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Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Mythor - 071 - Die goldene Riesin

Titel: Mythor - 071 - Die goldene Riesin
Autoren: Terrid Peter
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zu solch einem Gatten nur bemitleiden.
    Secubo trat vor und kredenzte den Begrüßungstrunk. lugon nippte an dem Getränk, dann verklärten sich seine Züge – mochte er von Frauen nicht viel verstehen, von Wein hielt er eine ganze Menge.
    »Vorzüglich«, lobte Prinz lugon. »Ein rechter Männertrunk.«
    Kein Lob hätte Secubo härter treffen können als dieser Spruch aus dem weichen Mund des Prinzen, der sich mit großer Gebärde auf dem Platz neben Berberi niederließ.
    Die Königin zeigte sich beherrscht, aber Secubo entging nicht, daß sie einen raschen Blickkontakt mit Arruf herstellte und daß der hilflos mit den Schultern zuckte.
    Die Ay-Krieger aus lugons Begleitung machten es sich in der ersten Reihe des Zeltes bequem. Wein wurde ausgeschenkt. Das Fest konnte beginnen.
*
    Secubo wußte es.
    Es mußte einfach eine Katastrophe geben, eine andere Möglichkeit schien unvorstellbar. Das Programm war festgelegt worden und ließ sich beim besten Willen nicht mehr abändern.
    Prinz lugon hatte schon einmal mit deutlichem Interesse nach der Überraschungspastete geschielt – sie einfach aus dem Zelt zu räumen, war danach nicht mehr möglich.
    Secubo sah seine Königin an. Sein Gesicht verriet Ratlosigkeit, das der Königin eine mühsam gezügelte Wut.
    »Bitte!« machte Secubo mit den Augen. »Bei allen Göttern – das nicht!«
    Berberis Augen bekamen einen verträumten Glanz, dann erschien ein boshaftes Funkeln darin.
    Der Blick, den sie Secubo zuwarf, war eindeutig – ein Befehl.
    Secubo klatschte in die Hände.
    Ein paar Musiker griffen nach ihren Instrumenten und begannen zu spielen. Prinz lugon legte den Kopf in die Linke und hörte verzückt zu.
    Secubo ließ die Überraschungspastete von seinen Helfern in die Mitte des Zeltes rollen. Ein allgemeines »Aaahh« ging durch die Reihen der Gäste, als er das Leinen entfernte und das Riesenbackwerk enthüllte.
    »Bedient euch!« forderte Berberi die Gäste auf.
    Die ließen sich nicht lange bitten und griffen zu. Secubo hatte eine Reihe von Messern bereitlegen lassen, mit denen sich die Gäste Stücke aus der Pastete schneiden konnten.
    Es dauerte nicht lange, bis einer die Überraschung begriffen hatte.
    »He!« rief ein junger Soldat und lief rot an. »Da steckt ja ein Weib drin!«
    Nach diesem Ruf dauerte es nicht mehr lange, bis die Überraschung freigelegt war.
    Das Mädchen war eine Tänzerin aus den Ländern jenseits der Grenzen, die noch nicht sehr bekannt waren, eine mandeläugige Schöne in der Tracht ihres Landes – und es mußte dort sehr heiß sein.
    Secubo wagte kaum mehr hinzusehen.
    Das Mädchen hatte einen klar umrissenen Auftrag, und da sie seit Stunden in der Pastete hockte, ohne etwas mitbekommen zu haben, tat sie, was ihr aufgetragen war.
    Die Musiker griffen in die Saiten, und das Mädchen begann zu tanzen.
    Sie verstand etwas davon und heizte den Soldaten gehörig ein. Prinz lugon sah es mit Wohlgefallen.
    Das Gesicht des Prinzen gefror aber zu einer Grimasse des Entsetzens, als das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren und den biegsamen Hüften ihren Auftrag auszuführen begann und dem Prinzen immer näher rückte.
    Berberi saß mit steinernem Gesicht neben dem Prinzen, dem beim Anblick der verführerischen Tänzerin immer jämmerlicher zumute wurde.
    Arrufs Gesicht zeigte einen leichten Anflug von Angst. Secubo schickte ein Stoßgebet zu sämtlichen Göttern und Götzen, daß die Tänzerin genügend Verstand haben möge, ihren Auftrag nicht zur Gänze auszuführen.
    Das Schicksal meinte es gut mit Secubo – das Mädchen setzte sich nicht auf Prinz lugons Schoß, um ihm einen Willkommenskuß zu entbieten. Sie beendete ihre Darbietung mit einer tiefen Verbeugung vor Königin Berberi und verließ dann unter dem Beifall der Gäste das Zelt.
    Secubo stieß einen Seufzer aus, er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Niemals zuvor war ihm ein derart jämmerliches Mannsbild vor Augen gekommen – arme Prinzessin Soraise.
    »Prachtvoll«, sagte Prinz lugon und ließ sich die Trinkschale nachfüllen, »ein wundervolles Fest.«
    Berberis Gesicht und die Miene Arrufs verrieten, daß beide ganz anderer Meinung waren – sie durften sich allerdings zu diesem Thema nicht äußern, wenn sie nicht diplomatische Verwicklungen heraufbeschwören wollten.
    Mit wachsamen Augen verfolgte Secubo den Fortgang des Festes. Die Ays betrugen sich manierlich, die Errohen waren etwas weniger zurückhaltend. Immerhin gewährleistete die Anwesenheit der
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