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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen
Autoren: Patricia Kay
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1. KAPITEL
    „Mommy, ich hab Durst!“
    „Ich auch! Ich will nach Hause.“
    Glynnis March sah auf ihre übermüdeten Kinder herab. Michael, ihr Siebenjähriger, und die dreijährige Olivia schienen wirklich genug zu haben.
    „Es tut mir Leid“, sagte sie, so geduldig sie konnte, auch wenn sie selbst bereits Kopfweh hatte und am liebsten gleich heimgefahren wäre. „Ich weiß, dass ihr müde  seid.
    Nur  noch  fünf  Minuten,  ja?  Mommy  kauft  noch  ein  Weihnachtsgeschenk, danach holen wir was zu essen.“
    „Krieg ich Pommes?“ fragte Michael.
    Normalerweise erlaubte Glynnis den Kindern kein Fast Food, aber heute war sie bereit, eine Ausnahme zu machen. „Ja, und Cola, die kannst du dann im Auto trinken, wenn wir heimfahren, okay?“
    Michael zog skeptisch die Stirn in Falten. „Versprochen?“
    „Versprochen.“
    Ernsthaft wandte sich Michael an seine Schwester. „Nur noch fünf Minuten, Livvy.
    Mommy hat’s versprochen.“
    „Fümbf Minuten?“ Konzentriert versuchte Olivia, an ihren Fingern bis fünf zu zählen.
    Glynnis musste lächeln und half Olivia. „Fünf, Honey. Eins, zwei, drei, vier, fünf.“ Sie nahm Olivias Händchen und zählte die Finger ab.
    Olivia sprach laut mit ihrer Mutter mit, dann breitete sich ein Grinsen über ihr Gesicht, und ihre süßen Grübchen kamen zum Vorschein. „Fümbf.“ Michael schnaufte genervt, und Olivia wusste, dass sie seine Geduld nicht überstrapazieren durfte. Aber in Corinne’s Boutique hier im Einkaufszentrum gab es reduzierte Kaschmirpullover, und sie wollte ihrer Schwägerin Sabrina unbedingt einen zu Weihnachten schenken.
    In der stillen Hoffnung, die Kinder würden noch ein paar Minuten durchhalten, bis sie einen passenden Pullover gefunden hatte, betrat Glynnis den belebten Laden und bahnte sich mit den Kindern im Schlepptau einen Weg durch die Menge, bis sie vor dem Tisch mit den heruntergesetzten Pullovern stand.
    „Glynnis! Wie nett, dich hier zu treffen!“
    Glynnis drehte sich um. Sie hatte ihre Kollegin Isabel McNabb schon an ihrem schottischen Akzent erkannt. Isabel war die Leiterin der Abteilung Kreatives Schreiben am Ivy Community College, wo Glynnis Geschichte und Kunst unterrichtete. „Hi, Isabel!“
    „Dieses Gewühl hier ist ein Albtraum.“ Isabel strich sich das Haar zurück. „Aber meine Mutter kommt morgen, und ich habe immer noch kein Geschenk für sie.“
    „Mommy! Komm endlich!“ Michael zog ungeduldig am Arm seiner Mutter.
    Glynnis warf einen ziemlich strengen Blick auf ihren Sohn. „Honey“, begann sie.
    „Ich will gehen. Du hast es versprochen!“
    „Verprochn“, wiederholte Olivia unsicher und versuchte sich der Hand der Mutter zu entziehen.
    Glynnis hob Olivia auf ihren Arm. „Isabel, tut mir Leid, ich habe überhaupt keine Zeit. Ich muss einen Pullover kaufen und zusehen, dass ich hier rauskomme, bevor meine Kinder mich zur Schnecke machen. Fröhliche Weihnachten!“ Isabel war voller Verständnis. „Euch auch.“ Winkend tauchte sie in der Menge unter.
    Glynnis wandte sich wieder dem Tisch mit den Pullovern zu. Mit Olivia auf dem Arm suchte sie die passende Größe in Moosgrün für ihre Schwägerin heraus.
    Gerade als sie die richtige Größe aus dem Stapel Pullover gezerrt hatte, gab es einen mächtigen Krach. Ein Ständer mit Lederjacken war umgefallen, und als Glynnis genauer hinsah, erspähte sie die roten Sneakers ihres Sohnes, die unter dem Ständer hervorragten.
    „Michael!“ Sie setzte Olivia ab und eilte zu der Verkäuferin, die gerade versuchte, den Ständer wieder aufzustellen. Michael blickte benommen zu seiner Mutter auf.
    Auf seiner Wange hatte er einen kleinen blutigen Kratzer. „Oh, Michael, Honey!“ Glynnis half ihm hoch. „Ist alles in Ordnung?“
    „Mhm.“
    Glynnis holte tief Atem. Ihr Herz raste, als sie Michael in die Arme schloss. „Es tut mir sehr Leid“, sagte sie zu der Verkäuferin.
    Die Angestellte nahm es nicht übel. „Kein Problem, er ist ein Kind. Das kommt öfter vor.“
    Dankbar lächelte Glynnis. Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischte Michael sanft das Blut ab. Es war nur ein oberflächlicher Kratzer, aber, ein mehr als deutliches Zeichen, dass sie ihre Weihnachtseinkäufe nun wirklich beenden sollte. Den grünen Kaschmirpullover könnte sie auch morgen noch kaufen. „Komm, Honey, wir gehen.“
    „Okay“, erwiderte er.
    „Livvy, Sweetie, wir gehen nach Hause.“
    Glynnis drehte sich um. Als sie Olivia nicht hinter sich sah,
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