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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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Totalservice

    Neulich besuchte ich die Seligs nebenan und fand sie im Gespräch mit einem aalglatten, auffallend smarten, jüngeren Mann, mit dem sie, wie sich herausstellte, ein größeres Transportproblem besprachen:
    »Die Transport-Kosten«, erklärte der Aalglatte eben meinem Freund Felix, »beinhalten das Abholen des Klaviers vom Lagerhaus und die Aufstellung desselben in dieser Wohnung an jedem beliebigen Ort Ihrer Wahl.«
    »Nun gut«, warf Erna Selig ein, »aber was ist, wenn Sie es fallen lassen?«
    »Unsere Männer sind außerordentlich zuverlässig.« In die Stimme des Aals mischte sich ein Hauch Ungeduld. »Aber wenn der Kunde darauf besteht, sind wir natürlich gerne bereit, das zu transportierende Objekt zu versichern. Die Transportkosten würden sich somit um die Lappalie von 650 Shekel erhöhen.«
    »Nein, nein«, sagte Felix. »Das kenne ich. Da vergeudet man dann Tage und Wochen vor Gericht, weil die Versicherung nicht zahlen will.«
    »Das muß nicht sein«, sagte der Aal mit fester Stimme. »Gegen eine Extragebühr von 960 Shekel erhalten Sie eine Rechtsschutzversicherung, die Ihnen einen erfahrenen Anwalt zur Seite stellt. Der wird so lange um Ihre Sache kämpfen, bis die Versicherung jeden etwaigen Schaden, den Ihr Klavier während des Transports erlitten haben mag, ersetzt.«
    Die Seligs begannen dahinzuwelken. Ich merkte, daß die ganze Transaktion für sie uninteressant wurde. Ich fragte sie, wozu sie denn überhaupt ein Klavier brauchten.
    »Ach«, hauchte Erna, »ich habe immer davon geträumt, daß mein Sohn eines Tages ein großer Musiker werden würde.«
    »Kein Problem«, sagte der Transport-Aal. »Für eine geringfügige Gebühr von allerhöchstens 1760 Shekel garantieren wir Ihrem Sprößling eine musikalische Erziehung unter der Aufsicht hochqualifizierter Lehrer.«
    Felix schürzte verächtlich die Lippen: »Und was ist, wenn er dem Klavier keine Freude abgewinnt?«
    »2800 Shekel in drei gleich großen Raten. Für diesen bescheidenen Zuschlag auf unsere Transportkosten stellen wir Ihnen einen anerkannten Kinderpsychologen zur Verfügung, der das Kind entsprechend motiviert.«
    »Das ist sehr schön«, sagte Erna, und auf ihre Wangen malte sich ein zartes Rot, »die Sache ist nur die, daß wir noch kein Kind haben . . .«
    »Gegen ein einmaliges Entgelt von 3250 Shekel stellt meine Firma einen entsprechenden jungen Fachmann zur Verfügung.«
    Hier mischte ich mich ein. »Entschuldigen Sie«, wandte ich mich an den Aal, »übernehmen Sie auch den Transport von Manuskripten an Verleger?«
    »Selbstverständlich. Für 700 Shekel holen wir das Manuskript bei Ihnen ab und transportieren es durch geschulte Boten an das Verlagshaus Ihrer Wahl.«
    »Aber ich habe noch nicht geschrieben . . .« Kurz gesagt, dieses Buch kostete mich 4450 Shekel, einschließlich Schreiben, Lieferung und Korrektur. Ich habe beschlossen, mich gänzlich in die Hände der Aale zu begeben.

Erholung

    Es begann damit, daß mich die beste Ehefrau von allen aus heiterem Himmel fragte, wo wir dieses Jahr unseren unvergeßlichen Urlaub verbringen würden.
    »Du brauchst Urlaub«, diagnostizierte die Allerbeste. »Du brauchst ihn dringend.«
    Meine Stellungnahme war kurz, präzise und unwiderruflich: »Auf meinem Schreibtisch türmt sich die unerledigte Arbeit, daher kann ich mir keinen Urlaub leisten. Ja mehr noch: ich fühle mich stark, kerngesund, überraschend jung, und das allerletzte, was ich momentan brauche, ist ein Urlaub. Also, vergessen wir das. Und damit basta. Endgültig.«
    Die nächsten zwei Tage verbrachte ich am Telefon, um in irgendeinem Ferienort ein menschenwürdiges Logis zu ergattern. Letzten Endes buchte ich irgend etwas in einem gottverlassenen galiläischen Kuhdorf, von dessen Existenz ich noch nie gehört hatte. Ich buchte nicht etwa, weil ich so sehr darauf erpicht war, die einheimischen Kühe kennenzulernen, sondern vielmehr, weil nach zweitägigem telefonischem Amoklauf mein rechter Zeigefinger und das linke Ohr Anzeichen einer vorübergehenden Lähmung aufwiesen.
    Alles, was ich dann noch zu tun hatte, war, eine neue Badehose zu besorgen, weil meine alte zum Polieren des Tafelsilbers zweckentfremdet worden war. Gleich darauf mußte ich sie wieder umtauschen, weil der weibliche Teil der Familie angesichts der zu weiten Neuerwerbung in unmäßiges Prusten ausbrach.
    Die nächste Badehose war zwar lila, dafür aber wie maßgeschneidert.
    Ich mußte auch eine neue Sonnenbrille kaufen, weil
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