
    An dem großen Schweigen würde sich vorläufig wohl nichts ändern. Erst musste sie herausfinden, was sie eigentlich wollte. Erst dann konnte sie den nächsten Schritt machen. Und selbst dann würde sich vielleicht nichts ändern. Vielleicht hatte Dan ja schon längst alles Interesse an ihr verloren.
    Ja, wahrscheinlich brauchte sie sich über Dan nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte ihn durch ihre Unentschiedenheit und ihr Hin und Her für immer verloren.
    Und sie würde es ihm nicht einmal verdenken können.
    Dan war überrascht, als Kat ihn anrief und fragte, ob er mit ihr zu Mittag essen wollte. „Aber viel Zeit habe ich nicht“, meinte er mit einem Blick auf seine Armbanduhr. „Um eins muss ich im Gericht sein.“
    „Wie war’s mit Columbo’s Pizza?“
    „Okay. In einer Viertelstunde.“
    Auf seinem Weg zu dem Restaurant fragte Dan sich, warum Kat ihn wohl sehen wollte. Sie hatte bestimmt einen Grund, denn einfach so rief sie nie an.
    Er musste nicht lange warten, um es herauszufinden. Gleich nach der Bestellung kam seine Schwester zur Sache.
    „Was ist zwischen Glynnis und dir passiert?“ wollte sie wissen, drückte eine Zitrone in ihre Cola light und trank einen Schluck.
    „Was soll passiert sein?“ versuchte Dan auszuweichen.
    „Komm schon, Dan, ich weiß doch, dass du nicht auf mich gehört hast und ständig mit ihr zusammen warst. Und ich weiß auch, dass derzeit Funkstille zwischen euch ist, ich habe Glynnis nämlich gefragt. Es muss also was passiert sein, denn auf dem Fest unserer Eltern war es für alle offensichtlich, dass ihr zwei verrückt aufeinander seid.“
    „Na ja, der Eindruck kann täuschen.“
    Kat machte große Augen. „Willst du damit sagen, dass du nichts für sie empfindest?“
    „Vielleicht empfindet sie nichts für mich.“
    Kat starrte ihn einfach nur an. „Okay, jetzt weiß ich, dass tatsächlich etwas passiert ist. Los, sag es mir!“
    Dan zuckte mit den Schultern. „Tut mir Leid, Kat, aber ich will nicht darüber reden, okay? Sagen wir einfach, es hat nicht funktioniert.“ Dan hatte nicht die Absicht, ihr von der Nacht mit Glynnis zu erzählen, Schwester oder nicht. Das war seine Privatangelegenheit, schließlich fragte er Kat ja auch nicht nach ihrem Sexleben.
    Doch Kat gab sich nicht geschlagen. Sie lehnte sich weit vor. „Dan, hör mir gut zu. Ich habe Glynnis gestern Abend getroffen, und sie sah so schlecht aus wie noch nie. Aber sie wollte genauso wenig darüber reden.“ Hörbar atmete sie aus.
    „Und nicht nur sie scheint darunter zu leiden, egal, was da vorgefallen ist.
    Michael erwähnte dich zwei Mal, und es war klar, dass er dich vermisst und keine Ahnung hat, warum du nicht mehr kommst. Selbst Livvy hat von dir gesprochen.“
    Das gab Dan einen Stich, denn er vermisste die Kinder genauso.
    „Dan“, meinte Kat sanft, „ich würde euch gern
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