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Bei Dir bin ich geborgen

Bei Dir bin ich geborgen

Titel: Bei Dir bin ich geborgen
Autoren: Patricia Kay
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an. „Vielleicht hab ich deine dummen Fragen satt.“
    „Oh, entschuldige, dass ich lebe.“
    Dan wusste, dass er sich entschuldigen sollte. Schließlich war es nicht Romeos Schuld, dass er auf die ganze Welt schlecht zu sprechen war. Aber er brachte es nicht über sich, und die beiden setzten schweigend ihre Streife fort. Sie waren auf dem Weg zu einem Lebensmittelladen, wo vor einer Stunde eingebrochen worden war.
    Dan versuchte, klar im Kopf zu werden oder wenigstens zu versuchen, an Jack zu denken, der ihn nächstes Wochenende endlich besuchen wollte. Aber es gelang ihm nicht. Vor genau neun Tagen war er aus Glynnis’ Haus geflüchtet und hatte sie seither weder gesehen noch gesprochen. Ein paar Mal hätte er sie fast angerufen, doch jedes Mal fand er, es sei an ihr, den ersten Schritt zu machen, und ließ es bleiben. Bisher hatte sie sich nicht gerührt.
    Begreif es endlich, sagte er sich. Sie ist völlig verkorkst, sie weiß nicht, was sie will. Erst so, dann so, und wenn man es versucht, kriegt man, was man verdient.
    Schreib sie besser gleich ab, und vergiss sie, bevor es noch schlimmer wird.
    Kat hatte doch Recht gehabt. Warum hatte er nicht auf sie gehört?
    „Mom, wie ist Dans Nummer?“
    Glynnis machte einen Satz und verteilte die Spaghettisauce, die sie gerade aus dem Topf probierte, über den Herd. Sie war so gedankenverloren gewesen, dass sie nicht gehört hatte, wie Michael in die Küche kam. „Seine Telefonnummer meinst du?“ Unglaublich, wie sehr es ihr wehtat, Dans Namen laut ausgesprochen zu hören.
    „Mhm.“
    Glynnis wischte den Herd sauber. „Ahm, Michael, warum willst du ihn denn anrufen?“
    „Weil er versprochen hat, mit mir Baseball zu üben. Aber er kommt nicht.“ Der zweite Satz wurde von einem beleidigten Stirnrunzeln begleitet.
    Glynnis zwang sich, ihrer Stimme einen fröhlichen Klang zu geben. „Nun, Honey, wahrscheinlich hat er viel zu tun. Polizisten müssen hart arbeiten, weißt du.“
    „Aber Mom, er hat’s mir versprochen.“
    „Ich weiß, Michael, aber manchmal machen auch Erwachsene Versprechen, die sie nicht halten können. Ich bin sicher, er kommt, wenn er Zeit hat.“
    „Aber warum kann ich ihn nicht anrufen?“
    Glynnis betrachtete ihren unglücklichen Sohn, während sie sich überlegte, was sie sagen sollte. „Weil das unhöflich wäre. Ich sagte dir doch schon, wenn er Zeit hat, kommt er. Und wenn nicht, möchte ich nicht, dass du ihn dazu drängst.“
    „Ich will ihn ja gar nicht drängen. Ich will ihn nur fragen, wann er kommt.“ Glynnis hatte vergessen, wie beharrlich ihr Sohn sein konnte. Es war offensichtlich, dass sie mit logischen Argumenten hier nicht weiterkam. Aber diesmal musste sie hart bleiben.
    „Die Antwort ist Nein, Michael, du kannst ihn nicht anrufen. Und jetzt will ich nichts mehr davon hören.“ Sie wandte sich wieder der Sauce zu.
    „Du bist gemein! Ich hasse dich!“
    Glynnis war so schockiert, dass ihr fast der Löffel aus der Hand fiel. Sie wirbelte herum, doch Michael war schon aus der Küche geflitzt und rannte weinend auf sein Zimmer.
    Sie folgte ihm und versuchte dabei, sich zu beruhigen. Als sie Michaels Zimmer erreicht hatte, sah sie, dass er sich auf seinem Bett verkrochen hatte. Seine Schultern zitterten.
    Glynnis war froh, dass Olivia gerade zum Spielen bei einer Freundin war.
    „Michael“, begann sie zärtlich. „Es tut mir Leid, dass ich dich so aufgeregt habe.
    Ich habe es nicht so gemeint, Honey. Ich wollte nicht gemein zu dir sein.“ Sie setzte sich auf die Bettkante und streichelte ihm den Kopf.
    Bei ihren Worten weinte er nur noch lauter. Es tat Glynnis weh, ihren Sohn so weinen zu sehen. In seinem kurzen Leben hatte er schon einiges durchgemacht.
    Erst hatte er so früh den Vater verloren, dann musste er auch noch den Spott seiner Klassenkameraden über sich ergehen lassen, die seinen Vater einen Betrüger schimpften. Fast ein Jahr hatte es gedauert, bis er nachts wieder durchschlief, und erst in der zweiten Klasse war er wieder der ausgeglichene süße Junge, der er einmal gewesen war.
    Glynnis konnte ihm keine Vorwürfe machen, dass er wütend auf sie war. Ihr ging es ja nicht anders. Vielleicht hatte sich Michael schon Hoffnungen gemacht, einen neuen Vater zu bekommen. Sie hätte vorsichtiger sein und Dan auf Abstand halten sollen – aber was hatte sie stattdessen getan? Ihn nach und nach in ihr Leben eingelassen. Warum nur war sie so schwach und machte Fehler auf Fehler?
    „Michael, Sweetheart, sieh
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