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Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.

Titel: Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.
Autoren: Ephraim Kishon
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Schritte . . .
    Ich erreichte den Wasserturm, labte mich ein wenig und fand einen würdigen Greis, den ich höflich fragte, wo bitteschön die Salamanderstraße wäre. Der würdige Greis war etwas taub, also nahm er Zuflucht zur Zeichensprache und wies mich an, immer ostwärts zu gehen und dann scharf nach rechts abzubiegen.
    Ich befolgte seine Direktiven und begegnete einem jungen arabischen Nachtwächter, den ich bitteschön nach der Salamanderstraße fragte. Er teilte mir mit, daß ich eben die jordanische Grenze überschritten hätte, und nahm mich fest. Auf dem Weg zur örtlichen Grenzpolizei gab er seiner Annahme Ausdruck, daß die Salamanderstraße oder so ähnlich in der Gegend sein müßte, aber wo, könne er mir augenblicklich nicht genau sagen.
    Er würde sich in Kuweit bei nächster Gelegenheit erkundigen.

Damenschuhe

    Die Menschenschlange vor der Bushaltestelle reichte bis zum Schaufenster eines Schuhgeschäfts. Ein junges Paar stand vor der Auslage. Die Frau betrachtete die Schuhe, der Blick ihres Gatten verlor sich irgendwo im blauen Nichts.
    »Wie gefallen dir diese hübschen grünen dort«, sagte sie. »Die Farbe würde genau zu meiner neuen Handtasche passen, aber die Stöckel sind zu niedrig, und ich würde mir zu klein vorkommen, schau, diese roten dort drüben wären nicht schlecht, es ist nur schade, daß die Schnalle auf der Seite ist, außerdem gefallen mir diese schwarzen dort drüben viel besser, obwohl sie aus Wildleder sind, und Wildleder wirkt nach kurzer Zeit so schäbig, daß man sich nicht mehr unter die Leute trauen kann, aber dieses gelbe Paar da drüben mit dem grauen Futter würde mir doch gut passen, wenngleich ich wetten könnte, daß sie sie nicht in meiner Größe haben, ich werde es nie verstehen, warum sie diese hübschen Schuhe nie in den kleinen Größen anfertigen, aber schau, diese blauen da drüben, die wären genau das richtige, das ist genau die Farbe von meinem neuen Kaschmirkostüm, aber ich kann diese hohe Verschnürung nicht leiden, das rutscht beim Gehen immer herunter, darum werde ich mich für diese lila Schuhe mit der Kreppsohle entscheiden, obwohl Kreppsohlen in der Hitze nicht angenehm zu tragen sind, schade, diese braunen dort in der linken Ecke dürften aus Lack sein, wenn man damit in den Regen kommt, bleiben scheußliche Flecken, und die silbernen da oben sind besonders lieb, aber die haben so Löcher auf der Seite und da bekommt man immer Sand in die Schuhe und kleine Kieselsteine und diese türkisen da drüben sind auch nicht gut, weil sie zu flache Absätze haben, überhaupt mag ich mehr Schuhe, die weniger auffällig sind wie diese kanariengelben dort, die waren bezaubernd, aber die Masche hier stört mich, ich versteh nicht warum die Schuherzeuger nicht ein bißchen mehr Geschmack entwickeln können, das einzige, was sie interessiert, ist Geld, und diese weißen da wären auch nicht schlecht, nur ist weiß furchtbar empfindlich und schwer sauberzuhalten, und dieses kreidige Zeug, das man darüberschmiert, das färbt immer auf die Strümpfe ab, und diese giftgrünen da wären wunderbar, aber ich habe gehört, daß die spitzen Modelle nicht mehr ›in‹ sind und überhaupt trägt man demnächst Schuhe ganz ohne Verzierungen und hinten kommt irgendein Gummiband hinein, damit man sie beim Gehen nicht verliert, so wie diese hellblauen dort drüben, aber ich vertrage den Gummi nicht, und die da mit dem orangefarbenen Knopf sehen ja ganz gut aus, aber die werden nicht einmal einen Monat lang halten, weil die Stöckel zu hoch sind, und überhaupt das einzige, wofür ihr Männer euch interessiert, ist, daß man gut ausschaut darin, wie man damit geht, ist euch ganz egal, und jetzt komm auf die andere Straßenseite, weil ich habe drüben bei Rothmann ein unwiderstehliches Modell gesehen, und zwar in hahnenkammrot mit einem kleinen Rosenmuster rundherum, was ist mit dir, warum kommst du nicht, um Gottes willen, was ist passiert, Hilfe, mein Mann fühlt sich nicht gut, das muß gewiß die Hitze sein, würden Sie ihn bitte rübertragen zu Rothmann, danke sehr.«

Kraftprobe

    Es war einmal ein Minister, der, wie das so üblich ist, eines Tages etwas ganz Blödsinniges tat. Das ist zwar, wie gesagt, nicht ungewöhnlich, aber aus unerfindlichen Gründen wurde die Bevölkerung diesmal ungeduldig und forderte seinen Rücktritt. Natürlich war sich der Minister seiner moralischen Belastung für die Parteikollegen durchaus bewußt. Er ersuchte daher den
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