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0865 - Aus Tinte geboren

0865 - Aus Tinte geboren

Titel: 0865 - Aus Tinte geboren
Autoren: W.K. Giesa
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»Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt!«, verlangte Zamorra. »Beachtliche Schädigung des Geistes - wissen Sie überhaupt, was Sie da reden? Rhett ist völlig normal!«
    »Wie wollen Sie das beurteilen?«
    »Mit meinen psychologischen Kenntnissen…«
    »Sie sind kein Psychologe, sondern Parapsychologe«, unterbrach sie ihn. »Das ist etwas völlig anderes.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Die Unwissenheit der Frau war erschreckend. Auch Lady Patricia Saris war maßlos überrascht.
    »Vielleicht überrascht es Sie, zu erfahren, dass die Parapsychologe auf der Psychologie aufsetzt. Ohne ein Psychologiestudium ist ein Parapsychologie-Studiengang völlig unmöglich«, sagte sie.
    »Das sagen Sie, weil Sie in Professor Zamorras Château wohnen…«
    »Es reicht jetzt«, sagte Patricia. »Ich werde mich über Sie beschweren, und zwar direkt im Ministerium. Sie werden mit einer Untersuchung zu rechnen haben. Zamorra, wir sollten gehen. Es hat keinen Sinn, mit dieser inkompetenten Person weiterzustreiten.«
    »Und Rhett nehmen wir gleich mit«, fügte Zamorra hinzu. »Diese Schule wird er keinen Tag länger besuchen. Wir schicken ihn zu einem anderen Lehrinstitut. In der Zwischenzeit wird er Privatunterricht erhalten.«
    »Das ist doch absurd!«, fuhr Montalban auf. »Der Junge erzählt, dass er schon mehrmals gelebt hat, erfindet Erlebnisse aus diesen angeblichen früheren Leben und lässt sich partout nicht davon abbringen! Er prahlt damit, dass er mit einem Drachen zusammenlebt und mit einer Katze, die durch Wände geht! Seine Mitschüler lachen ihn deshalb schon aus. Und er erzählt, dass in Ihrem Château halb nackte Frauen herumlaufen! Die Eltern der anderen Schüler, die das zu Hause erzählen, machen mir die Hölle heiß.«
    »Und wegen dieser Fantasien leiten Sie eine solche Untersuchung ein?« Patricia schüttelte den Kopf. »Haben Sie schon davon gehört, dass wir nicht mehr im Zeitalter der Inquisition leben?«
    »Langsam«, bremste Zamorra sie. »Sag nichts, was dich auf den Scheiterhaufen bringen kann. Lass uns gehen.«
    Er erhob sich und ging zur Tür. Die schottische Lady folgte ihm.
    Zamorra lächelte. Er machte eine kompliziert aussehende Handbewegung und murmelte einen Zauberspruch. In der Kaffeetasse, die vor Marie Montalban auf dem großen Schreibtisch stand, bildete sich mit leisem Knacken ein Sprung. Ein Porzellanstück brach weg, und der Kaffee ergoss sich über Untertasse und Schreibtisch.
    »Keine Teufelsmagie«, sagte der Meister des Übersinnlichen. »Nur ein ganz simpler Trick.«
    Montalban kochte innerlich. Wütend sah sie den beiden nach, die ihr Büro verließen.
    ***
    An einem anderen Ort, in Höllen-Tiefen, war die Fürstin der Finsternis zu einem Entschluss gekommen. Eine Weile hatte sie überlegt, was der beste Termin sein mochte. Jetzt stand dieser für sie fest.
    Der Termin, an dem sie der Spitze der Schwarzen Familie vorführte, wie sie, Stygia, den Erzfeind Zamorra endgültig unschädlich gemacht hatte. Wie sie dafür gesorgt hatte, dass der größte Feind der Hölle starb. Etwas, woran bisher alle anderen gescheitert waren. Sie aber hatte es geschafft!
    Das sollte ihr eine Menge Pluspunkte einbringen. Punkte, die sie inzwischen aber auch bitter nötig hatte, um ihre angeschlagene Position zu festigen, aber auch Punkte, die sie ins Spiel bringen konnte, wenn sie nach Höherem strebte. Zum Beispiel nach Amt und Würden des Lucifuge Rofocale als Satans Ministerpräsident. Und es war kein Geheimnis, dass auch dieser noch weiter aufsteigen wollte, wodurch sein Thron zwangsläufig vakant wurde.
    Aber wohin wollte er noch aufsteigen? Etwa hinter die Flammenwand, um den Kaiser LUZIFER zu ersetzen? Es gab zwar das Gerücht, dass LUZIFER nicht mehr existierte - lange Zeit hatte er nichts mehr von sich hören lassen. Seit jenem Geheimgespräch, das er einst mit Asmodis führte, um genau zu sein. Hatte er ebenfalls der Hölle den Rücken gekehrt wie der damalige Fürst der Finsternis?
    Es war ein Gerücht, mehr nicht. Wusste Lucifuge Rofocale etwa mehr?
    Nun, es konnte Stygia egal sein, so lange sein Thron frei wurde.
    Sie verließ ihre privaten Gemächer und suchte ihren Thronsaal auf, um sich auf dem Knochenthron zu räkeln. Einige Amazonen ihrer Leibgarde nahmen zu beiden Seiten ihrer Herrin Aufstellung.
    »Ein Irrwisch zu mir!«, befahl sie.
    Einer der irrlichternden Hilfsgeister schwirrte heran und imitierte eine Verbeugung.
    »Eile zu
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