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Bauernopfer

Bauernopfer

Titel: Bauernopfer
Autoren: Thomas Peter
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endlich vorbei war, sahen die Beamten, dass der junge Mann versuchte, in die andere Richtung davonzulaufen. Er hatte den Jet umrundet und rannte in Richtung der hinteren Terminals. Damit war Helmuth aus dem Rennen, zwischen all den abgestellten Flugzeugen und dem Versorgungsverkehr nahe der Terminals hatte er keine Chance, Flos Weg zu kreuzen. Johannes konnte jedoch noch rechtzeitig reagieren und den Streifenwagen in einem weiten Bogen um den Jet herum lenken und von dort Richtung Terminal fahren, bis auch ihn ein Service-Lkw mit Bordverpflegung ausbremste. Charly stieß die Tür auf und nahm die Verfolgung zu Fuß auf. Florian Berthold hatte zwar einen Vorsprung von etwa 50 Metern, aber der junge Mann spurtete nun schon eine beachtliche Strecke. Langsam schienen ihn die Kräfte zu verlassen, während Charly noch frisch war. Schnell verringerte sich der Abstand und plötzlich blieb Florian Berthold stehen.
    Gott sei Dank, dachte Charly. Lang hätt’ ich dir nicht mehr nachlaufen können.
    Als er den schwer atmenden Jungen erreichte, der offenbar die Ausmaße des Vorfeldes unterschätzt hatte, trafen auch die beiden Dienstwagen ein und die Kollegen sprangen aus den Fahrzeugen.
    »Was wollen Sie von mir?«, keuchte Berthold, der seinen pumpenden Körper zu einer Abwehrhaltung zwang und selbstbewusst das Kreuz durchdrückte.
    »Warum laufen Sie davon?«, konterte Charly, genauso keuchend.
    »Ich hab mit dem Tod von diesem Bauern nichts zu tun. Ich war noch nie auf diesem Hof«, schrie der junge Mann, obwohl in dieser Ecke des Platzes der Triebwerkslärm gar nicht so laut zu hören war.
    Charly griff in die Jackentasche und hob das Tee in die Höhe.
    »Tja, war ein sauberer Abschlag, aber dann kurz vorm Loch in den Bunker geschlagen, oder?«, kommentierte Johannes. »Wissen Sie nicht, dass man heut fast überall DNA nachweisen kann? Da sollt man seine Ausrüstung nicht am Tatort rumschmeißen.«
    Florian Berthold sah Johannes fragend an. Dann starrte er auf das Tee und man konnte sehen, wie sich seine Gedanken überschlugen. Schließlich ließ er Hände und Schultern sinken und sich widerstandslos die Handschellen anlegen.
    Während der Rückfahrt nach Ingolstadt setzte wieder Schneeregen ein. Florian Berthold saß neben Charly im Fond des BMW und blickte apathisch durch die nasse Scheibe. Die Maschine der British Airways verschwand gerade in den schweren grauen Wolken.
    »Sie sind festgenommen wegen des Mordes am Josef Bichler«, erklärte Charly noch einmal deutlich, um die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen. »Sie müssen gar nix dazu sagen, wenn S’ nicht wollen, und Sie können jederzeit einen Anwalt hinzuziehen.«
    Flo zeigte keine Reaktion.
    »Herr Berthold, Sie waren an dem Samstagnachmittag auf dem Bauernhof und haben den Bichler erschossen.«
    Unbewegt stierte der Angesprochene durch die Scheibe, auf der sich sein Atem niederschlug.
    Charly lehnte sich zurück und sah ebenfalls nach draußen. Auf der linken Spur blieb der nasse Schnee bereits liegen. »Ihre Mutter hat uns gestanden, dass sie ihn erschossen hat.«
    Mit einem Ruck drehte Flo den Kopf und starrte den Kommissar aus zusammengekniffenen Augen an. »Sie war’s nicht«, murmelte er schließlich.
    »Sie würde für Sie ins Gefängnis gehen.«
    »Sie weiß gar nicht, dass … ob ich es war.«
    »Der Skoda Ihrer Mutter wurde gesehen, als er zur Tatzeit aus dem Hof raste. Als wir ihr das vorgehalten haben, hat sie zugegeben, ihn erschossen zu haben.«
    Flo richtete den leeren Blick nach vorn, wo die Scheibenwischer hektisch bemüht waren, die Windschutzscheibe frei zu halten. Nur das Rauschen der Klimaanlage war zu hören. »Dieser blöde Radfahrer, oder?«
    Charly schwieg.
    »Ich kann nicht mal sagen, dass es mir leid tut«, flüsterte Flo. »Ich wollt ihm genau zwischen die Augen schießen. Aber im letzten Moment hat er sich weggedreht. Wie er dann so da lag, mit dem Loch an der Seite«, die gefesselten Hände tippten rechts an seine Stirn, »da kam mir erst die Idee, es nach Selbstmord aussehen zu lassen.« Endlich sah er Charly wieder an. »Sonst hätt ich ihn einfach liegenlassen in seinem Kuhmist.«
    »Und Ihre Mutter hat nichts davon gewusst?«, fragte Charly.
    Berthold schüttelte langsam den Kopf. »Ma war am Vormittag bei ihm. Ich hab auch mitbekommen, dass sie die Pistole dabei hatte. Aber Ma kann doch niemanden erschießen.« Es klang fast liebevoll, so, als hätte er erzählt, dass seine Mutter keine Dampfnudeln zubereiten konnte. Doch
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