Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Titel: Mythor - 071 - Die goldene Riesin
Autoren: Terrid Peter
Vom Netzwerk:
1.
    Schwer lagerte dunkles Gewölk über der Stadt. Der Abend war heraufgezogen; die Zeit war gekommen, die Ereignisse des Tages zu bedenken.
    Dunkel wie der nächtliche Himmel und ebenso schwerlastend wie die gewittrigen Wolken über der Stadt drückten die Sorgen auf dem Gemüt des Mannes, der eine karge Mahlzeit einnahm.
    Der Silberne war finsteren Sinnes. Gamhed, Kriegsherr in der Ewigen Stadt Logghard, hatte wenig Grund, eine glatte Stirn zu zeigen. Probleme gab es, wohin er auch blicken mochte.
    Abgeriegelt war die Ewige Stadt. Der Zugang war versperrt, zu Land durch die Krieger des Shallad Hadamur, auf dem Meer durch die Flotte des Herrschers. Keine Maus schien durchschlüpfen zu können.
    »Vier Monate«, flüsterte der Mann.
    Gamhed stand auf, ging schweren Schrittes hinaus auf den Balkon. In der Ferne verglomm der letzte Rest des Tageslichts. In den Straßen Logghards wurden die Fackeln angesteckt. Aus zahlreichen Fenstern fiel warmer Lichtschein auf die Straßen – aber es gab auch viele Fensterhöhlen, die leer und blind blieben.
    Vier Monde waren vergangen, seit der falsche Luxon gestorben war. Eine lange Zeitspanne im Kampf um eine belagerte Stadt.
    Schlimmer noch als Kampfgetümmel und der Anblick immer gefährlicheren Kriegsgeräts war der Fraß von innen. Die Verzweiflung griff langsam nach den Logghardern. Nicht nur die dort Geborenen ließen den Mut sinken, auch die anderen, die in der Ewigen Stadt lebten, verfielen der Trübsal. Die Gedanken wurden immer zweifelnder, und dieser Fraß verbreitete sich mit großer Geschwindigkeit. »Was tun?«
    Gamhed stützte den Kopf in die abgewinkelte Rechte. Er trug schwer an der Verantwortung für Logghard und die Bewohner der Ewigen Stadt. Je länger sich Logghard hielt, dem Ansturm der Truppen des Shallad Hadamur trotzte, um so härter und grausamer würde die Strafe ausfallen, wenn Hadamurs Truppen die Stadt stürmten und schleiften.
    Gamhed konnte sie sehen. In weitem Ring umgürteten die Zelte die Stadt, und in diesen Stunden loderten allenthalben die Lagerfeuer auf, so zahlreich, daß allein durch ihren Anblick der Mut der Verteidiger sank.
    Wäre doch nur ein Lebenszeichen von Luxon zu bekommen gewesen. Die Loggharder wären damit zufrieden gewesen, hätten sie sichere Kunde über den Verbleib des Mannes bekommen, der als rechtmäßiger Shallad angesehen wurde.
    Überall, in allen Teilen des Riesenreichs, das sich Hadamur zu Unrecht angeeignet hatte, schwärmten die Späher des Silbernen umher, suchten sie nach Menschen, denen Luxon begegnet war. Buruna gehörte zu diesen Spähern. Zusammen mit Lamir von der Lerchenkehle war sie gen Osten gereist, auf der Suche nach Luxon. Von beiden fehlte die Kunde ebenso wie von vielen anderen.
    Kalathee hatte sich durch einen Boten bei Gamhed gemeldet. Sie sei als Büßerin unterwegs, werde sich der Sache Luxons annehmen. Was davon zu halten war, vermochte Gamhed nicht zu sagen.
    Ein Seufzer entrang sich der Brust des Mannes.
    Hinter ihm erklang ein Geräusch. Der Schaft eines Speeres, hart auf den steinernen Boden gestoßen.
    »Tritt ein!« sagte Gamhed. Schrittgeräusche näherten sich langsam.
    Der Silberne sah hinaus auf die Stadt. Wie lange würde sich Logghard halten können? Tage noch? Wochen?
    Gamhed drehte sich herum. Ein Mann war eingetreten, die Kleidung staubig, das Gesicht von Müdigkeit gezeichnet. Quer über die Stirn lief eine dünne, gerade erst verheilte Wunde.
    »Du bist durch den Belagerungsring geschlüpft?« fragte Gamhed den Mann. Er wies mit einer Handbewegung auf den Sessel.
    Der Mann blieb stehen.
    »Hrobon sendet mich«, berichtete er mit leiser Stimme. Er war zum Umfallen müde.
    »Wo ist Hrobon jetzt? Noch einmal – nimm Platz!«
    Erst nach dieser lauten Aufforderung sank der Bote entkräftet auf den Sessel. Bei einer heftigen Bewegung riß die Stirnwunde ein wenig auf. Ein Blutfaden sickerte über die Stirn.
    »Bei Odam, dem Prinzen der Düsternis«, vermeldete der Bote. »Er läßt dich grüßen – es geht ihm gut.«
    Gamhed neigte den Kopf.
    »Hrobon läßt dir melden«, fuhr der Bote fort, während Gamhed ihm aus einem Krug klares Wasser in einen Becher einschenkte – Wein war kostbar geworden in Logghard – und dem Boten darreichte, »daß er eine Spur des Shallad gefunden zu haben glaubt.«
    Der Bote unterbrach sich, um den Trank hinunterzustürzen. Danach klang seine Stimme klarer.
    »Was weiß man über Luxon?«
    »Viel ist es nicht«, sagte der Bote des Heymal. »Hrobon hat
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher